Berggorilla in Bwindi, Uganda | Foto: Rod Waddington, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Tierrechtler: Schlechter Rat in schlechten Zeiten

Exklusiv für zoos.media – 03.04.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Auch Tierrechtler wollen sich in Zeiten der Coronakrise wichtig machen und echten Experten, auf Basis ihrer Laien-Meinung, sagen, was sie angeblich zu tun haben.

Tierrechtler: Schlechter Rat in schlechten Zeiten

Viele Tierhalter kämpfen aus unterschiedlichen Gründen gerade ums Überleben – sowohl von sich selbst als auch von ihren Tieren und zwar auf der ganzen Welt: Elefanten in Thailand zum Beispiel haben wegen ausbleibender Touristen Probleme, Zirkusse in Deutschland sind gestrandet, Privathalter müssen sich mit ihren Tieren vermehrt drinnen beschäftigen oder besondere Vorgaben bei Aktivitäten draußen hinnehmen und zoologische Institutionen haben große Ausgaben und keine Einnahmen wegen Corona. Lösung der Tierrechtsindustrie: Haltung einfach aufgeben. Was könnte einfacher sein, nicht wahr?

PETA macht besonders schlechte Figur

Von PETA getötete Hunde wurden in einem Mülleimer in Plastiktüten gefunden. Dieser Hund ist eines von zehntausenden Opfer von PETA. | Foto von http://whypetakills.com (Nathan J. Winograd)

Wie gerati.de berichtet, wurde PETA gefragt, warum sie zum Beispiel jetzt Zirkusunternehmen nicht helfen. Die Frage ist nicht abwegig, rühmt sich PETA doch gerne mit Tierschutz und erschleicht sich mit diesem Argument auch die Gemeinnützigkeit, obgleich sie gleichzeitig selbst sagen, keinen Tierschutz zu betreiben. Was wie ein schlechter Scherz klingt, ist gelebte Realität dieser Organisation seit Jahren. Da sie aber nun mal die Gemeinnützigkeit deswegen erlangt haben, war die Frage von infranken.de erstmal nicht sonderlich überraschend. Zirkusse sollten die Haltung einfach aufgeben, war die knappe Antwort. Wohin allerdings mit den Tieren? In die Zoos natürlich, so die lapidare Antwort von PETA.

Die Zoos sollen sich also mal eben so in der Krise um noch mehr Tiere kümmern. Finanzielle Hilfe dazu stellt aber, trotz Millionen, die die Tierrechtsorganisation vorgeblich zum Zwecke der Eigenbewirtschaft ausgibt, PETA auch nicht in Aussicht. Gleichzeitig möchte aber PETA natürlich auch Zoos abschaffen, was den Vorgang noch viel sinnbefreiter macht. Von den Zoos sollen die Tiere nämlich in so genannte Sanctuarys beziehungsweise sollen Zoos zu solchen schlechten Haltungen, die letztendlich nur Tier-Endlager sind, werden. Das ist besonders mutig in einer Zeit, in der die Doku “Tiger King” die schlechte Haltung in dem häufig als leuchtendes Beispiel herangezogenem “Big Cat Rescue” öffentlich gemacht hat.

Solcherlei Vorschläge also als schlecht durchdacht zu bezeichnen, ist sicherlich also eine Untertreibung. Der ganze Vorgang zeigt aber auch: in der Krise hat PETA keine Antwort auf drängende Fragen und eben keine Hilfe für Tiere parat. PETA wird vom Staat massiv gefördert für angeblichen Tierschutz, aber wenn es dann mal drauf ankommt in einer konkreten Krise Hilfe zu leisten, klammert man sich an die eigene Ideologie und bringt nichts Konstruktives zu Stande. “In der Krise beweist sich der Charakter”, sagte Helmut Schmidt (SPD) einmal und den Charakter zeigt PETA nun sehr deutlich. Es wäre ja auch möglich gewesen, Ideologie mal bei Seite zu legen und praktisch zu helfen, aber dazu behält man die Millionen wohl zu gerne bei sich – man tötet ja offensichtlich im eigenen Tierheim auch lieber Tiere als sie zu vermitteln.

