31.03.2025: Das frisch geborene Orca-Baby schwimmt nach der Geburt neben Morgan. | Foto: Loro Parque

Orca-Baby im Loro Parque: RTL lügt wieder mal

Exklusiv für zoos.media – 03.04.2025. Autor: Philipp J. Kroiß

Pointiert könnte man sagen: RTL schreibt bei PETA ab. So ist der aktuelle Artikel zum Orca-Baby im Loro Parque nicht nur durch die radikale Tierrechtsorganisation PETA inspiriert, sondern auch schlicht falsch.

Am 31.03.2025 gebar die gerettete Orca-Dame Morgan ein gesundes Baby. | Foto: Loro Parque

Orca-Baby im Loro Parque: RTL lügt wieder mal

Der deutsche Sender RTL ist eigentlich bekannt für Shows und Trash-TV. Etwa seit 2020 versucht er sich aber auch vermehrt als seriöses journalistisches Medium zu präsentieren. Das Ergebnis sind News-Formate, die wirken wie ARD, aber eben nur mit noch sehr viel mehr Werbung. So wirkt es insgesamt wenig überzeugend. Seriöse Berichterstattung muss man dezidiert suchen. Die Suche ist dann aber doch recht selten erfolgreich. So ist auch ein aktueller Hetz-Artikel gegen den Loro Parque keine Ausnahme der unterirdischen Performance des Senders, wenn es um News geht. Man könnte es – passend zum eigentlichen Markenkern von RTL – als Trash-News bezeichnen.

„Umstrittener Teneriffa-Tierpark“ nennt RTL einen der besten Zoos der Welt

Robin Ganzert (Präsidentin von American Humane) und Wolfgang Kiessling (Präsident des Loro Parque) bei der Verleihung des „Humane Conservation“-Zertifkats. | Foto: Loro Parque

Schon in der Überschrift wird gehetzt. Der Loro Parque ist ein renommierter, akkreditierter und moderner Zoologischer Garten mit einer Geschichte, die sich über mehr als ein halbes Jahrhundert erstreckt. Dank der angeschlossenen Stiftung wurden 12 Arten vor dem Aussterben bewahrt. Insgesamt investierte die Stiftung des Loro Parque schon über 29.000.000$ in über 240 Natur- und Artenschutz- sowie Forschungsprojekte in über 36 Ländern. 100% einer Spende gehen direkt in diese Projekte.

Dazu kommen zahlreiche Preise für den Park, sowie die Gründer und Mitarbeiter. So war zum Beispiel der Loro Parque der erste Zoo in Europa, der das Tierschutz-Zertifikat „Humane Conservation“ erhielt, das global die tierschutzfreundlichsten Zoologischen Gärten zertifiziert. Daher ist auch der zweite Teil der Überschrift – „Tierschützer laufen Sturm“ – ein Märchen von RTL. Im Medienunternehmen schafft man es wohl nicht zwischen Tierschützern, die an der Seite des Loro Parque gemeinsam für Tierwohl kämpfen, und der Tierrechtsindustrie, die jede Form der Tierhaltung abschaffen will und daher auch gegen Orca-Haltung Sturm läuft, zu unterscheiden.

RTL schreibt: Der Loro Parque gelte als umstritten, „weil dort Meeressäuger in Gefangenschaft gehalten werden“. Zootierhaltung hat mit Gefangenschaft nichts zu tun. Über 150 renommierte Experten unterstützen die Haltung von Meeressäugern in Zoos und Aquarien. Zudem berichtet RTL selbst über zahlreiche Zoos mit Meeressäugern in ihrer Obhut in Deutschland – in mindestens einem hat man sogar eine Patenschaft übernommen – ohne sie als umstritten zu bezeichnen, was ja auch – genauso wie es das beim Loro Parque ist – widersinnig wäre.

