Delphin-Show im Zoo von Madrid | Foto: Anagoria, Lizenz: CC BY 3.0

Spanien: Oberster Gerichtshof “erlaubt” Fake News

Exklusiv für zoos.media – 18.01.2024. Autor: Philipp J. Kroiß

Die Klage vom Zoo Madrid hat offen gelegt: Tierrechtler können in Spanien jeden Blödsinn über Zoos behaupten ohne dafür belangt werden zu können. Ein Fehler im System.

Spanien: Oberster Gerichtshof “erlaubt” Fake News

Tierrechtler hatten Vorwürfe und Unterstellungen in Bezug auf die Delfinhaltung vom Zoo Madrid verbreitet. Alle waren falsch. Bei unabhängigen Kontrollen der Haltung konnten sie nicht nachgewiesen werden. Der zuständige Naturschutzdienst der Guardia Civil (SEPRONA) konnte weder bei der Haltung, noch bei den Präsentationen oder sonstigen Aspekten irgendwelche Verstöße finden. Auch die Tierärzte der Autonomen Gemeinschaft Madrid kamen zu einer Kontrolle. Diese konnten ebenfalls keine Verfehlungen finden.

Zoo wehrt sich gegen Fake News

Nachdem also von den höchsten Instanzen festgestellt worden war, dass die Vorwürfe und Unterstellungen unwahr wahren, klagte der Zoo von Madrid gegen das Projekt Gran Simio – die spanische Version vom Great Ape Project. Dieses gibt es in verschiedenen Ländern in unterschiedlicher Ausführung. Der Zoo sah sich durch die falschen Beschuldigungen in seiner Ehre verletzt. In Deutschland wäre die Argumentation nicht möglich gewesen, weil gemeinhin davon ausgegangen wird, dass “Dinge”, wie ein Zoo oder eine Organisation, keine Ehre besitzen. In Spanien war die Argumentation möglich.

Generell ist die Gesetzeslage schwierig, weil natürlich Fake News, die über Zoologische Gärten verbreitet werden, die Ehre der Verantwortlichen sehr wohl beschädigen. Teils bekommen Tierpfleger nach Hass-Kampagnen der Tierrechtsindustrie sogar Morddrohungen. Selbst für so Geschädigte ist es dann schwierig vor Gericht erfolgreich zu sein, weil Täter auf der Welle des Hasses anonym mitschwimmen können. Das ist zum Beispiel auch ein Fehler im deutschen Rechtssystem. Es nimmt Täter so aktiv beim Vollführen ihrer Straftat in Schutz.

Fake News seien nur “Meinung”

Gorillanachwuchs im Zoo Duisburg | Foto: zoos media, Lizenz: Erlaubnis des Fotografen

Der Oberste Gerichtshof in Spanien, der selbst natürlich nicht gesetzgebend agieren kann, sondern nur auf Basis bestehender Gesetze urteilen, sieht in seiner Beurteilung die Fake News der radikalen Tierrechtler nur als Meinung an. Diese Herabwürdigung ihrer angeblichen Argumente nahm das Projekt Gran Simio vor Gericht in Kauf, um straffrei zu bleiben. Daraus erwachsen aber natürlich nun wesentliche Probleme für die ganze Bevölkerung.

Durch diese Legitimierung von Fake News durch den Obersten Gerichtshof, kann man nun keinem Bericht mehr wirklich glauben. Wenn es legitim ist, sich nach glasklaren Fake News – denn natürlich waren es letztendlich Tatsachenbehauptungen, die zu den Kontrollen führten – auf die Meinungsfreiheit zu berufen, ist jede Aussage von Gran Simio und ähnlichen NGOs in Spanien nun praktisch wertlos. Es ist eine irrelevante Meinung von Laien-Organisationen, die laufend widerlegt werden.

Das Projekt scheint nun einfältig genug, dies als Erfolg zu feiern. Tatsächlich hat der Zoo von Madrid, der diese Frage nun durch alle Instanzen brachte, einen massiven Missstand im spanischen Rechtssystem aufgedeckt. Wer also denkt, der Zoo habe vor Gericht verloren, hat den Sachverhalt nicht durchdacht. Solche Urteile sind Wasser auf die Mühlen derer, die gegen Fake News kämpfen, um zu zeigen, dass das aktuelle Rechtssystem keine gute Arbeit leistet.

