Orca Morgan im Loro Parque | Foto: zoos.media

Teneriffa: Fragwürdiges Inselmagazin verbreitete Fehlinformationen über Orca Morgan im Loro Parque

Exklusiv für zoos.media – 14.05.2024. Autor: Philipp J. Kroiß

Ein fragwürdiges Medium, das sich als “InselMagazin” von Teneriffa vorstellt, verbreitete Fake News über die Orca-Dame Morgan im Loro Parque. Dieser Artikel klärt auf.

Teneriffa: Fragwürdiges Inselmagazin verbreitete Fehlinformationen über Orca Morgan im Loro Parque

Die meisten deutschen Teneriffa-Urlauber kennen das Insel-Magazin, das sie monatlich mit Infos rund um die Kanaren-Insel Teneriffa versorgt. Herausgegeben wird das von Radio Europa. Seit ein paar Monaten gibt es aber ein InselMagazin, das auf Facebook unangenehm auffällt. Es nutzt eine Namensähnlichkeit. Dabei schreibt es sich nur geringfügig anders. Daher hat das Project dolphinaria.truth dieses InselMagazin auch als “Fake” bezeichnet, weil es mit dem Magazin, von dessen Popularität es offensichtlich profitieren will, nichts zu tun hat.

Immer wieder fällt das Fake-InselMagazin durch das Verbreiten von Fake News auf und blamierte sich erst vor Kurzem durch Unkenntnis:

Fake-News-Werbung aus Unwissenheit?

Orca-Dame Morgan im Loro Parque | Foto: zoos.media

Am 12.05.2024 fiel dann ein Post auf, der über die gerettete Orca-Dame Morgan zu berichten schien, aber voller Fehlinformationen über das Tier war. Diese waren mehr oder weniger direkt von der Webseite der unseriösen Free Morgan Foundation (FMF) abgeschrieben. In diesem Fall hat es zoos.media zum Anlass genommen in einem Kommentar über die offensichtlichen Fehler im Artikel zu informieren. Ob diese Fehlberichterstattung aus Unwissenheit oder Absicht entstand, ist unklar.

Man könnte auf die Idee kommen hier Absicht zu unterstellen, weil es nicht das erste Mal ist, dass das Fake-InselMagazin durch Anti-Zoo-Propaganda auffällt. Da sich für die übrigen Nachrichten – gemessen an den Liker-Zahlen – niemand wirklich zu interessieren scheint, denkt man wohl seine Reichweite mit Hilfe der Tierrechtsindustrie aufbauen zu können. Vielleicht hat die FMF aber einfach auch Spendengelder verwendet, um so eine Platzierung der von ihr seit Jahren verbreiteten Fehlinformationen zu erreichen. Vor jedem in dieser Sache angerufenen Gericht ist die Organisation ja bereits gescheitert.

Wie Morgan in den Loro Parque kam

Nachdem Morgan gerettet worden war, wurde recht schnell deutlich, dass ein Zurückbringen in die Natur nicht tierschutzkonform wäre. Also ersuchten die niederländischen Behörden den Loro Parque um Hilfe. Der renommierten Zoo auf Teneriffa ging darauf ein und konnte so eine Tötung des Tieres verhindern. Diese Entscheidung wurde von einem niederländischen Gericht geprüft, überwacht und genehmigt. Der Loro Parque hat den Transport von Morgan nie beantragt und Morgan hat keinen kommerziellen Wert für das Unternehmen.

Der Loro Parque veröffentlichte ein Chronologie mit allen dazu wichtigen Dokumenten, in der er die Geschichte von Morgan von 2010 bis 2019 nachvollzieht. Es kann also jeder prüfen, wie es wirklich war und dass die Darstellung der Zoogegner nicht zutrifft. Offenbar hat sich das Fake-InselMagazin dagegen entschieden zu recherchieren. Schwer zu finden ist die Chronologie allerdings nicht. Stattdessen ist die Seite des Magazins ein Spiegelbild dessen, was einige selbsternannte Tierschutz-Organisationen veröffentlichen, um die Öffentlichkeit falsch zu informieren, indem sie ein positives Ergebnis einer hypothetischen Rückkehr von Morgan in die Natur herbeifantasieren.

Auswilderung unmöglich

Die Orcadame Morgan auf der Waage im Orca Ocean des Loro Parque | Foto: zoos.media

Entgegen der Darstellungen von Organisationen wie der Free Morgan Foundation (FMF) ist Morgans Familiengruppe nie gefunden worden. So gab es eine sehr hypothetische Zuordnung von Morgan zu einer Familiengruppe, aber diese Gruppe hat man nie gefunden. Es gab zwar Sichtungen von Einzeltieren, aber der Familienverband, in den man Morgan wieder eingliedern wollte, ist wohl schon lange nicht mehr existent oder gar auffindbar. Das findet beim Fake-InselMagazin aber gar keine Erwähnung. Eben so wenig wird das Scheitern vom Auswilderungsversuch für Keiko erwähnt.

