Das "white bunny" ist das Symbol der radikalen Tierrechtsorganisation PETA. | Foto: The Photographer, Lizenz: CC0 1.0

PETA ist jetzt Aktionär von Facebook

Exklusiv für zoos.media – 03.07.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Die radikale Tierrechtsorganisation PETA ist zum Aktionär von Facebook geworden. Wir erklären die Hintergründe und skizzieren die Bedeutung dieses Schrittes.

PETA ist jetzt Aktionär von Facebook

Chihuahua Maya – von PETA den Besitzern entwendet und getötet | Foto von http://whypetakills.com (Nathan J. Winograd)

Dass PETA im Bereich Aktienkauf unterwegs ist, ist nichts Neues. So konnte PETA mit seinen SeaWorld-Aktien etwa Profite erwirtschaften, weil sie sich zu einem geschickten Zeitpunkt ein Aktienpaket sicherten als die Aktie am Boden lag. Nun profitieren sie davon, dass sich das Vergnügungspark-Unternehmen, gegen ihren ausdrücklichen Wunsch und Plan, erholt. Nun wurden aber auch Aktien von Facebook gekauft – das ist nicht billig: Goldman Sachs hält zum Beispiel wohl 1% im Wert vom 850.000.000$ (Stand 2012). In der Pressemitteilung der radikalen Tierrechtsorganisation wird nichts darüber ausgesagt, wie viel Anteil sie nun haben.

Dass Tierrechtler bei Facebook mitmischen, ist letztendlich auch keine Überraschung, denn wir hatten ja bereits über das Open Philantrophy Project von Facebook-Mitbegründer Dustin Moskovitz und seiner Frau Cari Tuna berichtet. Angeblich hat nun PETA die Aktien erworben, um, nach eigenen Angaben, gegen die “Zensur” ihrer Videos vorzugehen. Angeblich habe man genug Aktien erworben, um eine Aktionärsresolution einreichen, an den Jahresversammlungen des Unternehmens teilnehmen und den Führungskräften dort Fragen stellen zu können, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Um so zu agieren, muss man mehr als 2.000$ an Aktien haben oder über 1% des Unternehmens verfügen – dabei kann der Wert von 1% unter 2.000$ liegen. Der entsprechende Aktionär muss diese erforderliche Mindestbeteiligung mindestens ein volles Kalenderjahr vor dem Datum der Einreichung des Antrags besitzen und sie dann bis zum Datum der Jahresversammlung halten, wenn Anträge zur Abstimmung gestellt werden können.

Was bedeutet das nun?

Von PETA getöteter und entsorgter Hund in einer Plastiktüte, die in einem Mülleimer gefunden wurde – tausenden erging es gleich oder ähnlich. | Foto von http://whypetakills.com (Nathan J. Winograd)

Die Bedeutung dessen kann nun nur abgeschätzt werden. Erstmal wird es darum gehen, das eigene Unternehmen zu stärken und das Sperren des Contents, wie etwa ihrer Werbungen, zu verhindern.

“People deserve to see what animals endure in laboratories, on factory farms and in slaughterhouses, when they’re skinned or plucked alive for clothing, and when they’re beaten so that they’ll perform tricks. PETA urges Facebook to follow Twitter’s lead by allowing users to decide for themselves whether they want to opt in or out of warning covers.” – Tracy Reiman, PETA Executive Vice President
[Deutsche Übersetzung: “Die Menschen verdienen es, zu sehen, was Tiere in Laboren, der Massentierhaltung und auf Schlachthöfen aushalten, wenn sie enthäutet oder lebendig für Kleidung gerupft werden und wenn sie geschlagen werden, um Tricks auszuführen. PETA fordert Facebook nachdrücklich auf, Twitters Beispiel zu folgen, indem es den Nutzern ermöglicht, selbst zu entscheiden, ob sie Warnmeldungen aktivieren oder deaktivieren möchten.”]

Es geht also in erster Linie um die eigene Öffentlichkeitsarbeit. Bei den Schock-Videos geht es ja nicht wirklich um die Tiere, sondern tatsächlich um Aufmerksamkeit für PETA, weil die Videos für die Tiere meist überhaupt keine Folgen haben. Ein Grund dafür ist sicher auch, dass PETA-Videos nicht selten manipuliert und deshalb juristisch nicht statthaft sind. PETA erreicht mit ihnen ja nichts für die Tiere, sondern in erster Linie nur Aufmerksamkeit für sich. Diese Aufmerksamkeit ist ja das, womit sie ihr Geld verdienen: Das Geschäftsmodell ist ja letztendlich eine Art Ablasshandel, den sie anbieten. Sie erwecken  den Eindruck, dass eine Spende etwas für Tiere bewirken würde, und gibt so den Menschen ein gutes Gefühl. Dass das Geld letztendlich zu 95% für PETAs Selbstdarstellung und deren Finanzierung drauf geht, ist ja nur den wenigsten bekannt.