Die Masche dahinter

Elefanten im Erlebnis-Zoo Hannover (2010) | Foto: Ukko.de, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Bei solchen Kampagnen geht es der Tierrechtsindustrie gar nicht um die juristische Aufarbeitung. Es ist eine Eigenmarketing-Strategie – zwangsfinanziert von Steuerzahlern. Ein gutes Beispiel war zum Beispiel die Kampagne gegen den Erlebnis-Zoo Hannover in Deutschland. PETA hat vor keinem angerufenen Gericht auch nur ansatzweise die Vorwürfe belegen können. Das war auch egal, denn es ging dabei nur um die Presse-Kampagne. Dafür hat das völlig unverwertbare, weil manipulierte Material gereicht.

Wenn die Tierrechtsindustrie etwas angeblich aufdeckt, geht es nicht darum, ob es stimmt. Entscheidend ist, ob sich Medien finden, die dumm oder leichtgläubig genug sind, die Pseudo-Beweise als Realität zu verbreiten. Dadurch wird Schaden – natürlich auch an der Ehre von Menschen – angerichtet. Am Ende scheitert das dann meistens vor Gericht, aber darauf schauen die Medien und deren Rezipienten dann nicht mehr, weil ja schon die nächste oder übernächste, sprichwörtliche Sau durchs Dorf getrieben wird.

Was folgt?

Das ist am Ende Marketing auf dem Rücken der Menschen, die sich einfach nur informieren wollen. Sie werden vorsätzlich fehlinformiert. Das Urteil des Obersten Gerichts zeigt nun, dass dies in Spanien erlaubt ist. Die Frage ist nun, wie lange die Legislative in Spanien das noch zulässt. Letztendlich hat das Urteil gezeigt, dass es legal ist, wenn die Tierrechtsindustrie die Öffentlichkeit hinters Licht führt. Dass es nicht richtig ist, dass das legal ist, dürfte nun jedem klar sein. Jetzt muss die Politik reagieren und dem einen Riegel vorschieben.

Aber nicht nur die Legislative ist gefragt. Nun sind auch die spanischen Medien gefragt. Es ist auch ihre Aufgabe, interessierte Menschen vor Fake News zu beschützen. Verantwortlich wäre es nun, solche Aussagen von NGOs auch sprachlich anders zu behandeln. Wer solche Vorwürfe als Tatsache berichtet und nicht als Meinung, handelt unseriös. Auch das bringt dieses Urteil mit sich. Das Vertrauen in die Medien und ihre Rechtschaffenheit, hat es nämlich nicht gerade gestärkt.

Zoos müssen lauter werden

Schmutzgeier (Neophron percnopterus) im Zoo von Madrid | Foto: Carlos Delgado, Lizenz: CC BY-SA 3.0

So lange wie Recht und Gesetz die Zoologischen Gärten in Spanien und darüber hinaus nicht vor den Lügen der Tierrechtsindustrie schützt, sind aber auch sie gefragt, so zu kommunizieren, dass solche Attacken an ihnen abprallen. Hier ist Transparenz ein Thema, aber auch, dass man den Leuten mehr vermittelt als ein paar süße Tierbildchen oder knuffige Videos. Die helfen nämlich dabei nicht wirklich weiter.

Zum Glück haben moderne Zoos und Aquarien aber schon die edukative Infrastruktur, um ihre Besucher vor Fake News zu wappnen. Die muss aber eben konsequent genutzt werden. Es ist naiv zu glauben, dass die Coronakrise und die dadurch erfolgte Schwächung der Tierrechtsindustrie die Probleme von davor gelöst hat. Jetzt ist nur die Zeit und die Möglichkeit in die Aktion zu kommen und sich nicht wieder nur auf Reaktion zu beschränken.

So wird dieses Urteil wohl auch ein Weckruf sein für allzu selbstzufrieden gewordene zoologische Institutionen, die denken, dass Probleme verschwinden, wenn man nur feste genug die Augen vor ihnen verschließt. Das wird sicher nicht funktionieren.

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