Schimpanse von Save the Chimps, Inc | Foto: Charles Patrick Ewing, Lizenz: CC BY 2.0

Das Märchen von Schimpansen-Dame Vanilla

Exklusiv für zoos.media – 29.06.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Es ist manchmal erschreckend, wie naiv manche Medien sind. Der Tierrechtsindustrie wird wohl jedes Märchen geglaubt. Gerade bei Schimpansin Vanilla aber wäre es gar nicht so schwer gewesen, die Wahrheit in Erfahrung zu bringen.

Das Märchen von Schimpansen-Dame Vanilla

Medien auf der ganzen Welt überschlagen sich vor Verzückung. Warum? Es geht um ein Video, in dem die “gerettete” Schimpansin Vanilla in einem Sanctuary angeblich das erste Mal den Himmel sehen würde. Genauere Recherchen hätten ergeben, dass das eine Lüge der Tierrechtsindustrie ist. Solche Recherche scheinen aber von deutschsprachigen Medien wie RTL oder Formaten wie ZIB zu viel verlangt. Sie teilen fröhlich die Propaganda für die schlechte Haltung von Schimpansen in den USA.

Versuchslabor schon lange geschlossen

“Nach 28 Jahren in Gefangenschaft als Labor-Affe sieht Schimpanse Vanilla erstmals den Himmel”, heißt es zum Beispiel. Das ist aber einfach falsch. So wurde sie zwar 1994 im Laboratory for Experimental Medicine and Surgery in Primates (LEMSIP) geboren, aber das Labor ist schon seit Ende des letzten Jahrtausends geschlossen. Wo war sie in der Zwischenzeit? In einem von einer Tierrechtsaktivistin gegründeten Sanctuary. Die Wildlife WayStation hatte aber natürlich auch Außengehege. Selbstverständlich hat sie dort auch den Himmel gesehen. Das kann man auch hier im Promo-Video der Einrichtung sehr deutlich sehen.

Also an der Geschichte ist rein gar nichts dran. Vanilla lebt seit weit über 20 Jahren auch unter freiem Himmel. Dass die Wildlife WayStation keine ordentliche oder moderne Schimpansenhaltung betreibt, ist aber natürlich genauso unstreitig. Das ändert sich aber auch nicht in dem anderen Sanctuary, in dem sie jetzt angeblich zum ersten Mall den Himmel gesehen haben soll. Die Wildlife WayStation ist inzwischen geschlossen, die Tiere wurden in andere von der Tierrechtsindustrie betriebenen Sanctuarys gebracht.

Tatsächlich keine Änderung

Was hat sich also für Vanilla letztendlich geändert? Nichts. Es ging von der einen schlechten Haltung ist die nächste. Das Einzige, was sie getan hat, ist ein paar Mal nach oben zu schauen. Vermutlich sogar nicht mal wegen des Himmels, sondern eventuell wegen einer ihr vertrauten Person, die sich strategisch positioniert hatte, Futter, welches über den Zaun geworfen wurde oder etwas anderes dergleichen. Medien glauben es trotzdem und man könnte es letztendlich Betrug am Rezipienten nennen, diese Story in Ton, Bild und Schrift zu verbreiten.

Ihr neues Sanctuary, das sich “Save the Chimps, Inc” nennt, ist von der Global Federation of Animal Sanctuaries (GFAS) akkreditiert. Diese Organisation ist bekannt dafür, schlechte Haltungen von Großprimaten, wie Schimpansen, und auch üble Haltung von Elefanten sowie weiteren Tieren grün zu tünchen. Es ist eine Surrogaten-Organisation der Humane Society of the United States (HSUS), die etwa für Werbung bekannt ist, die man als betrügerisch bezeichnen könnte. So wirbt sie mit dem Schicksal von Tierheim-Tieren für Spenden, obwohl kaum etwas von den Spenden an die HSUS dort überhaupt ankommt.

Sanctuary-Lügen

Die Tierrechtsindustrie preist das von ihr unterhaltene Sanctuary-System als Lösung für Tiere an. Angeblich soll es Tieren aus Circus und Zoo dort sogar noch besser gehen. Das ist schlicht gelogen. Wesentliche Grundbedürfnisse bleiben ihnen dort verwehrt. GFAS-Sanctuarys zwingen ihre Tiere in einen Zuchtstopp. Fortpflanzung aber ist für Schimpansen individuell sowie auch in der Gruppe von großer Wichtigkeit, um natürliche Gruppenstrukturen aufzubauen und ihr Verhalten auszuleben. Das wird ihnen verwehrt – mit allen gesundheitlichen und gruppendynamischen Nebenwirkungen, die so eine Verhütung mit sich bringt.

Vanilla hat also keine Chance auf eine natürliche Gruppenstruktur und wird nie eine Familie gründen können, wie es normal für eine Schimpansin wäre. Sie wartet nun in dieser schlechten Haltung schlicht auf ihren Tod – in Gesellschaft von anderen Schimpansen, denen es auch so geht. Um das zu übertünchen, wirbt das Sanctuary mit viel umbauter Fläche, die mit recht wenigen Klettermöglichkeiten aufgehübscht wird. Gerne wird verdrängt, dass aber auch solche Szenen zur Haltungsrealität gehören:

 

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Ein Beitrag geteilt von Erin MacPherson (@erin_tvnews)

Letztendlich verkauft die Tierrechtsindustrie also Lügen. Es sind bei Weitem keine besseren Haltungen als sie zum Beispiel in seriösen Zoologischen Gärten zu finden sind, sondern schlechtere. Dazu denkt sich die Tierrechtsindustrie solche Märchen aus wie das aktuelle über Vanilla, um bloß davon abzulenken, wie schlecht die Haltung in Wirklichkeit ist. Dabei setzen sie auf die Dummheit und Ignoranz von Medien, damit diese ihre rührseligen Geschichten auch noch verbreiten. Bei manchen Medien in den USA, Deutschland und anderen Ländern haben sie damit wohl auf die richtige Karte gesetzt.

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