Koala im Werribee Open Range Zoo | Foto: Persian Dutch Network, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Warum man einem Koala NIE die Flasche geben soll

Exklusiv für zoos.media – 27.11.2019 (Übersetzung ins Deutsche mit aktueller Ergänzung: 14.01.2020). Autoren: Tony Greenwoods & Philipp J. Kroiß

Manche Menschen retten Koalas und töten sie direkt danach, indem sie ihnen einen Moment später eine Flasche geben. Dieser Artikel erklärt, warum das passiert und wie man es besser macht.

Warum man einem Koala NIE die Flasche geben soll

Während die Buschfeuer in Australien wüteten und ja auch nach wie vor wüten, waren die Medien voll mit Koala-Rettungen. Dass Menschen diese Tiere retten ist eine gute Sache, danach gaben aber viele Menschen den Koala die Flasche – sie sollten ja Wasser trinken. Das aber ist schlecht. Natürlich hatten diese Menschen gute Intentionen, zumindest hoffen wir das, aber direkt nach der Rettung haben sie die Koalas dadurch getötet, denn Koalas können nicht so Wasser trinken wie wir Menschen es zum Beispiel täglich tun. Dieses Unwissen vieler Menschen tötet Koalas, weshalb zoos.media schon dazu auf Englisch aufgeklärt hat, sobald die ersten Bilder davon auftauchten, denn dieses Praxis fordert immer wieder Todesopfer:

Tötet die Koalas doch nicht, nachdem ihr sie gerettet habt!

Aufgrund zunehmender Naturentfremdung wissen viele Menschen – sogar Australier – nicht, was gut für Koalas ist. Diese Tiere leiden in der Natur massiv unter dem Verlust ihres Lebensraumes und daraus resultierenden, stressbedingten Erkrankungen. Während die jährlichen Buschfeuer wüten, fangen Menschen in Australien an, sie zu retten. Das ist zwar richtig und toll, aber viele Menschen wissen nicht, wie sie danach ordentlich mit ihnen umgehen sollen.

Man sollte einen Koala nie mit einer Flasche Wasser versuchen, die nötige Flüssigkeit zukommen zu lassen. Das hilft den Tieren überhaupt nicht, denn man füllt damit nur deren Lungen, was die Tiere ein paar Tage später umbringen wird. Man sollte einen Koala auch nie mit nach Hause nehmen, weil sie nach der Inobhutnahme besondere Fürsorge benötigen. Wenn sie die nicht bekommen, sterben sie auch. Der Stress bringt sie um und meist auch eine damit verbundene, falsche Ernährung, denn sie sind sehr spezialisiert – nur rund 90 von etwa 1.000 Eukalyptus-Arten sind für diese Tiere überhaupt geeignet. Diese zu finden, ist für Laien völlig unmöglich. Wenn man also schon nur eine der beiden leider weit verbreiteten Unarten an den Tag legt, verurteilt man den gerade geretteten Koala umgehend zum Tode.

Was ihr tun solltet, nachdem ihr einen Koala gerettet habt

Wer einen Koala gerettet hat, sollte ihn so schnell wie möglich in eine spezialisierte Tierklinik eines Zoos oder in ein vertrauenswürdiges Rettungszentrum bringen. In Australien kann so etwas schon mal ein paar Stunden dauern, aber das ist die einzige Chance, dass das Tier langfristig überlebt. Die Herausforderung dabei ist, dass man dem Tier auf keinen Fall etwas zu essen anbieten darf, egal wie groß der Drang dazu ist, und man muss sicher stellen, dass das Tier nicht lange in geschlossenen Räumen ist. Dazu muss man die Tiere von Haustieren, wie Hunden oder Katzen, fernhalten und auf Laute Musik und Rauch muss man auch verzichten.

Wenn man allerdings merkt, dass der Koala dehydriert sein sollte, oder sogar deutlich macht, trinken zu wollen, darf man dazu nie eine Flasche benutzen. Stattdessen braucht es Wasser, dass Menschen auch trinken würden – also Trinkwasserqualität. Damit kann man die Haut und das Fell wässern, weil die Tiere auf diese Art und Weise gut Wasser aufnehmen. Es ist auch möglich, etwas Wasser auf ein Eukalyptus-Blatt zu geben und dies dem Tier zu essen zu geben. Dadurch kann man das Flüssigkeitsreservoire das Tieres wieder auffüllen. Für Laien ist es das Beste aber dafür zu sorgen, dass das Tier in die Obhut professioneller Veterinärmediziner und Tierpfleger kommt – in deren Händen hat das Tier die größten Chancen. Apropos Hände: Wenn man einen Koala händelt, sollte man darauf aufpassen, dass sie scharfe Krallen und spitze Zähne haben.

