Immer gut besucht: Das Delfinarium in Duisburg. | Foto: zoos.media

Delfinarien: Manu Reimann blamiert sich

Exklusiv für zoos.media – 21.01.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Fernsehdarstellerin Manu Reimann hat sich mit Aussagen gegen die Delfinhaltung auf ihrem Instagram-Kanal blamiert. Die Aussagen waren leicht zu widerlegen.

Delfinarien: Manu Reimann blamiert sich

Dörte schaut neugierig durch eine Scheibe im Delfinarium des Zoo Duisburg | Foto: zoos.media

VOX, RTL II, Kabel eins – das Reich der Reimanns sind nicht großen TV-Sender, sondern eben die kleineren, hinteren Programme. Von der dortigen “Quotenachterbahn” postet Manuela Reimann, ausgebildete Damenschneiderin aus Bruchsal, hin und wieder auf Instagram. Dort sind rund eine Viertel Million Menschen als ihre “Follower” vermerkt. Der Fake Follower Checker von inbeat.co geht bei einer heutigen Analyse davon aus, dass nicht mal 140.000 davon reale Follower wären, die übrigen Accounts seien inaktiv. Die Followerzahl steigt längst nicht mehr so steil wie es mal war und ihre Beitragslikes zeigten zuletzt deutliche Einbußen.

In solchen Situationen macht es dann für viele Fernsehdarsteller durchaus Sinn, mit Statements auf sich aufmerksam zu machen. Das wurde nun anscheinend auch probiert. So sieht man in ihren Insta-Highlights ein Video von einem großen Pod von Delfinen auf hoher See mit der Hinweis, das so doch jeder Delfin so leben sollte. Mal davon abgesehen, dass Flussdelfine das Meerwasser zum Beispiel schlicht umbringen würde, lässt sogar die Beschreibung des Videos, das sie teilte, sehr deutlich darauf schließen, dass es sich um sein sehr seltenes Ereignis handelt.

Defizitäre Kenntnisse

Das aufgeweckte Delfinjunge Dörte aus dem Zoo Duisburg | Foto: zoos.media

Sie stilisiert also dieses kleine Video zu einem Gegenbild der “Gefangenschaft” hoch und der Bitte “Aquarien mit Delphinen” nicht zu unterstützen. Was sie offenbar nicht weiß: Delfinarien halten gar keine Hochseeformen irgendwelcher Delfinarten. Die am häufigsten gehaltene Art ist der Atlantische Große Tümmler, von dem es unterschiedliche Ökotypen gibt. In Menschenobhut sieht man die “inshore”-Form, häufig auch “Küstentümmler” genannt. Von “Der Westen” auf die Ausführungen Reimanns angesprochen, macht der Zoo Duisburg das auch sehr deutlich.

Ferner betont er: “Forschungen bestätigen das Wohlergehen der Delfine in unserer Einrichtung und den anderen akkreditierten Delfinarien. Zum Beispiel leben Große Tümmler in modernen Delfinarien länger, sind gesünder und weniger gestresst als ihre wilden Artgenossen in der Natur. Sie genießen das Training und schütten Glückshormone während Trainingseinheiten aus, die bei uns wie in allen anderen modernen Delfinarien dem Prinzip der positiven Bestärkung folgen.” Dass sowas von Laien nicht gewusst wird, mag nachvollziehbar sein, aber dann blamiert man sich eben schnell, wenn man sich trotzdem so aus dem Fenster lehnt wie Manu Reimann.

Delfine in seriösen Zoos, Aquarien und Delfinarien geht es gut

Über 150 Experten im Bereich der Meeressäuger sprechen sich deutlich für die Haltung aus und betonen ihre Bedeutung. Versammelt ist dabei das Who is Who des Forschungszweiges. Es gibt nicht eine seriöse Studie, die je haltungsbedingtes Leid eines Delfins in einer modernen und seriösen Haltung hätte nachweisen können. In diesem Bereich des Tierwohls wird sehr intensiv geforscht und die Ergebnisse sind sehr deutlich. Das zeigte sich zuletzt auch in der größten Studie zum Thema, die es jemals gegeben hatte.

Die Forschung, die Delfinarien ermöglichen, ist aber auch für den Schutz der Wildbestände von großer Bedeutung. Beifang ist eine der großen Problematiken im Schutz von Delfinen und anderen Walen. Dazu muss man ihre Wahrnehmung erforschen, um Methoden zu entwickeln, den Beifang zu minimieren. Ohne Zoos und Aquarien wäre das nicht möglich, weil man gewisse Forschungsfragen mit wilden Delfinen nicht beantworten kann. An dieser Forschung, genau wie an den Präsentationen und Shows, nehmen die Tiere freiwillig teil.

Manu Reimann & die Tiere

Graupapagei | Foto: L.Miguel Bugallo Sánchez, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die Tierrechtsindustrie nutzt natürlich aktuell die Ausführungen von Manu Reimann. Ob sie so eine gute Gallionsfigur ist, darf bezweifelt werden, ist sie doch – anders als die Tierrechtler – anscheinend nicht gegen jede Haltung von Tieren. Mit Conny und Manu Reimann ist auch deren Graupapagei Erwin zu gewisser Berühmtheit gekommen. Ob man nach jahrelanger Einzelhaltung eines Tieres, das eigentlich für mindestens Paar- oder bestenfalls Gruppenhaltung vorgesehen ist, in der Position ist, sich glaubhaft für Tierwohl einzusetzen, darf bezweifelt werden.

Ihre Liebe zu Elefanten bekundet Manu Reimann übrigens in einem ihrer Story-Highlights mit einem Ausschnitt aus einem viralen Videos aus einem Zoo in Schweden. So ganz informiert wirkt das dann alles nicht. Natürlich ist es für Fernsehdarsteller generell immer ganz gut als Projektionsfigur zu dienen: die Zuschauer sollen sich selbst in den Medienpersönlichkeiten erkennen. Dadurch entsteht die so wichtige Zuschauerbindung und weil jeder ja irgendwie Tiere mag, besonders in der Zielgruppe, zeigt man dann eben scheinbare Tierliebe.

Wie echt die dann ist, lässt sich von außen kaum quantifizieren. Es ist aber natürlich Teil des Jobs und die wenigsten Zuschauer schauen genauer hin. Wer aber so eine Reichweite hat und sie auch mit Tieren aufbauen will, sollte sich aber zumindest seriös informieren. Den eigenen Papagei nicht vorbildlich zu halten und sich mit falschen Aussagen über Delfine zu disqualifizieren, ist dem dann doch nicht wirklich zuträglich. Wer Tiere wirklich liebt, informiert sich nicht so oberflächlich. Sonst blamiert man sich eben so und stolpert letztendlich in die Grube, die man anderen graben wollte.

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