Gorillanachwuchs im Zoo Duisburg | Foto: zoos media, Lizenz: Erlaubnis des Fotografen

Great Ape Project: Eigentor bei Gorilla-Kastration

Exklusiv für zoos.media – 02.12.2021. Autor: Philipp J. Kroiß

Das Great Ape Project schlägt über Kastrationen von Gorillas in EAZA-Zoos los. Dabei vergisst man offenbar die eigenen Verbindungen zu dieser Praktik.

Great Ape Project: Eigentor bei Gorilla-Kastration

Obgleich der angebliche Skandal um das Gorilla-Erhaltungszuchtprogramm eigentlich schon längst durch die EAZA aufgeklärt wurde, will das Great Ape Project (GAP) wohl trotzdem noch davon profitieren und tönt zum Beispiel auf Facebook, man sei ja schon immer gegen zum Beispiel die von der EAZA durchgeführten Kastrationen gewesen:

Natürlich behauptet GAP weiterhin die EAZA habe die Überlegung überzählige Gorillas zu töten, was ja nicht stimmt: solche Pläne existieren weder unmittelbar, noch mittelfristig.

Great Ape Project & Kastrationen

Silberrücken Kidogo im GorillaGarten des Zoo Krefeld | Foto: zoos.media

Nun gibt es aber das PRIMATE VETERINARY HEALTH MANUAL von der Pan African Sanctuary Alliance (PASA) und darin wird zum Beispiel beschrieben, dass Kastration für Menschenaffen ein gangbarer Weg wäre. Da sieht man nun bei den Danksagungen bezüglich der Sponsoren Folgendes: “Particular thanks also go to our sponsors, including the International Fund for Animal Welfare, Great Ape Project, […] Stichting AAP, […].” Somit bedankt man sich bei einem “Great Ape Project” für das Sponsoring dieses Manuals. Das wurde in einer Diskussion auf Facebook von mir persönlich eingebracht.

Was nun folgte, war die typische Hassrede vom Great Ape Project gegen Menschen, die solche Widersprüche aufdecken. Das stimme ja alles gar nicht, argumentiert man, denn weder habe das Great Ape Project das Manual gesponsert (widerlegt auf Seite 3 des PDF-Dokuments) und es sei auch nirgendwo von Kastration als Empfängnisverhütung die Rede, obgleich diese auf Seite 326 im PDF-Dokument beziehungsweise Seite 325 des Manuals als Kontrazeptionsoption ausdrücklich und für jeden nachlesbar getan wird. Ein Hinweis auf solche Tatsachen wird dann vulgär als “pissblöde Falschbehauptung” bezeichnet und es gibt allerhand Verschwörungstheorien rund um meine Person. Das ist das wahre Gesicht vom Great Ape Project: billigste persönliche Polemik gegen jeden, der mal Umstände aufdeckt, die vom Projekt vertretende Narrative widerlegt.

Inzwischen hat man den Hass-Post wieder gelöscht – wohl auch aus berechtigter Furcht, dass Facebook gegen solche Hassrede nun mal entschieden vorgeht. Man versucht nun sich insofern aus der Affäre zu ziehen, dass es ja das Projecto Gran Simio (PGS), die spanische GAP-Sektion, dieses Manual gesponsert habe und natürlich nie für die dort ausdrücklich als “Option” gekennzeichnete Verhütungsmethode wäre. Das wirkt schon vor dem Hintergrund unglaubwürdig, weil man anscheinend sehr wohl die Praktik in einem Sanctuary goutiert, das man immer wieder als angeblich bessere Alternative zu Zoologischen Gärten anpreist.

Stichting AAP & Kastrationen

Schimpansen-Haltung der Stiftung AAP (2004) | Foto: GerardM at Dutch Wikipedia, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Jetzt war dies allerdings nicht die ganze Diskussion, die das Great Ape Project vor seinen Followern zeigte, denn die Verbindung zwischen dem Great Ape Project und Kastrationen bei Primaten geht noch weiter: die vom GAP ziemlich offen beworbene Stichting AAP war nicht nur ein weiterer Sponsor des oben erwähnten Manuals. Es gibt nämlich eine Untersuchung von Kontrazeptionstechniken bei Primaten der Universität Ghent von Celine Lemmens. Hier bedankt man sich besonders bei dieser niederländischen Stiftung, weil sie ihre Population für die Erhebung überprüfen ließ und da kann man doch lesen: “Moreover, we mapped complications during and after vasectomy and castration performed at AAP in 88 male nonhuman primates.” Und weiter: “Additionally, in male nonhuman primates castration is represented as a safe permanent contraception technique.”

Das passt jetzt so auch wiederum nicht ganz zu den Narrativen vom Great Ape Project: Kastration scheint also dann doch akzeptabel, wenn es die in den Augen der Tierrechtsaktivisten “Richtigen” machen, bei Zoologischen Gärten allerdings soll dies dann plötzlich falsch sein. Das ist ins sich nicht ganz logisch. In dem von den Tierrechtlern so hoch gelobtem “Sanctuary” wurden also schon mindestens 88 männliche Primaten kastriert und das ist in deren Augen überhaupt kein Problem – vielmehr will das GAP ja sogar noch Tiere dorthin vermitteln, wie etwa den Circus-Schimpansen Robby, der zum Glück vor diesem Schicksal gerettet werden konnte. Sobald dann aber EAZA-Zoos anfangen, ebenfalls Primaten zu kastrieren, wird dies dann quasi als apokalyptisch für die Tiere inszeniert.

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