Veröffentlichung des Loro Parque am 13.07.2020
Der Loro Parque auf Teneriffa engagiert sich für den Schutz der Artenvielfalt auch im Sinne des Klimaschutzes und als Prävention gegen Zoonosen – wie COVID-19.
Die richtigen Konsequenzen aus COVID 19 ziehen: Loro Parque engagiert sich für den Schutz der Artenvielfalt auch im Sinne des Klimaschutzes und als Prävention gegen Zoonosen
Während die Welt unter den Folgen des COVID 19-Lockdowns stöhnt, spielen sich weltweit, für die meisten Menschen eher im Verborgenen, zahlreiche Dramen ab, die die Corona-Pandemie (und übrigens auch die Klima-Krise) ganz offensichtlich begünstigen:
Alle vier Sekunden wird global Wald von der Größe eines Fußballfeldes abgeholzt – auch für Palmölplantagen und den Soja-Anbau, wofür wir auch in Europa als Konsumenten eine große Mitverantwortung tragen. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten verlieren durch die Zerstörung ihrer Lebensräume ihre Heimat, mit der Konsequenz, dass täglich bis zu 150 Arten für immer von der Erde verschwinden! Das hat nach den Erkenntnissen vieler Experten negative Konsequenzen auch für die Gesundheit des Menschen! Denn “je mehr die natürlichen Lebensräume schrumpfen, desto größer ist die Gefahr, dass Viren vom Tier auf den Menschen überspringen. Corona ist das jüngste Beispiel”, so Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller anlässlich des Tags der Artenvielfalt im Zoo Berlin im Mai dieses Jahres.
Sowohl aus Sicht des Natur- und Artenschutzes als, damit zusammenhängend, auch des Klimaschutzes sowie der Gesundheitsprävention begrüßen es die Naturschutzexperten des auf der kanarischen Insel Teneriffa gelegenen Loro Parque deswegen ganz besonders, dass der Schutz der Artenvielfalt einer der Schwerpunkte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) ist. Immerhin unterstützt das BMZ weltweit mehr als 500 Schutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 1,8 Millionen Quadratkilometern – der fünffachen Größe Deutschlands und der dreieinhalbfachen Größe Spaniens.
Der in Deutschland und Kontinentaleuropa als Artenschutzbeauftragter für den Loro Parque tätige Diplom-Biologe Wolfgang Rades teilt dazu mit: “Aus meiner Sicht und der Sicht meiner Kolleginnen und Kollegen im Loro Parque und in anderen modernen Zoologischen Gärten sowie in Naturschutz- und Sozialverbänden ist dieses Engagement des Bundesentwicklungsministeriums vorbildlich!”
Das Team des Loro Parque begrüßt es zudem sehr, dass die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung zunehmend erkennen, dass der Natur- und Artenschutz auch für den Klimaschutz eine elementare Bedeutung hat. Rades: “Bekanntlich sind natürliche Ökosysteme wie die Wälder und Moore sowie die Weltmeere als CO2-Speicher von besonders großer Bedeutung für die Stabilität des Weltklimas. Folglich sind die Zerstörung der Wälder, Trockenlegung der Moore wie auch die Verschmutzung und Überfischung der Ozeane auch unter dem Aspekt des Klimawandels fatal für Mensch und Natur!”
Des Weiteren betont der Zoologe und Tierökologe, dass unter dem Eindruck der COVID19-Pandemie zunehmend erkannt wird, dass die Zerstörung natürlicher Lebensräume und die Verfolgung wildlebender Tierarten zur Vermarktung auf asiatischen oder afrikanischen Lebendtier- und Frischfleischmärkten (Wet Markets), wie auch die besonders in der westlichen Welt verbreitete industrialisierte Massentierhaltung das Überspringen von Krankheitserregern von Tieren auf Menschen fördern!
