Fassade des Landgerichts in Bremen | Foto: zoos.media

Urheberrechtsskandal um Alibri Verlag

Exklusiv für zoos.media – 31.08.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Wegen eines ohne Erlaubnis genutzten Fotos des Schimpansen Robby erlitt der Alibri Verlag eine schwere Niederlage vor Gericht. Die Details und Hintergründe des Falls erstaunen.

Urheberrechtsskandal um Alibri Verlag

Am 31. August 2023 ereignete sich im altehrwürdigen Bremer Landgericht ein erfreulicher und bemerkenswerter Urteilsspruch. Es ging dabei um das Buch “Robby – der letzte Zirkusschimpanse” von Colin Goldner. Bei dessen Veröffentlichung wurde mit dem Urheberrecht nicht so umgegangen wie es der Norm entspricht. Daher darf das Buch nun nicht mehr verkauft werden. Dadurch wurde auch die Verbreitung von Fehlinformationen verhindert.

Verstoß mit Ankündigung

Robby umarmt Circusdirektor Klaus Köhler | Foto: Dr. Alexandra Dörnath

Das Geständnis, sofern man das so nennen will oder kann, hatte der Verlag schon im Buch mitgeliefert. Da gab man zu, dass die Urheberschaft einiger Bilder nicht hätte geklärt werden können und man sich an den Verlag wenden sollte, wenn man seine Rechte verletzt sehen würde. So funktioniert Urheberrecht aber nicht.

Man geht ja auch nicht in einen Supermarkt, sieht ein Produkt, kann dessen Urheberschaft nicht klären und darf dann einfach damit aus dem Laden marschieren. Ähnlich verhält es sich bei Fotos, die man einfach findet. Eine kommerzielle Verwendung eines Werkes, wie etwa einer Fotografie, ist nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Urhebers gestattet. Diese Erlaubnis übermittelt der Urheber entweder persönlich durch ein Schriftstück oder durch eine Veröffentlichung des Fotos unter bestimmten Lizenzen.

Das Foto, das unrechtmäßig im Buch gelandet war, wurde von Dr. med. vet. K. Alexandra Dörnath geschossen. Im Buch wurde es dann allerdings sogar noch verändert. Es war Teil eines Kalender über den Ausnahme-Schimpansen Robby, der Colin Goldner übergeben wurde, wie die renommierte Tierärztin, die auch Beiratsmitglied von zoos.media ist, erklärt. Er habe den Circus Belly besucht, eine Führung hinter die Kulissen bekommen und im Rahmen des Besuchs den Kalender überreicht bekommen.

Erdrutschsieg vor Gericht

Robby überlegt beim Enrichment mit seinem Ziehvater Klaus Köhler. | Foto: Dr. Alexandra Dörnath

So war die Sache klar und auch die vorsitzende Richterin sah das so. Im Gerichtssaal kämpfte die Gegenseite aber nicht wirklich auf dem ohnehin verlorenen Posten. Zuvor hatte man auf das Zitierrecht gepocht. Weder war aber das unrechtmäßige Abdrucken als Zitat nötig, noch hätte man allein schon durch die desinformative Veränderung des Werkes überhaupt damit sinnvoll argumentieren können.

Zudem wurde auch schon vor Gericht sehr schnell klar, dass es sich bei dem Buch von Colin Goldner nicht um eine wissenschaftliche Veröffentlichung handelte. “Dieses Buch ist kein wissenschaftliches, sondern ein politisches Buch”, erklärte Dr. Dörnath vor Gericht. Widerspruch gab es weder vom Gericht, noch seitens des Verlags und seiner Verteidigung.

Ursprünglich war das Ziel von Dr. Dörnath gewesen, wie es üblich ist, einen Schadensersatz zu erhalten, um zumindest entschädigt zu werden. Die Richterin aber sprach ein Verbot der geldlichen und unentgeltlichen Weitergabe des Buches von Colin Goldner aus. Es darf also nicht weiterverkauft oder -verschenkt werden und muss auch aus dem Zwischenhandel verschwinden. Zusätzlich erhält Frau Dr. Dörnath noch eine monetäre Entschädigung vom Verlag.