Wie Koalas die Flüssigkeit bekommen, die sie brauchen

In der Sprache der Aborigines, bedeutet das Wort “Koala” auf Deutsch “kein Wasser”. Warum? Sie haben diese Tiere nie trinken gesehen. Ihren Wasserbedarf decken die Tiere durch den Eukalyptus. In der Natur vermeiden sie es, Wasser auf die typische Art und Weise zu trinken, denn an Wasserlöchern sind die Koalas für Raubtiere sehr leichte Beute. Dank der Evolution und der entstandenen Spezialisierung dieser Art, kommt sie heute völlig ohne zusätzliches Wasser aus, wenn alles normal läuft.

Leider tut es das aber nicht. Die Fragmentierung der Habitate und das beobachtete Trockenerwerden des Eukalyptus in Australien, kann diese Tiere dazu zwingen, zusätzlich Wasser zu trinken. Wenn man das aber in der Natur beobachtet, weiß man, dass da gerade etwas falsch läuft. Bei einer Hitzewelle zum Beispiel, gibt der Eukalyptus weniger Wasser her und so müssen die Koalas zusätzlich Wasser zuführen, um nicht auszutrocknen. Hierbei können auch Menschen helfen, indem sie an geschützten Orten in Tränken den Koalas Wasser anbieten. Auch hierbei gilt: Keine Wasserflasche. Man kann zudem in solchen Fällen die Nase befeuchten oder, wenn es sehr heiß ist, auch das Fell. Danach darf man die Koalas aber nicht an kühle Orte bringen, sonst schadet das ihrem Immunsystem, was sie etwa für Erkältungserreger anfällig macht, an denen sie dann auch sterben könnten.

Koalas in Menschenobhut

In professioneller Menschenobhut kann man sehen, dass den Koalas manchmal Wasser angeboten wird – allerdings immer so, dass es ihnen nicht schadet, sondern nützt. Daher sieht man auch in professionellen Zoos und Aquarien, nie Menschen den Tieren Wasser mit einer Flasche einflößen. Die Koalas bekommen es in einer Schale oder eben über eine Beregnungsanlage. Auch hier wird ausschließlich Wasser genutzt, dass auch Menschen trinken können ohne davon krank zu werden. Die Wasserqualität ist enorm wichtig – nicht nur bei Koalas, sondern allen Tieren in Menschenobhut.

Die Koalas, die man heute in zoologischen Einrichtungen meistens sieht, wurden dort geboren, gerettet oder langsam an die Haltung gewöhnt. Man kann nämlich nicht einfach in die Natur gehen und Koalas – ob in Not oder nicht – von den Bäumen sammeln, in Gehege stecken und sie dann einfach so halten. Die Koalas würden innerhalb weniger Wochen versterben, weil es sie stresst. Dank jahrzehntelanger Erfahrung weiß man aber, wie man diesen Stress vermeiden kann und das ist zum Beispiel bei Rettungen, die nicht mehr auswilderungsfähig sind, auch notwendig.

Zoos können helfen

Moderne Zoos und Aquarien können solchen Tiere die Hilfe und Unterstützung bieten, die sie brauchen und sie sind deshalb auch die besten Orte für gerettete Koalas, denn die Experten wissen genau wie man mit ihnen umgehen muss. Sie können alles Menschenmögliche tun und werden um jedes Leben kämpfen, solange es noch nicht zu spät ist. Aber Zoos sind nicht nur wichtig für das einzelne Tier, sondern auch für das Überleben der kompletten Spezies.

Die Forschung, die Edukation und die Erhaltungszucht zusammen mit Projekten in den Lebensräumen der Koalas können diese Tiere vor dem Aussterben bewahren. So konnten sie schon viele Arten retten, die ohne diese Hilfe heute wohl nicht mehr existieren würden. Hoffentlich gehören auch bald die Koalas dazu, denn besonders gut sieht es nicht für sie aus. Die Population ist schon angezählt und viele weitere Naturkatastrophen hält der Bestand wohl nicht mehr aus.

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