Dazu wurde bei Morgan, als schon klar war, dass sie nicht auswilderungsfähig war, noch zusätzlich entdeckt, dass ihr Gehör massiv geschädigt ist. Sie ist nicht fähig an der für ihren angestammten Ökotyp, den übrigens sowieso noch nie jemand erfolgreich ausgewildert hat, typischen, kooperativen Jagd teilzunehmen. Ebenfalls kann sie nicht, wie für Orcas typisch, auditiv kommunizieren. Das ist die Voraussetzung für die Jagd sowie das Zusammenleben der Tiere in der Natur.

Dazu werden Orcas während der ersten 6-7 Jahre von der Mutter aufgezogen um im Verband der Gruppe ausgebildet. Morgan hätte im Meer ohne Mutter, ohne Gehör und ohne den Gruppenverband keine Überlebenschance gehabt, zumal sie noch keine 3 Jahre alt war. Nur in Menschenobhut konnte sie vor dem sonst sicheren Tod bewahrt werden. Dieser Fakt spielte keine Rolle in der Berichterstattung des Fake-InselMagazins.

Von Gerichten mehrfach bestätigte Entscheidung

Das zuständige Gericht in den Niederlanden entschied sich gegen die drei vorgelegten, unsoliden Pläne für ihre “Freilassung”. Keiner von ihnen bot eine reelle Chance für Morgan. Die beste Chance auf Überleben gab es im Loro Parque. Aus den Kreisen der Tierrechtsindustrie und besonders auch der Free Morgan Foundation (FMF) versucht man immer wieder diese Entscheidung zu kippen. Am 23. April 2014 befand die Abteilung für Verwaltungsgerichtsbarkeit des niederländischen Staatsrats, dass der Landwirtschaftsminister damals rechtmäßig gehandelt hatte, als er Morgan 2011 nach Teneriffa brachte, da es “in diesem Fall keine ausreichend realistische und zufriedenstellende Alternative gab”.

Dies war schon das fünfte Mal gewesen, dass die niederländische Verwaltung die Gültigkeit der CITES-Genehmigung für die Verbringung des Tieres bestätigte, trotz wiederholter unbegründeter Angriffe und Einsprüche seitens einiger Organisationen, die auf falschen und böswilligen Informationen beruhten. Als wäre das nicht genug gewesen, erhob die FMF 2016 erneut Klage gegen den niederländischen Staat und behauptete, dass der Loro Parque kommerzielle Aktivitäten durchführe und Morgan an öffentlichen Präsentationen teilnehme, was gegen die erteilte CITES-Genehmigung verstoße und sofort widerrufen werden müsse.

Das Ergebnis dieser Klage war, dass der Oberste Gerichtshof der Niederlande im Jahr 2019 bestätigte, dass die Genehmigung korrekt war und dass sie nicht durch Morgans Teilnahme an öffentlichen Vorführungen beeinträchtigt wurde, da der Loro Parque ein nach spanischem und europäischem Recht zugelassener Zoo war. Die FMF startete daraufhin eine Reihe von Petitionen an das Europäische Parlament. In diesen versuchte sie verzweifelt, die Arbeit des Loro Parque zu diskreditieren, wobei jede einzelne als unbegründet zurückgewiesen wurde.

Für Gesundheit von Morgan wird gesorgt

Ultraschalluntersuchung von der Orca-Dame Morgan : dem Loro Parque liegt die Gesundheit der Tiere am Herzen | Foto: zoos.media

Der Gesundheitszustand und das Wohlergehen von Morgan sowie allen anderen Orcas im Loro Parque werden ständig von den Tierärzten überwacht. Sie verfügen über umfassende Erfahrung in der Veterinärmedizin für Delfine und andere Wale. Diese Fachleute haben die modernsten Diagnoseinstrumente zur Verfügung, haben uneingeschränkten Zugang zu den Tieren und können unter anderem freiwillige Blut- & Urinproben nehmen, Verhaltensaufzeichnungen erstellen und Ultraschalluntersuchungen durchführen. Darüber hinaus erhält der Loro Parque regelmäßig Besuch von unabhängigen veterinärmedizinischen Experten für Delfine und andere Wale, von denen einige über 40 Jahre Erfahrung in der Betreuung von Cetaceen in aller Welt haben. Keiner der genannten Fachleute, die uneingeschränkten Zugang zu den Tieren haben, hat je Bedenken hinsichtlich der Gesundheit oder des Wohlergehens der im Loro Parque untergebrachten Orca-Gruppe geäußert.

