Rennpferd mit Jockey | Foto: Jeff Kubina, Lizenz: CC BY-SA 2.0 DEED

Terra X blamiert sich mit PETA als Quelle

Exklusiv für zoos.media – 15.11.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Das ZDF-Format “Terra X” veröffentlichte ein Video, in dem Pferderennen und Reitsport generell negativ dargestellt werden. Die Quellen dafür zeigen die einseitige Recherche des ÖRR-Formats sehr deutlich.

Terra X blamiert sich mit PETA als Quelle

Immer wieder machen sich Formate des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zum Multiplikator von PETA-Propaganda gegen Tierhalter. So auch aktuell bei einem Machwerk über die Verwendung von Pferden im Sport. Das Kurzvideo wirkt laienhaft und nicht journalistisch – daher fühlten sich auch viele Pferdefreunde berufen, in deutlichen Worten unter dem Beitrag zu kommentieren. Die von Terra X angegebenen Quellen liefern ein Zeugnis vom schlechten Journalismus in der Redaktion.

Quellen mehr als defizitär

Aktuell bemüht sich Terra X um Schadensbegrenzung. Dabei zeigt sich, dass die Redaktion sich im Wesentlichen bei der Tierrechtsindustrie und ihren Kollaborateuren informiert hat. Man nennt den unseriösen Deutschen Tierschutzbund und die radikale Tierrechtsorganisation PETA als Quellen. Ein weiterer Artikel, den man als Quelle nennt und als “neutral” verkaufen will, hat im Wesentlichen eine Quelle: PETA. So richtig neutral ist das dann eben auch wiederum nicht.

Dann verlinkt man auf einen Artikel, der “mit wissenschaftlicher Expertise aber englischsprachig” verfasst worden sei. Er ist auch gleichzeitig der Aufhänger des ganzen Videos. Dabei handelt es sich um die Zweitverwertung eines Artikels, der auf “The Conversation” erschienen ist. Dieser ist allerdings schlicht ein Meinungsartikel einer Autorin der Plattform. Sie arbeitet seriös und erklärt, dass sie denkt, dass es aktuell am plausibelsten wäre, dass Pferde keinen “Siegeswillen” hätten.

Aussage von Terra X unbelegt

In seinem Video lässt das ZDF-Format diese wissenschaftlich seriöse Zurückhaltung in der Beantwortung der Frage, ob Pferden wirklich ihr Rennen gewinnen wollen, natürlich unerwähnt. Es wird so getan, als sei diese geäußerte Einschätzung einer einzigen Person bereits bewiesene Realität. Das nimmt man dann als Ausgang, um heftig über den Pferdesport abzuledern. Von der Autorin, die von der Hong Kong Jockey Club Welfare Foundation unterstützt wird, wird aber genau das schlicht nicht getragen.

Einzig getragen werden diese Thesen, die Terra X verbreitet, von der Tierrechtsindustrie und deren Kollaborateuren, die ja letztendlich auch die Hauptquelle für diese als lächerlich zu bezeichnende Abrechnung mit dem Pferdesport sind. Tierrechtler wollen ein Ende jeder Form der Tierhaltung – PETA macht daraus auch kein Geheimnis. Solche Gruppen zu Tierhaltung zu befragen ist ungefähr so, als würde Terra X künftig auf Basis von den Veröffentlichungen von Klimawandelleugnern über Klimaschutz berichten.

Opferrollen-Argumentation von Terra X

Offenbar versteht man das bei dem ZDF-Format gar nicht und ist sich keiner Schuld bewusst. Man lamentiert über die wenigen Beleidigungen und versucht so die Mehrheit der berechtigten Kritik zu delegitimieren. Dass es sich aber wohl kaum um fachkundige Redakteure handeln kann, merkt man, wenn von Terra X davon gesprochen wird, dass “Annika Schleus Medaillenträume beim Dressurreiten” geplatzt wären. Annika Zillekens, wie die Sportsoldatin aktuell eigentlich heißt, war nie Dressurreiterin. Sie ist im Modernen Fünfkampf erfolgreich unterwegs. Dressurreiten war und ist nicht Bestandteil dieser Sportart.

Wer so argumentiert, darf an Ende auch nicht verwundert sein, wenn Menschen vermuten, dass es sich hier um die Arbeit von Praktikanten handelt. Es ist normal, dass man von Journalisten eines Hauses mit so einem riesigen Etat wie dem ZDF, eine andere Qualität erwartet. Man erwartet ja auch von meinem Mathematik-Professor, dass er das kleine Einmaleins nicht beherrscht. Offenbar besteht die Leistung aber wohl bei Terra X in diesem Fall hauptsächlich daraus, Propaganda von Tierrechtlern zu reproduzieren.

Pferdesport “reine Menschensache”?

Das Video endet damit, dass behauptet wird: “Der Kampfgeist beim Pferderennen ist reine Menschensache! Das gilt letztendlich für den gesamten Pferdesport …” Wie gesagt, geben das die seriösen Quellen so gar nicht her. Es ist eine unzulässige Verallgemeinerung. Ob es stimmt, hängt wesentlich von der Definition von “Kampfgeist” ab. Tiere, die für den Pferdesport seit vielen Jahrhunderten gezüchtet werden, genießen die Arbeit sichtlich. Das sehen Halter auch täglich.

Seriöse Sportler und gut gehaltene Pferde gehen eine tiefe Verbindung ein. Die Arbeit wird vom Pferd gewollt, anders kommt man gar nicht zu Höchstleistungen, wenn man sauber arbeiten möchte. Dass ein Pferd gerade nicht auf dem Schirm hat, dass es um eine Olympia-Medaille geht und was diese bedeutet, ist keine Überraschung. Ebenfalls auch, dass es dem Tier nicht um den Wettbewerb geht, sondern um eine positive, gemeinsame Erfahrung mit einem Menschen, der dem Tier viel bedeutet.