Buch verkaufte sich ohnehin schlecht

Der Schimpanse Robby hält die Hand von Tierärztin Dr. K. Alexandra Dörnath | Foto: K. Alexandra Dörnath

In der Verhandlung gab der Verlag an, seit dem 01. Januar 2023 sowieso kein Buch mehr verkauft zu haben. Auch davor liefen die Verkäufe offensichtlich schlecht. Früh hatten wohl auch die Leser entdeckt, dass es sich bei dem vom Alibri Verlag verkauften Machwerk vor allem um eine Kampfschrift gegen Frau Dr. Dörnath handelte.

Dr. Dörnath selbst veröffentlichte ein Buch zum Fall Robby, das sich bis heute hervorragend verkauft und vordere Ränge in verschiedenen Rubriken auf Amazon besetzt. Sie veröffentlichte im in Bremen ansässigen Musketierverlag. Ihre Darstellung teilte sich in einen künstlerischen Teil und einen sachlichen Teil. Damit deckte sie mehrere schriftstellerische Disziplinen ab. Das konnte das nun quasi verbotene Buch nicht bieten.

Verlag erscheint fragwürdig

Aber nicht nur dieser offensichtlich unseriöse Inhalt des Flop-Buches über den Schimpansen Robby wirft Fragen hinsichtlich des Verlags auf. Dass der Umgang mit Fremdmaterial in diesem Buch gegen jede Grundlage des Urheberrechts verstößt, müsste einem seriös arbeitenden Verlag doch klar gewesen sein. Bilder, deren Urheber man angeblich nicht kennen will, kann man im Prinzip nicht kommerziell veröffentlichen, außer sie wären sehr, sehr alt.

Das ist in jedem Verlag auch normalerweise bekannt. Wie konnten also alle Kontrollmechanismen, die ein seriös arbeitender Verlag normalerweise haben müsste, so überflogen werden? Es scheint also etwas faul zu sein im Alibri Verlag. Die Gesellschafter, zu denen – laut Wikipedia – auch Colin Goldner gehören soll, werden hier also einiges zu klären haben.

Schwierigkeiten im Alibri Verlag

Gorillanachwuchs im Zoo Duisburg | Foto: zoos media, Lizenz: Erlaubnis des Fotografen

Für den Verlag kommt dieser Skandal nun zur Unzeit. Die Insolvenz der Verlagsauslieferung Sova brachte den Verlag in finanzielle Schwierigkeiten. Da sich dies Ende 2022 ereignete, beeinträchtigte es die Arbeit und das Programm für 2023. Neben den finanziellen Schwierigkeiten brachte die Verhandlung nun auch noch weitere Schwierigkeiten ans Licht.

Ob der Ladenhüter von Colin Goldner je wieder das Licht der Welt beziehungsweise der Buchhandlungen erblickt, dürfte vor dem Hintergrund fraglich bis sogar unmöglich sein. Sich den Luxus einer zweiten Auflage des Flops zu leisten, dürfte wohl außerhalb der finanziellen Möglichkeiten des Verlags anzusiedeln sein. Der Alibri Verlag muss wohl zudem erst die eigenen internen Abläufe evaluieren, um solche Fehler zukünftig auszuschließen.

Finanziell mag der Verlag an dieser Stelle mit dem sprichwörtlichen blauen Auge davongekommen sein. Viel schwerer aber wiegt wohl der Image-Schaden für den kleinen Verlag. Vielleicht wäre an dieser Stelle ein Buch über das Urheberrecht eine lohnenswerte Investition. Zumindest im eigenen Haus dürfte es diesbezüglich ja deutlichen (Nachhol-)Bedarf geben.

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