Nun ist die Frage wie die Erfolgschancen für PETA aussehen. Bei Facebook mischen neben den bekannten Gesichtern auch die Risikokapital-Beteiligungsgesellschaft Accel Partners und der Internetfond Digital Sky Technologies mit, die wohl hauptsächlich finanzielle Interessen verfolgen. Viele Unternehmensanteile liegen aber auch bei Mitarbeitern wie Mark Zuckerberg und Mitbegründern wie Dustin Moskovitz. Wie letzterer zur Tierrechtsideologie steht, haben wir oben bereits dargelegt – er hält wohl ungefähr 7,6% (Stand: 2012, wie auch bei den folgenden Angaben). Peter Thiel (2,5%) steckte 450.000$ in ein Start-Up, das künstlich erzeugtes Fleisch produziert, was in der Vegan-Szene durchaus positiv aufgenommen wurde. Li Ka-Shing (0,8%) investierte in das in das pflanzenbasierte “Fleisch” von Impossible Foods. Marcus Pincus (0,5%) bekam mal von PETA vegane Schockolade, nachdem er virtuelle Kampfhunde aus einem Mafia-Spiel entfernte.

Es gibt also durchaus größere Aktionäre, die bestimmte Anliegen von PETA teilen. Ob der Aktienkauf aber nun die vegane Revolution bei Facebook auslösen wird, bleibt letztendlich abzuwarten. Sicher sollte man den Aktienkauf nicht überbewerten, denn er ist am Ende nur ein Steinchen in einem großen Mosaik wie sich PETA weiteren Einfluss kauft. Das kann die Tierrechtorganisation ja auch ganz legal, die Frage ist nur wie letztendlich Tierhalter darauf reagieren und ob man PETA quasi das Feld überlassen will. In Zeiten, in denen Startseiten von Social Media Apps schon bei manchen die Tageszeitung ersetzen, ist das eben ein Feld, wo sich Einfluss durchaus rechnen kann.

PETA ist gegen Tierhaltung und für Fake News

Tierhaltung und das Internet, aber insbesondere Soziale Netzwerke, sind seit Jahren eine erfolgreiche Kombination – ganz berühmt sind natürlich die Katzenvideos, aber auch Videos und Fotos anderer Tiere in Menschenobhut sorgen für mächtig Klicks und Traffic. Facebook oder Instagram ohne Haustiere, oder Tiere in anderen Haltungen, wäre in seiner heutigen Form völlig undenkbar. Genau das will aber PETA, denn die radikale Tierrechtsorganisation ist gegen jede Form der Tierhaltung. Sie ist auch nicht für Tierschutz, sondern für Tierrechte und setzt sich, nach eigenen Angaben nicht für ein Recht auf Leben für Tiere ein. Dazu hat die Tierrechtsorganisation zehntausende Tiere auf dem Gewissen – nicht wenige davon wurden getötet, obwohl sie gesund waren und eine andere Unterkunft hätten bekommen können.

PETA ist zudem bekannt für Fake News. Wie passt das zu Facebook, wenn das Unternehmen ständig betont, man wolle stärker gegen Fake News vorgehen? Es ist also im Interesse des Unternehmens, PETA nicht wirklich Raum zu geben, um seine Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren. Generell sollte auch geprüft werden, inwiefern eine radikale Tierrechtsorganisation zur Corporate Identity der Marke passt. Die dahinterstehende Frage ist sicher auch, inwieweit NGOs auf die Geschicke des Unternehmens in Zukunft Einfluss nehmen können sollten. Viele wollen nämlich nicht nur auf Social Media ihre Reichweite erhöhen, sondern auch bestimmen, was wie gezeigt wird – einmal, um sich selbst zu stärken, aber auch, um ihre Gegner, oder die Gegner ihrer Geldgeber, die gerne Intransparenz der Organisationen nutzen, um in Dunkeln zu bleiben, zu schwächen.

Einfluss von PETA kann sich für Facebook eigentlich nur negativ auswirken. Es wird sehr interessant sein, ob Facebook selbst das rechtzeitig erkennt, aber auch wie sich nun Verbände von Tierhaltern verhalten, denen diese Option ja auch offen steht, wenn sie 2.000$ aufbringen können. Wie sich dies also weiterentwickelt, wird die Zukunft zeigen. Auf Dauer ist es aber eine gesellschaftliche und ethische Frage, ob inhaltliche Mitbestimmung bei Facebook eine Frage des Geldes bleiben soll, aber diese Frage eint die neuen Medien mit den “alten” Medien, denn dort ist es auch nicht anders. Das macht natürlich die Arbeit moderner Zoos und Aquarien, die wichtige Artenschutz-Zentren sind, auf jeden Fall nicht einfacher. Die Zukunft wird zeigen, inwiefern es diese Arbeit schwerer macht. Das hängt natürlich auch von der Reaktion der Zooverbände in dieser Sache ab.

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