Schimpanse im Zoo Krefeld | Foto: zoos.media

Mark Benecke: Mit Lügen zur Mahnwache?

Exklusiv für zoos.media – 30.12.2021. Autor: Philipp J. Kroiß

Mit des- und fehlinformierenden Behauptungen ruft Dr. Mark Benecke zu einer Mahnwache vor dem Krefelder Zoo auf. Der Artikel kommentiert dies und ordnet ein.

Mark Benecke: Mit Lügen zur Mahnwache?

Tierrechtler rufen aktuell zu einer mehr als geschmacklosen Mahnwache gegen den Zoo Krefeld auf. Diesen Leuten hat sich Mark Oliver Benecke angeschlossen – ehemals in den Medien als Kriminalbiologe zu überschaubarerer Berühmtheit gelangt, fühlt er sich offenbar nun befähigt, über die Menschenaffen-Haltung im Zoo Krefeld urteilen zu können. Schon beim Aufruf zu dieser Veranstaltung des- und fehlinformiert er drastisch, was Fragen zu einer kompetenten Beurteilung der Lage aufwirft:

Keinerlei Ahnung von den echten Haltungsumständen?

Erstmal leben die beiden nicht in einem “Bunkerraum”. Es handelt sich dabei um eine Innenanlage für Gorillas – also sogar noch voluminöseren Menschenaffen als Schimpansen es sind. Die Anlage ist bestens für sie neu eingerichtet worden, bietet den Tieren alles, was sie im Laufe der Zeit nach dem Brand brauchten. Es war und ist die bestmögliche Lösung für die Tiere, aber nun kommen wir zu einer sehr dreisten Behauptung: “Änderung ist nicht in Sicht.” Das ist einfach vollkommen falsch. Sie ist bereits seit längerem in Sicht und bereits vor Weihnachten wurde der Bau der Außenanlage genehmigt.

Das so dreist in dem Post zu verschweigen, ist schon außerordentlich alarmierend. Wie sollen die Veranstaltungsteilnehmer, die nicht mal die aktuelle Lage der Tiere zu kennen scheinen, denn ernst genommen werden können? Das ist so, als würden Mathelehrer für bessere Schulbildung demonstrieren und dabei das Einmaleins nicht ohne Taschenrechner bewältigen können. Ebenfalls von Unkenntnis zeugt, wenn man sich angeblich für das Wohl der Schimpansen interessiert und sich dann an die Seite mehr als fragwürdiger Organisationen wie dem Great Ape Project (GAP) stellt, dem zwischen dem Eigentor zur Gorilla-Kastration und der Bewerbung der Mahnwache, zu der auch das Teilen des falschen Benecke-Beitrags gehörte, nicht bedeutend viel als substanzlose, persönliche Polemik gegen Menschen eingefallen ist, die die falschen Narrative der Organisation bereits häufiger aufgedeckt haben. Zudem hatte das Projekt bereits zuvor die Verbringung der beiden Schimpansen in eine für die Tiere offenbar völlig ungeeignete Haltung vorgeschlagen, bei der aber der “CEO” des deutschen GAP wohl natürlich nur rein zufällig auch im Advisory Board sitzt.

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Was sagen echte Experten?

Benecke und GAP seien bei der Mahnwache “nebst aller Tierschutz-Gruppen” zugegen. Bisher ist fraglich wer diese “alle” denn sein sollen. Schon in der Presse-Einladung wähnt man sich ja der Unterstützung von Dr. Jane Goodall und bezieht sich dabei auf eine Veröffentlichung vom Jane Goodall Institut Deutschland e.V., in der Goodall zitiert wird. Inwieweit dieses Zitat echt ist, lässt sich von außen anhand der Veröffentlichung nicht überprüfen. Sehr wohl echt sind aber zwei Gutachten von Patrick van Veen, Präsident des Jane Goodall Instituts Global (JGI), aus Januar und August 2021, die von Krefelder Zoo veröffentlicht wurden.

Er hatte sich, zusammen mit Alison Cronin, Leiterin von Monkey World in Großbritannien, und Tom de Jongh, Vize-Koordinator des Europäischen Erhaltungszucht-Programms (EEP) für Westafrikanische Schimpansen im Burgers Zoo Arnheim, auch gegen die vom Great Ape Project vorgeschlagene Pseudo-Lösung der Verbringung der Tiere in das “Sanctuary” ausgesprochen. Tatsächlich plant der Krefelder Zoo nämlich für Bally und Limbo noch viel mehr als nur ein Außengehege: Im Rahmen des Artenschutzzentrums Affenpark wird um sie herum nicht nur eine neue Gruppe aufgebaut werden, sondern sie bekommen eine komplett neue Anlage.

Wie wichtig die Menschenaffen-Haltung in modernen Zoologischen Gärten ist und wie falsch der Ansatz der Tierrechtler, erklärt Artenschutz-Experte Wolfgang Rades in diesem Video:

Die Mahnwache ist somit völlig substanzlos. Dabei wird nicht wirklich gewacht, sondern es werden eher vor der Realität die Augen verschlossen. Viele Krefelder haben nach dem Brand gezeigt, dass sie ehrlich Anteil nehmen und den Zoo unterstützen – auch dank der vielen Menschenaffen-Begeisterten, die die Haltung innerhalb der Stadtgrenzen und darüber hinaus hervorgebracht hat, kann nun ein supermodernes Zentrum für ernsthaften und seriösen Menschenaffen-Schutz entstehen. Diese Mahnwache wird dies – auch trotz des konsequenten Leugnens dieser “Änderung” – nicht verhindern.

 

Ergänzung vom 04.01.2022: Zur Mahnwache kamen, nach Polizeiangaben rund 80 Personen.
Gestern veröffentlicht das WAMS dieses Video:

Zu sehen ist ein Schimpanse, der in tatsächlicher Bunker-Atmosphäre, der sich aus Plastikschalen, Früchte nimmt. Man sieht sehr deutlich, dass die Haltung um Zoo Krefeld gegenüber so einem Zustand superior ist.

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