RTLs Quelle ist PETA

Diesem Hund wurde von PETA die Chance auf ein neues Zuhause genommen. Zehntausenden Haustieren ging es ähnlich. | Foto von http://whypetakills.com (Nathan J. Winograd)

Tierschützer hat RTL wohl gar nicht erst gefragt. Basis der Berichterstattung ist, laut eigener Darstellung im Artikel, ein Social-Media-Post der radikalen Tierrechtsorganisation PETA. Die hat zwar selbst schon deutlich gemacht, gar keinen Tierschutz zu machen, aber das scheint RTL-Redakteure nicht davon abzuhalten, den Verein trotzdem als „Tierschutzorganisation“ zu bezeichnen. RTL zitiert PETA dabei unkritisch und unhinterfragt.

So schreibt RTL zu der Forderung von PETA, die Tiere in ein Netzkäfig-Projekt zu bringen: „Dass der Park [gemeint ist der Loro Parque, Anmerkung der Redaktion] mit den Orcas als große Tourismus-Attraktion diesem Wunsch nachkommt, ist wohl unwahrscheinlich.“ Was RTL verschweigt: Es ist sogar unmöglich. Es existiert nicht ein Netzkäfig für Orcas auf der ganzen Welt. Überhaupt gibt es nur ein „Sanctuary“, wie die Tierrechtsindustrie die Netzkäfige euphemistisch nennt, was RTL natürlich auch übernommen hat, für Wale und das funktioniert nicht. Dieses Projekt kennt RTL auch. Es hat selbst darüber schon – wenig überraschend falsch – berichtet.

PETA hat – anders als der Loro Parque – nicht eine einzige Art gerettet. Vielmehr wird umfassender Natur- und Artenschutz von PETA bekämpft. Stattdessen ist die Organisation verantwortlich für über 50.000 tote Tiere. Schaut man sich die bisher veröffentlichten Daten der letzten rund 10 Jahre – also von 2013 bis zum Wirtschaftsjahr 2022/2023 – an, so investierte PETA Deutschland im Durchschnitt nur rund 4,3% pro Jahr in das, was man beim Verein „Karitativer Tierschutz“ nennt. Das ist ein verschwindend geringer Betrag. Zudem ist unklar, was mit dem Begriff in der Bilanz überhaupt gemeint ist. Seriös ist das nicht.

RTL scheitert an Grundlagen

PETA ist für jeden ordentlichen Journalisten keine seriöse Quelle. Die radikale Tierrechtsorganisation ist bekannt für Lügen, Fehlinformationen und Manipulationen. Eigentlich sollten solche Grundlagen in der RTL-eigenen Journalistenschule unterrichtet und durch interne Qualitätskontrolle abgesichert werden, damit Autoren, wie – für diesen Artikel verantwortlich – „cau“, keine Fehlberichterstattung betreiben. Hier hat RTL wohl offensichtlich versagt.

Es reicht offenbar nicht, wenn ein Konzern Personal aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk einkauft, um sich als seriöses Nachrichten-Medium zu positionieren. In erster Linie muss man dazu seriös berichten. Das ist die Grundlage. Dies hat RTL einmal mehr nicht geschafft. Das einzige, was RTL geschafft hat, ist eine Pressemitteilung des Loro Parque mit einem Spin zu berichten, den man letztendlich von PETA abgeschrieben hat. Eigene Recherche-Leistung ist nicht zu erkennen und mit der Realität hat das Ergebnis nichts zu tun.

Das ist besonders ärgerlich für die Journalisten im RTL-Konzern, die wirklich hart arbeiten, um ordentliche Ergebnisse zu erzielen. Leider bestimmt aber nicht deren Arbeit die Schlagzeilen von RTL, sondern der Konzern prägt durch solche völlig falschen Artikel wie diesen sein Gesicht nach außen. Sollte RTL irgendwann mal tatsächlich ernsthaft als verlässliche Quelle von ordentlichem Journalismus gelten wollen, muss sich der Konzern von Akteuren trennen, die solche Artikel nicht nur schreiben, sondern auch durchwinken. Sonst sind all die Millionen, die der Konzern aufwendet, um sich journalistischer zu präsentieren, verschwendet.

Diesen Beitrag teilen