Der Teufel liegt im Detail

Viel kurioser aber wird es bei kleineren Vereinen, die sich an Detailfragen aufhängen. Plötzlich entdeckt man wohl den Hygiene-Experten in sich, zu dem man zwar nie ausgebildet wurde, aber mangelnde Ausbildung hat auch noch keinen Tierrechtler an unqualifizierten Äußerungen gehindert:

Man versucht hier eine für den Zirkus- und Zoobereich anerkannte Tierärztin, Dr. Alexandra Dörnath, gegen einen Tierhalter auszuspielen. Der Schimpanse Robby, der bei der Familie Köhler, die aktuell am Bremer Stadtrand gestrandet ist, übrigens in einem für den Senioren hervorragend geeigneten Gehege lebt, von dem man auf dem Foto nur einen kleinen Teil sieht, ist auf den Direktkontakt mit Menschen angewiesen, weil er von Geburt an auf den Menschen geprägt worden ist und das bereits war als er bei der Familie ankam. Daher ist Direktkontakt zum Wohlergehen des Tieres notwendig, weil er Teil der Familie ist – ähnlich einem Haustier. Da also das Tier ohnehin Direktkontakt zu Herrn Köhler tagtäglich hat, macht ein Mundnasenschutz überhaupt keinen Sinn. Im Direktkontakt, ist es nicht abwegig, dass Robby den Schutz beim Grooming berühren würde. Entsprechend würde das Tier sich dann auch mit Mundschutz anstecken können.

Die Familie Köhler stoppt allerdings fremde Keime schon viel früher, in dem sie sich an die entsprechenden Vorgaben halten. Das sichert dann auch das Tier und deshalb trägt zum Beispiel die Tierärztin, die Robby hierbei nicht im Direktkontakt begegnet, sehr wohl den Mundnasenschutz – beides ist also verantwortlich. Bei menschlichen Senioren etwa in häuslicher Pflege ist die Situation übrigens gar nicht anders: die Familiemitglieder mit ständigem Direktkontakt im gleichen Haushalt begegnen den Gepflegten, unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen, auch nicht mit Handschuhen und Mundschutz, die hinzukommenden externen Experten, wie Ärzte, Krankenschwester oder anderes Pflegepersonal, kommen dann aber sehr wohl mit Mundschutz. Bei Robby, dem Schimpansen-Senior, wurde das augenscheinlich nicht anders gemacht und er hat kein höheres Risiko sich zu infizieren als ein Mensch. Daher braucht es auch keine veränderten Maßnahmen.

Auch direkt im Zoo ist man aber vor schlechten Ratschlägen der Tierrechtler auch nicht sicher. In ähnlicher Weise wird nämlich auch über Zoos gelogen:

Die Zoos ergreifen aber natürlich, wie alle anderen seriösen Tierhalter, jede mögliche Sicherheitsmaßnahme und beschützen ihre Tiere auch ohne Coronakrise schon vor Krankheiten, die für sie gefährlich werden könnten. Darin sind Zoos Experten und werden auch dafür ausgebildet. In Deutschland gibt es eine hervorragende tierpflegerische Ausbildung und ein sehr gutes tiermedizinisches Studium, was beim Great Ape Project offensichtlich nur keiner belegt hat, sonst würden sie es ja besser wissen. Seit Jahrzehnten sind Zoos sich dieser Gefahr bewusst und haben entsprechende Richtlinien entwickelt, die ständig mit den aktuellen Stand seriöser Wissenschaft abgeglichen werden.