Den Spin, dem Terra X diesem Umstand aber gibt, geht eben niemand mit Expertise mit. Nur, weil es dem Tier vielleicht nicht ums Gewinnen geht, heißt es eben nicht, dass Pferdesport automatisch Tierquälerei ist oder etwas, das der Mensch den Tieren aufzwingen müsste. Pferde genießen die Arbeit mit ihnen vertrauten Menschen – das gilt vom Breitensport bis zum Hochleistungssport für alle, die seriös mit diesen Tieren arbeiten.

Arrogante Argumentation

Vertrauen zwischen Mensch und Pferd | Foto: Jennifer Murray, Lizenz: CC0 1.0

“Gerade Menschen […] müssten sich selbst kritisch hinterfragen können: Ist das, was ich mit dem Pferd mache, okay?”, schreibt Terra X und das ist gerade für seriöse Profis ein Affront. Das fragt sich ein verantwortlicher Reiter jeden Tag. Er muss sich sicherlich nicht von offensichtlichen Laien in einer ÖRR-Redaktion sagen lassen, was er zu tun hat. Das gilt besonders, wenn dieser Redaktion nicht mal der Unterschied zwischen Dressur- und Springreiten geläufig ist.

Terra X hätte Experten fragen und darauf die Berichterstattung basieren können. Allerdings hat man sich dagegen entschieden und lieber einen Hetz-Betrag auf Basis der Fehlinterpretation einer Einzelmeinung und dem Nachplappern von Tierhaltungsgegnern verfasst. Es zeugt auch von einer Hybris, wenn man in einer Redaktion denkt, dass es ein etwas über eine Minute langes Video ihrerseits braucht, um über Tierwohl nachzudenken. Niemand käme schließlich auf die Idee, einem Germanistik-Professor den Nominativ zu erklären.

Hetze gegen Pferdehaltung

Die Haltung von Pferden steht immer wieder von Laien unter Beschuss. Das limitiert sich inzwischen nicht nur auf den professionellen Sport. Wenige schwarze Schafe, die ohnehin illegal operieren, oder tragische Unfälle werden missbraucht, um alle Pferdehalter an den Pranger zu stellen. Tierrechtler und ihre medialen Kollaborateure wollen so Menschen in Misskredit bringen, die offenbar sehr viel mehr Kompetenz als sie selbst haben, um ihre liebgewonnenen und geldbringenden Narrative durchzubringen.

Pferde sind vermutlich seit der Bronzezeit domestiziert. So sind ganze Rassen entstanden, die nur existieren, weil sie entsprechend genutzt werden. Ein Beispiel dafür ist der Lipizzaner, der – je nach Linie – sowohl vor der Kutsche, als auch in der Hohen Schule eingesetzt wird. Solche Tiere gehören deshalb zu einer Nutztierrasse, weil sie eben mit den Wildpferden nicht mehr viel zu tun haben. Terra X scheint das nicht zu wissen, entwirft man doch das Leben eines Wildpferdes als angebliches Ideal eines domestizierten Tieres. Das ist hanebüchen.

Tierschutz als Prämisse

Seit jeher haben seriöse Pferdehalter den Tierschutz als Prämisse. Traditionsunternehmen bewiesen, dass beides hervorragend Hand in Hand geht: Pferdenutzung und Pferdewohl. Das Wohlergehen der Pferde ist ja auch die Basis für ihren Erfolg. In der Welt von Terra X scheint das gar nicht stattzufinden. Für die Redaktion scheint es nur die Leute zu geben, die Pferde gegen ihre Natur zu irgendwas zwingen. Das muss ein seriöser Halter gar nicht. So sieht auch die Realität vieler Reiter aus. Natürlich sind sie dann nicht happy darüber, wenn Unkundige Gegenteiliges behaupten.

Es gibt Pferde, die in der Arbeit vor der Kutsche schlicht aufblühen, weil sie eben genau dafür auch gezüchtet wurden. Warum soll man denen das verwehren und so tun, als seien sie Wildpferde? Andere Tiere zeigen sehr deutlich, dass sie gerne springen und darin auch gut sind. Es gibt keinen Grund, auch diese Tiere nicht zu fördern und zu fordern, wenn ihnen das Training offensichtlich gefällt. Experten suchen daher auch immer sehr lange und akribisch nach den Tieren, die sich für die gemeinsame Arbeit eignen.

Erhalt & Schutz durch Nutzung

Die Arbeit ist für entsprechende Pferde wichtig. Es hält sie auch gesund, vor einer Kutsche zu laufen, über Hindernisse zu springen oder bestimmte Verhaltensweisen auf Kommando zu zeigen. Das ist der Grund, warum Rassen wie Lipizzaner überhaupt existieren. Werden sie nicht mehr genutzt, passiert das, was man bei manchen Pferderassen aber auch bei anderen Nutztierrassen schon kennt: sie werden in ihrem Bestand bedroht. Das ist die Folge.

Die Idee also Pferdehaltung irgendwie abwickeln zu können, in dem man so tut, als existierte deren Domestikation nicht, ist schlicht eine tierverachtende Traumtänzerei. Wer Pferde einfach nur auf die Wiese stellt und sie vermeintlich “Pferd sein lässt”, handelt nicht wirklich im Interesse domestizierter Tiere. Seriöser Tierschutz bedeutet eben auch, die Tiere so zu nutzen, wofür sie durch teils jahrhundertelange Zucht bestimmt sind. Dann kann dieses lebendige kulturelle Erbe eben auch lange im Sinne der Tiere weiterbestehen.

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