Löwin im Zoo Berlin | Foto: S.Müller, Lizenz: CC BY 2.5

Berlin: Löwe, Wildschwein & Tierrechtler

Exklusiv für zoos.media – 25.07.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Die Löwin von Berlin war wohl doch ein Wildschwein. Da sich Tierhaltungsgegner von Fakten aber sowieso nicht stören lassen, versuchen sie trotzdem ihre Agenda mit der nicht-existenten Löwin zu pushen.

Berlin: Löwe, Wildschwein & Tierrechtler

Es war einmal ein Löwe – so könnte dieser Artikel anfangen. Vor einigen Tagen tauchte ein Video auf, das angeblich einen herumstreunenden Löwen in Berlin zeigen sollte. Offensichtlich tat dieses Video es nicht, aber trotzdem war auf die Aufregung groß. Anschließend ging man davon aus, dass es sich bei dem Tier um ein Wildschwein handeln sollte. Das Netz wurde kreativ und produzierte eine große Menge lustiger Memes, aber auch die Tierrechtsindustrie und ihre Kollaborateure blieben nicht untätig: Sie zogen aus, um die Aufregung für sich zu nutzen.

Nicht vorhandene Löwin soll für Positivliste sorgen

Blick in die Augen eines Transvaal-Löwen | Foto: Dirk-Jan Kraan, Lizenz: CC BY-SA 3.0

So kam eine von der Rechtswissenschaft eigentlich bereits zu Grabe getragene Idee wieder ins Spiel: die Positivliste für Heimtiere. Die ist gar nicht positiv, sondern bedeutet ein Verbot bestimmter Arten für die Heimtierhaltung. Dass man für deren Protegieren eine nicht vorhandene Löwin braucht, zeigt auch schon, wie verloren diese Idee eigentlich ist. Großkatzen generell dürfen in Deutschland nur Menschen halten, die Sachkunde nachweisen und sich behördlich überprüfen lassen. Sie engagieren sich meist auch privat im Bereich Tier- und Artenschutz.

Eine nicht tiergerechte Haltung von Haustieren ist bereits illegal. Genauso ungesetzlich ist es, Löwen zu halten, wenn man keine Sachkunde nachweisen kann. Trotzdem kreieren Tierrechtler und Pseudo-Tierschützer das falsche Bild einer angeblich nahezu völlig unregulierten Tierhaltung in Deutschland. Sie wollen dadurch Haltungsverbote erzielen, die die Tierrechtsindustrie ihrem Ziel, jede Form der Tierhaltung zu verbieten, natürlich näherbringen würde. Es geht bei diesem Anliegen nicht um Tierschutz oder gar Artenschutz, sondern um das Durchboxen einer für die beiden Anliegen sogar schädlichen Agenda.

Politische Ziele

Portrait eines jungen Löwens im Tierpark Hellabrunn | Foto: Martin Falbisoner, Lizenz: CC BY-SA 3.0

So war es dann auch nicht verwunderlich, das sich der Deutsche Tierschutzbund meldet. Der Verein, der mit Tierrechtsorganisationen kooperiert, stand auch an der Seite von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), als der sich für die rechtswidrigen Positivlisten einsetze. Die “Argumentation” des Vereins setzt ein gewisses Maß an mangelnder Fähigkeit zu logischem Denken der Rezipienten voraus. Das ist typisch für den Tierschutzbund, der massiv darauf setzt, dass – aufgrund des wohlklingenden Namens – niemand die kruden Ausführungen aus dessen Richtung wirklich durchdenkt.

Wäre das Tier in Berlin eine Löwin gewesen, hätte das Tier aus einer illegalen Haltung gestammt. Die Löwin war nicht registriert und niemand wusste, wo sie herkommen sollte. Das Tier wäre somit illegal beschafft und illegal gehalten worden. Ein Positivliste hätte daran gar nichts geändert. Wie auch? Sie kann ja nichts illegaler machen, was sowieso schon illegal ist. Zudem ist sie kein magisches Heilmittel, was Illegalität einfach ausradiert.

Tatsächlich würde die Positivliste nur die rechtschaffenden Halter treffen – also Experten, die Sachkunde nachweisen sowie sich an alle tier-, natur- und artenschutzrechtlichen Auflagen halten. Die Menschen, die jetzt schon an kriminellen Machenschaften beteiligt sind hingegen, wird auch eine Positivliste nicht davon abhalten, weiter zu machen. Hätte es also eine Positivliste gegeben, hätte sie auch das Ausbrechen einer solchen ohnehin bereits illegal gehaltenen Löwin nicht verhindert.

Populismus-Parade

Löwin genießt die Siesta in der warmen Sonne im Loro Parque | Foto: zoos.media

Erneut also wurde man nicht nur Zeuge wie aus einer Löwin ein Wildschwein wurde, sondern auch wie mit einem gehörigen Maß populistischer Energie versucht wurde, dieses Sommerloch-Thema politisch zu nutzen. Die “teuerste Safari, die es in deutschen Wäldern je gab“, verschlang wohl mindestens eine ordentliche sechsstellige Summe. Dafür müssen die Steuerzahler aufkommen. Gerade die Tierrechtsindustrie sorgte – trotz angeblicher Wildtier-Experten in ihren Reihen – nicht für Entwarnung, obgleich die Analyse echter Experten am Ende sehr eindeutig war.

Zum Schluss, dass so der Rücken eines Löwen nicht im Profil aussieht, hätten doch auch die zahlreichen Angestellten solcher Vereine kommen müssen, bedenken sie sich schließlich doch gern mit allerlei Titeln, die angeblich Expertise vermitteln sollen. Dass es kein Löwe ist, haben ja sogar Laien sehen können. Allerdings hätte das natürlich die Kampagne gefährdet, die man politisch lancieren wollte, um die Özdemir-Forderung doch noch zu retten. Da sieht man auch wieder: die Tierrechtsindustrie gibt der Agenda konsequent Vorzug vor der Realität.

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