Junge Galapagos-Riesenschildkröte im Loro Parque auf Teneriffa | Foto: Loro Parque

Loro Parque: Vier Galapagos-Riesenschildkröten geschlüpft

Exklusiv für zoos.media – 14.11.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Es ist ein außergewöhnlicher Meilenstein für die Erhaltung dieser bedrohten Art. Die erfolgreiche Nachzucht krönt jahrelange Bemühungen des Loro Parque die Spezies zu züchten.

Loro Parque: Vier Galapagos-Riesenschildkröten geschlüpft

An dieser Liebesgeschichte nahmen und nehmen Millionen deutscher TV-Zuschauer Anteil. Tom ist ein echtes Urgestein des Loro Parque. Die Galapagos-Riesenschildkröte hat schon Millionen von Besuchern begrüßt. Umso größer war die Freude, als sich Tom anschickte mit der seiner Partnerin Tomasa für Nachwuchs zu sorgen. Doch seine Avancen wurden für sie bald zum Problem. Das war Thema der Erfolgssendung “Papageien, Palmen & Co.“, die für die ARD, dem ersten deutschen Fernsehen, produziert wurde.

Wiener Mädel sorgt für Abhilfe

Galapagos-Riesenschildkröte Tom im Loro Parque | Foto: zoos.media

Vor den Augen von Millionen Zusehern konnte das Problem durch die Experten im Loro Parque schnell gelöst werden. Ronaldiña kam aus Wien, wo die Haltung der Galapagos-Riesenschildkröten 2011 endete. Nun konnte Tom seine Manneskraft auf gleich zwei Weibchen verteilen. Das war eine Win-Win-Win-Situation. Im Jahr 2013 kam es dann zur ersten Eiablage. Nun ist aber diese Schildkrötenart nicht so einfach zu züchten. Ein potentes Männchen und eierlegende Weibchen sind gute Voraussetzungen, aber keine Erfolgsgarantie.

Die besonderen Schildkröten sind nämlich bei der Paarung nicht zimperlich, um es vorsichtig zu sagen. Dazu ist das Aufsteigen für die Männchen recht kompliziert. Es muss also dann doch Einiges passen, dass es auch wirklich zu befruchteten Eiern kommt. Als wäre dann die Paarung nicht schon anstrengend genug gewesen, muss das Weibchen die Eier auch noch verbuddeln – und zwar blind, weil sie nicht hinter den eigenen Panzer schauen kann. Das kostet das Weibchen viele Stunden über mehrere Tage.

Wenn man es also als Zoologischer Garten schafft, diese Art zu züchten, ist wahrlich großes Gelungen. Zum Glück gelingt das immer mehr Zoos und Aquarien, wie nun auch dem Loro Parque. Das ist wichtig, um die Art weiter erforschen zu können. Denn der Schutz dieser Art mit all seinen Unterarten basiert im Wesentlichen darauf, welche Erkenntnisse in modernen zoologischen Institutionen gesammelt werden können. Auch mit dieser Geburt im Loro Parque wird man also wichtige Daten sammeln können, die man in der Natur niemals bekommen würde.

Besondere & bedrohte Art

Diego, eine Hood-Island-Riesenschildkröte (Chelonoidis hoodensis) an der Charles Darwin-Forschungsstation in Santa Cruz auf Galapagos | Foto: Kaldari, Lizenz: CC0 1.0

Nicht nur wegen ihrer Größe ist die Art enorm besonders. Aktuell geht man von 15 Unterarten aus, von denen nur noch 12 überhaupt existieren. Sie alle stammen wohl von einer Vorfahren-Art aus Südamerika ab. Durch genetische Isolation im Rahmen der Evolution scheinen dann die Unterarten entstanden zu sein. Diese Einteilung wird aber immer wieder auch in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Einige wollen die Unterarten zu Arten machen, andere sprechen nur von vier evolutionär signifikanten Einheiten.

Erschwerend kommt hinzu, dass es nicht so einfach ist, eine Art einer Lokalität zuzuordnen. Von 22 Exemplaren am Vulkan Wolf konnten nur 16 der dort eigentlich verorteten Unterart zugeordnet werden. Daran sieht man, dass es nicht so einfach ist, diese Art und ihre Unterarten wirklich zu fassen. Zweifelsohne aber ist die Art insgesamt bedroht. Gab es im 16. Jahrhundert über eine Viertel Million Tiere der Art, waren es in den 1970er Jahren nur noch 15.000 Exemplare. Schon früher aber war klar, dass etwas getan werden musste.

Seit Mitte der 1960er Jahre werden auf verschiedenen Inseln junge Schildkröten in Menschenobhut aufgezogen und dann wieder ausgewildert. So will man die hohen Verlustraten beim natürlichen Aufwachsen verringern. Dazu gibt es auch zu bestimmten Arten oder Unterarten Zuchtprogramme von denen aus auch ausgewildert wird. In Zoos und Aquarien sind unterartenreine Tiere sehr selten. Trotzdem sind sie nicht nur wichtige Botschafter, sondern auch sehr wichtig für die Forschung, um die In-Situ-Arbeit zu optimieren.

Schlüssel zur Zukunft

Eingang des Loro Parque in Puerto de la Cruz auf der Kanaren-Insel Teneriffa | Foto: zoos.media

Die Haltung und Zucht dieser Tiere ist, was der Art oder eben den Arten die Zukunft sichern wird. Das Besondere dabei ist, dass man sie züchten muss, während quasi die genaue Organisation innerhalb der Art oder Arten verhandelt wird. Dazu kommt auch ein teils unklarer Status verschiedener Tiere. Heutzutage weiß man von in der Natur gesammelten Tieren meist nicht nur die Art, sondern auch den Herkunftsort, um entsprechend punktuell züchten zu können. Das war nicht immer möglich oder gar üblich. Tiere aus dieser Zeit leben nach wie vor und auch für sie ist Nachwuchs in Bezug auf ihr Tierwohl wichtig. Zudem scheint (Unterarten-)Hybridisierung auch in der Natur üblich.

Daher ist jede erfolgreiche Zucht ein großer Erfolg im Rahmen eines riesigen Komplexes, um diese Art zu erhalten. In den letzten Jahren gelingt das zum Glück immer mehr Institutionen. So macht auch die Geburt im Loro Parque auf Teneriffa große Hoffnung, die Zucht dieser Art, Arten und Unterarten immer größer aufziehen zu können. Daher passiert aktuell sehr wichtige Pionierarbeit, um irgendwann das große Ziel zu erreichen, die Riesenschildkröten von Galapagos vor dem Aussterben gerettet zu haben. Das wäre ohne Zoologische Gärten und die Zucht dort nicht möglich.

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