Solche Versuche von Tierrechtlern, die plötzlich zu angeblichen Hygiene-Experten mutiert sein wollen, gibt es im Netz zuhauf. Die Experten zu solchen Fragen aber sind die, die mit diesen Tieren eben wirklich arbeiten und das seit Jahrzehnten. Die finden sich allerdings nicht an Tastaturen in Büros von Tierrechtsorganisationen, sondern in diesen Tagen in professionellen Tierhaltungen wie zum Beispiel Zoos und Aquarien, weil sie sich in dieser Zeit eben um die Tiere kümmern – übrigens nicht nur im eigenen Zoo, sondern weit darüber hinaus. Auch in diesen Zeiten reißt nämlich der Kontakt zu In-Situ-Partnern der Zoos nicht ab und man arbeitet weiter daran, das auch in der Natur die Menschenaffen eine Chance haben, während die Tierrechtsindustrie sich in Hygiene-Fragen laikal zu verlieren scheint.

Zoo-Populationen von besonderer Wichtigkeit

Während noch keiner Zahlen zu Corona-Infektionen in wilden Menschenaffen-Populationen hat, weil man schlicht nicht weiß, ob und wie sich das Virus dort auswirkt – man kann bisher ohne belastbare Daten nur vermuten -, sind natürlich die Zoo-Populationen im Falle eines Falles dann für viele Arten die letzten Hoffnung, denn wilden Gorillas kann man nicht wirklich Intensivbetten zur Verfügung stellen. Qualifizierte Aussagen darüber treffen können allerdings Veterinärmediziner wie Prof. Lierz von der Universität in Gießen, der zu Coronaviren kindgerecht aufklärt. In diesem Video spricht er über die Übertragbarkeit von Coronaviren zwischen verschiedenen Tierarten – besonders im Blick sind dabei Haustiere und Menschen:

Er spricht aber auch über Coronaviren an sich und die sind ja in der Tiermedizin nichts wirklich Neues, denn die kennt man eben schon. Coronaviren sind generell sehr spezifisch und haben eine Art Schlüssel, um in eine gewisse Zelle zu kommen. Dieser Schlüssel passt nur auf bestimmte Rezeptoren bei bestimmten Arten. Ein Coronavirus von Geflügel ginge etwa nicht auf andere Vogelarten, beschreibt der Mediziner.

Goriallanachwuchs im Zoo Duisburg | Foto: zoos media, Lizenz: Erlaubnis des Fotografen

Zwischen Mensch und Menschenaffe besteht natürlich eine höhere genetische Ähnlichkeit, aber eine Übertragbarkeit ist bisher mit keinem Test belegt worden. Es gibt zwar durchaus Vermutungen, dass das übertragbar ist, der Beweis fehlt aber. Zoos derweil bereiten sich auf den schlimmstmöglichen Fall vor und schützen natürlich ihre Menschenaffen, und auch sämtliche andere Tiere, mit den von Experten für diesen Fall vorgeschlagenen Mitteln. Das ist in Menschenobhut möglich, in der Natur aber schwieriger und daher geschieht so ein Schutz auch in der Gewissheit, wie wichtig dann eine viel besser schützbare Population von Menschenaffen in Menschenobhut werden kann, da sie eine wichtige genetische Reserve darstellen.

Zoos achten aber nicht nur auf Coronaviren verschiedenster Arten, sondern auch auf andere in der Natur für Tiere schädliche Viren, Pilze und was es sonst noch alles gibt. Bei Amphibien ist es zum Beispiel unter anderem der bekannte Salamanderfresser, der seinem Namen alle schreckliche Ehre macht und wirklich bedrohlich ist – auch hier achten die Zoos auf Hygiene und andere Vorsichtsmaßnahmen – darin sind diese Institutionen echte Experten und das seit Jahrzehnten. Es braucht hier keine pseudo-klugen Ratschläge von außen und dann womöglich noch aus Quellen wie Great Ape Project oder PETA, die die Haltung ohnehin abschaffen wollen. Das machen die wahren Experten in diesen Fragen in bewundernswerter Weise und sehr hervorragend unter sich aus.

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