Wolfgang Rades: “Folglich nehmen weltweit die zoonotischen Erkrankungen, wie jetzt COVID 19, stark zu! – Diese Erkenntnis ist für Epidemiologen und Ökologen durchaus nicht neu, ihr wird aber erst jetzt größere Aufmerksamkeit gegeben.” – Wie der Artenschutzbeauftragte des Loro Parque erläutert, wird es uns immer bewusster, dass eine intakte Natur zur Vermeidung von Zoonosen ein bedeutender Faktor für unsere Gesundheit ist. Es sei nun zu hoffen, dass dem Schutz der Biodiversität somit weltweit eine wesentlich größere Bedeutung beigemessen wird.
Für den Schutz der biologischen Vielfalt engagiert sich auch die Loro Parque Fundacion (LPF) als Naturschutzstiftung des von dem deutschen Unternehmer Wolfgang Kiessling 1972 auf Teneriffa gegründeten Loro Parque. Dieser unterstützt das Engagement seiner Naturschutzstiftung mit 10 % der Eintrittsgelder und setzt sich mit der Loro Parque Fundacion seit deren Gründung 1994 weltweit für den Schutz bedrohter Arten und ihrer natürlichen Lebensräume ein. Rades: “Dieses Engagement der Loro Parque Fundacion erfolgt natürlich, wie auch das des BMZ, unter bestmöglicher Einbeziehung der Menschen vor Ort.”
Die Tätigkeitsschwerpunkte der Loro Parque Fundacion liegen im Papageienschutz und dem Schutz mariner Habitate und ihrer gefährdeten Bewohner. Dabei sind Papageien, Menschenaffen, Großkatzen, Meeressäugetiere sowie Haie und Meeresschildkröten wichtige Botschafter für den Arten- und Lebensraumschutz. Diese charismatischen Tierarten sind somit als sogenannte “Flaggschiffarten” in diesem Konzept von elementarer Bedeutung. Denn mit ihrem Schutz werden gleichzeitig zahlreiche andere, eher unscheinbare, aber ökologisch nicht minder wertvolle Tier- und Pflanzenarten in der Natur erfolgreich geschützt. Mit mehr als 21,5 Millionen Dollar hat die LPF seit ihrer Gründung 1994 bereits an die 200 Naturschutzprojekte weltweit gefördert, und konnte dadurch u.a. bereits zehn bedrohte Papageienarten vor der drohenden Ausrottung bewahren.
Weltweit sind die modernen Zoos, die in jedem Jahr von mehr als 700 Millionen Menschen besucht werden, mit jährlich 350 Millionen Dollar mit steigender Tendenz der drittgrößte Förderer von Naturschutzaktivitäten in den natürlichen Lebensräumen bedrohter Tiere. “Allerdings müssen alle Maßnahmen im Natur- und Umweltschutz, bei aller Dringlichkeit, selbstverständlich mit Bedacht, wohlausgewogen und unter Beachtung der vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse umgesetzt werden”, betont der Artenschutzbeauftragte des Loro Parque und erläutert: “Ein grundlegendes Problem des Naturschutzes ist die große Naturentfremdung in einer verstädterten und von virtuellen Eindrücken dominierten Welt! Denn nur wer Tiere – real – kennt, wird die Tierwelt und ihre Lebensräume respektieren und schützen.”
Deswegen ist es dem Biologen ein besonderes Anliegen darauf hinzuweisen, dass Experten es für einen großen Fehler halten, wenn jetzt in Deutschland unter dem Vorwand der Corona-Pandemie radikale Tierhaltungsgegner durch die Einführung sogenannter Positivlisten viel zu undifferenziert die Haltung sogenannter “Exoten” als Heimtiere, selbst bei sachkundigen und engagierten Tierfreunden, verhindern wollen.