Im August 2015 zeigte die radikale Tierrechtsorganisation PETA den Loro Parque bei den spanischen Behörden wegen angeblicher Misshandlung der Orcas an. Dies führte zu einer gründlichen Inspektion des Loro Parque durch den spanischen Servicio de Protección de la Naturaleza (SEPRONA). Der daraus resultierende Bericht sprach den Loro Parque nicht nur von jeglicher Misshandlung von Tieren frei, sondern lobte ihn auch für seine hohen Standards. Alle diese Aspekte des SEPRONA-Berichts wurden auch in einem Gerichtsurteil anerkannt. Das findet sich wohl nicht mehr so ganz überraschenderweise auch nicht im Artikel der Fake-InselMagazins.

Seriöse Tierschützer unterstützen den Loro Parque

Solche Beweise interessieren PETA, die Born Free Foundation, die Free Morgan Foundation oder andere Anti-Zoo-Organisationen ebenso wenig wie die Tatsache, dass der Loro Parque bei den Traveller’s Choice Awards von TripAdvisor von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten zum besten Zoo der Welt gewählt wurde, dass der Loro Parque bei der Überprüfung der Tierschutz-Richtlinien der großen Reiseveranstalterverbände Bestnoten erhält oder dass er als erster Zoo in Europa das “Humane Conservation”-Zertifikat der renommierten Organisation Global Humane erhalten hat.

Unseriöse Tierschutzorganisationen zeigen auch wenig Interesse an der wichtigen Artenschutzarbeit zum Schutz von Orcas und anderen Walen in ihrem natürlichen Lebensraum, zu der der Loro Parque über die Loro Parque Stiftung beiträgt. Diese Artenschutzarbeit hat wichtige Informationen geliefert, die die spanische Regierung benötigte, um über Meeresschutzgebiete für die gefährdete Schwertwal-Population in der Straße von Gibraltar zu entscheiden. Sie hat auch dazu beigetragen, das Wissen über den Gehalt an persistenten Chemikalien zu erweitern, die sich bei Schwertwalen und anderen Walen in europäischen Gewässern anreichern. Davon zeugen zum Beispiel wissenschaftliche Arbeiten wie Barón et al. (2015) sowie Esteban et al. (2016).

Stiftung & Enzyklopädie

Die 12 vom Loro Parque und seiner Stiftung geretteten Arten | Grafik: Loro Parque Stiftung

Die Loro Parque Stiftung stellt jährlich mehr als 1.500.000$ für die Erhaltung von Wildtieren und ihren Lebensräumen zur Verfügung. Sie hat in den 30 Jahren ihres Bestehens bereits mehr als 27.300.000$ für die Erhaltung stark bedrohter Arten bereitgestellt. Um einen sinnvollen Vergleich anzustellen, hätte das Fake-InselMagazin herausfinden können, welche Arbeit PETA, Born Free oder die Free Morgan für den Schutz von Orcas, weiteren Walen oder anderen Tieren geleistet haben. Das wäre schwer geworden, weil ein vergleichbares Engagement im Kreis der Tierrechtsindustrie nicht existiert.

Um den Fehlinformationen zu begegnen und ihnen wissenschaftliche Fakten entgegenzustellen, hat der Loro Parque jedem eine Enzyklopädie zugänglich gemacht. Dort werden sämtliche Fehlinformationen und Desinformationen zur Haltung von Delfinen und anderen Walen objektiv widerlegt. Es ist ein Must-Have für jeden, der über dieses Thema berichten will und es ist kostenlos sowie einfach zu erlangen. Das InselMagazin hat es wohl versäumt, sich dieses wichtige Werk zuzulegen.

Reaktion des Inselmagazins

Wir haben all diese Fakten in einem Kommentar unter dem oben genannten Post auch dem InselMagazin unterbreitet. Inzwischen ist der gesamte Post gelöscht. Es gab keine Antwort oder gar eine Richtigstellung bisher. Ein souveräner Umgang mit Fehlberichterstattung sieht wahrlich anders aus. Dieses Vorgehen wirft ein Schlaglicht darauf, wie unseriös dieses Fake-InselMagazin vorgeht. Dass dort etwas nicht stimmt, merkte man aber schon daran, dass sich das Magazin offenbar an der Namensähnlichkeit eines Konkurrenten hochziehen will.

So wird man sehen, wie es sich weiterentwickelt. Standard wäre gewesen, den Artikel nicht einfach zu löschen, sondern zumindest zu korrigieren und darüber auch in einem Post zu informieren. Die durch Post und Artikel fehlinformierten Rezipienten wurden nämlich bisher wohl nicht über die Löschung der falschen Inhalte informiert und befinden sich wahrscheinlich noch in der irrigen Annahme, dass die Ausführung des Fake-InselMagazins richtig waren. Vertrauen sollte man diesem fragwürdigen Medium auch in Zukunft nicht schenken.

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