Exklusiv für zoos.media – 03.11.2019. Autor: Philipp J. Kroiß
In den Medien und für die Tierrechtsindustrie tritt Naomi Rose häufig als Expertin für Orcas oder andere Delfine auf – aber ist diese Bezeichnung wirklich gerechtfertigt?
Ist Naomi Rose Expertin für Orcas?
Wer sich mit der Haltung von Walen in Menschenobhut beschäftigt, stößt früher oder später auf Ausführungen einer gewissen Naomi Rose. In den Medien wird die Biologin gerne als Orca-Expertin präsentiert. Sie arbeitet beim Animal Welfare Institute (AWI). Das klingt alles total wissenschaftlich auf dem ersten Blick. Ein bisschen Risse bekommt es, wenn man merkt, dass das AWI kein Institut ist, wie man es sich vielleicht vorstellt, sondern einfach nur eine NGO, die auch mit unseriösen und unwissenschaftlichen Organisationen wie PETA kooperiert und sich damit als Teil oder zumindest Unterstützer der Tierrechtsindustrie outet.
Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen der Naomi Rose
Der Blog “uptonobersvations” hat sich mal genauer die Veröffentlichungen der angeblichen Expertin angeschaut, die sich als “Schwertwal-Biologin” vorstelle und die über 30 wissenschaftliche Paper geschrieben oder zumindest an ihnen mitgeschrieben haben wolle. Google Scholar verzeichnet 31 so genannte “paper”. Nur 14 davon sind peer-reviewed, der Rest sind unveröffentlichte Arbeiten, wie etwa ihre Dissertation aus dem Jahre 1992, Duplikate, Kapitel in Büchern oder Präsentationen bei Meetings. Bei den 14 also wirklich ernst zunehmenden Veröffentlichungen geht es um Policys, nicht um Biologie – bis auf ein Paper über See-Elefanten aus dem Jahre 1991. Keine einzige Publikation beschäftige sich also mit der Biologie von Orcas, fasst der Autor des Blogs die eigene Analyse zusammen, die jeder selbst nachvollziehen kann.
Sie mag also vielleicht eine Spezialistin für Policys sein, die vor inzwischen fast 30 Jahren eine unveröffentlichte Dissertation über Orcas geschrieben hat, keine “Schwertwal-Biologin”. Zur Promotion in Deutschland ist übrigens die Veröffentlichung der Dissertation obligatorisch. Dieser Fall zeigt erneut, wie wichtig es ist, wirklich jede Kleinigkeit im Marketing-Material der Tierrechtsindustrie zu hinterfragen. Naomi Rose wurde schon auffällig und fragwürdig als sie SeaWorld erpressen wollte.
Naomi Rose und Keiko
Naomi Rose übernahm, damals als Chefbiologin der Tierrechtsorganisation Humane Society of the United States (HSUS), die Kontrolle über das Projekt, das den Orca Keiko, bekannt aus “Free Willy”, auswildern sollte. Die HSUS war mit dem Earth Island Institut übereingekommen: “Auswilderung – koste, was es wolle!” In den Reihen der Free Willy Keiko Foundation (FWKF) gab es schon das Credo “better dead than fed” (lieber tot als gefüttert), beschreibt Mark Simmons die Haltung der Tierrechtsgruppen, die im Projekt bis zum bitteren Ende die Entscheidungen trafen.
Naomi Rose, die damals die Fäden für die HSUS in der Hand hielt, sowie andere Vertreter der Tierrechtsindustrie wollten sich nicht eingestehen, dass Keikos Gewöhnung an und die daraus entstandene Abhängigkeit von Menschen zu groß war, um das Projekt zum Erfolg führen zu können. Die angebliche Orca-Expertin erkannte anscheinend das Offensichtliche nicht oder verweigerte sich dieser Erkenntnis. Letztendlich starb Keiko an einem leicht vermeidbaren Zustand, wie Mark Simmons, der selbst Teil des Projekts war, schließlich zusammen fasst. Er nennt dieses Projekt auf Basis seiner fachmännischen Analyse “the most famous case of animal abuse the world could not yet fathom”, den “berühmtesten Fall von Tiermissbrauch auf der ganzen Welt, den man bis heute nicht ermessen kann”. Mit dafür verantwortlich ist Naomi Rose.