Rades dazu: “Natürlich muss die Haltung von Wildtieren in Menschenhand verantwortbar für Mensch und Tier sein! “Gelegenheitsliebhaber” sollten keinesfalls exotische Tiere als falsch verstandene Statussymbole missbrauchen dürfen!” – Folglich müssten die leider immer noch auftretenden “schwarzen Schafe” unter den Tierhaltern konsequent sanktioniert werden, allerdings müsse dies, wie auch in einer Stellungnahme des Bundesamts für Naturschutz im April 2020 dargestellt, differenziert und mit dem nötigen Augenmaß geschehen! Wolfgang Rades: “Dafür sind sowohl verstärkte Maßnahmen und Kontrollen zur Reduzierung des illegalen Handels mit Wildtieren ebenso erforderlich, wie eine nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen für die lokale Bevölkerung und indigene Gemeinschaften in den Schwellenländern gesichert werden muss.” (Siehe dazu auch das BfN-Papier)
Zudem betont der Artenschutzbeauftragte des Loro Parque, dass, “wenn ernsthafte und hinreichend sachkundige und zuverlässige Tierfreunde Wildtiere in menschlicher Obhut verantwortungsvoll und im Einklang mit den gesetzlichen Vorschriften im Arten– und Tierschutz sowie natürlich unter Einhaltung entsprechender hygienischer Vorgaben pflegen, dies auch pädagogisch und kulturell und im Sinne des Natur- und des Tierschutzes als grundsätzlich positiv zu sehen ist!” Denn es müsste natürlich vermieden werden, dass “sich unsere ohnehin bereits eklatant naturentfremdete Gesellschaft nicht mehr für die Tierwelt und deren Bedürfnisse interessiert!”
Deswegen unterstützen der Verband der Zoologischen Gärten VdZ, (dessen einziges spanisches Mitglied der Loro Parque ist) ebenso wie die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und die gemeinnützige Initiative Frogs & Friends angesichts der sechsten globalen Aussterbewelle auf der Erde aus gutem Grund das Projekt “Citizen Conservation“.
Dieses Projekt kümmert sich unter Einbeziehung privater Experten derzeit insbesondere um hochgradig bedrohte Amphibien und Fische. Rades: “Dabei zeigt Citizen Conservation eindrucksvoll, dass fachlich gut betreute private Initiativen im Natur- und Artenschutz eine wichtige Ergänzung des Engagements der modernen Zoologischen Gärten bei der Umsetzung des One Plan Approach (OPA) der Internationalen Naturschutzunion IUCN sein können. Der One Plan Approach sieht ein kombiniertes Vorgehen von Naturschutzprojekten in der Natur (in situ) mit den koordinierten Erhaltungszuchtprogrammen in menschlicher Obhut (ex situ) vor. Dabei ist angesichts der Dimension der sechsten globalen Aussterbewelle nach Meinung von Experten eine Unterstützung des ex situ-Naturschutzes in modernen Zoos durch die koordinierte Einbeziehung sachkundiger Liebhaber insbesondere im Bereich der Aquaristik und Terraristik sowie der Vogelhaltung von großer Bedeutung.”
Hinsichtlich der im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie diskutierten hygienischen Bedenken betont Wolfgang Rades, dass es sich natürlich unter den in der Regel in Europa gegebenen hygienischen Bedingungen verbieten würde, die Situation mit den für Mensch und Tier katastrophalen Bedingungen auf den asiatischen “Wet Markets” zu vergleichen. Der Biologe betont zudem, “dass auch epidemiologisch das Auftreten einer zoonotischen Pandemie insbesondere durch Amphibien, Reptilien und Fische äußerst unwahrscheinlich ist.”
Vor diesem Hintergrund weist der Artenschutzbeauftragte des Loro Parque darauf hin, dass, “bei aller Notwendigkeit verbesserter Regularien für die Tierhaltung auch im privaten Bereich, die Forderung nach einer pauschalen Einführung von Positivlisten demzufolge sowohl für den Natur- und Artenschutz als auch den Tierschutz ein ähnlicher Irrweg ist, wie die ideologisch motivierte Forderung selbsternannter “Tierrechtsaktivisten” nach einer Abschaffung der modernen Zoos!”
Die gesellschaftliche Bedeutung moderner Zoologischer Gärten würde nach Ansicht von Wolfgang Rades nirgends anschaulicher dargestellt als in dem Ausspruch seines ehemaligen Hochschullehrers Professor Gunther Nogge, der damals auch Direktor des Kölner Zoos war, in dem es heißt: “Wenn es noch keinen Zoo gäbe, man müsste ihn dringend erfinden!”
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