Eingang vom Zoo Leipzig | Foto: Frank Vincentz, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Was verschweigt der Zoo Leipzig noch?

Exklusiv für zoos.media – 24.05.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Der Zoo Leipzig verstrickt sich in Widersprüche, was die Löwen-Zucht anbelangt. Dazu tauchen Fotos von einem noch nicht thematisierten Löwen-Baby auf.

Was verschweigt der Zoo Leipzig noch?

Am 22.05.2023 hat der Leipziger Zoo auf Druck der Öffentlichkeit ein totes Löwenbaby “vor wenigen Wochen” zugeben müssen, was man wohl gerne – entgegen sonst üblicher Praxis – verschwiegen hätte. Am 23.05.2023 sprach Zoodirektor Prof. Jörg Junhold im Sachsenspiegel des MDR am Abend über ein Jungtier, das zu Beginn des Jahres hätte eingeschläfert werden müssen. Ober es sich dabei um das gleiche Jungtier handelt, ist unklar.

Fans des Leipziger Zoos haben zoos.media Fotos zukommen lassen, die Kigali und Majo mit einem Jungtier zeigen – datiert allerdings auf den 18. September 2022. Es muss also noch mindestens ein weiteres Jungtier bei den Löwen gegeben haben, dass der Leipziger Zoo bisher noch nicht kommuniziert hat.

Fotos eindeutig

Es handelt sich dabei um einen Screenshot eines Facebook-Posts. Es sind vier Fotos, wovon eines das Jungtier allein zeigt. Zwei Fotos zeigen den winzigen Löwen in unterschiedlichen Situationen zwischen seinen Eltern. Ein viertes Foto zeigt das Baby im Maul seiner Mutter. Natürlich haben wir die Rechte an den Fotos nicht, weshalb wir sie hier nicht veröffentlichen können.

Diese Fotos belasten den Leipziger Zoo schwer. Sie bestätigen auch Aussagen, die gegenüber zoos.media getätigt wurden und dieses Jungtier bereits erwähnten. Mit diesen Hinweisen wollten wir aber nicht eher an die Öffentlichkeit, bis wir auch handfeste Beweise haben. Inzwischen liegen uns die Fotos aber als Beleg für diese Berichterstattung als Screenshot des damaligen Beitrags vor.

Warum ist Kigali plötzlich so unerfolgreich?

Nachwuchs bei den Transvaal-Löwen im Leipziger Zoo (2021) | Foto: Fiver, der Hellseher, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Für die bedrohten Transvaal-Löwen ist die Erhaltungszucht in Menschenobhut von großer Wichtigkeit. Kigali ist eine wichtige Säule dieser für den Artenschutz relevanten Zucht. Nach dem Weggang der drei vorherigen Jungtiere nach Berlin hatte es keine vier Monate gedauert bis Kigali zur Freude aller Vierlinge zur Welt brachte. Als die flügge wurden und sie erneut schwanger wurde, begann die Pechsträhne.

Die Berichterstattung von tag24.de hatte die Belegschaft zitiert, dass es Veränderungen in der Löwenhaltung gegeben habe, die Jörg Gräser kritisiert hätte. Im September zuerst und spätestens zu Beginn des Jahres war ja auch offensichtlich geworden, dass diese Veränderungen so nicht funktionieren würden, weil sie aus einer zuverlässigen Zucht-Katze eine ungewöhnlich unerfolgreiche Mutter gemacht hatten.

Jörg Gräser war und ist bis heute bekannt für Transparenz in der Löwen-Haltung, aber auch dafür Mütter und ihre Jungtiere in der ersten Zeit stark abzuschirmen. Davon zeugt diese Videobeschreibung des MDR zu einem entsprechenden Video: “Ein Jahr nachdem Löwin Kigali zwei ihrer Jungtiere getötet hat, ist sie wieder Mutter geworden. Sie lebt seitdem völlig zurückgezogen, nur mit Majo, dem stolzen Löwenvater und dem Nachwuchs. Keine medizinische Kontrolle, keine Impfung, selbst für den Direktor des Zoo Leipzig und für die Kuratoren bleibt der Stall verbotenes Terrain.

Was hat sich geändert?

Es ist bekannt, dass Kigali eine sehr sensible Löwen-Mutter ist. Während andere Löwenmütter eher entspannt sind, waren bei ihr solche Vorsichtsmaßnahmen offenbar nötig, was zu diesem Zeitpunkt wohl auch toleriert wurde. Damals schien man also Jörg Gräser noch zu vertrauen – Tiermediziner, Direktor und Kuratoren verließen sich auf den erfahrenen Pfleger. Der Erfolg gab ihm auch Recht, die Vierlinge, auf die sich der Text bezieht, überlebten. Das war der letzte Wurf, dem dieses Glück beschieden war.

Zahlreichen Zoofreunden und Zooschauern ist das Vorgehen des bekannten Löwenpflegers sehr bekannt. Der oben genannte Text wird deshalb auch ständig zitiert und entsprechend vermutet, dass die Änderungen in der Löwenpflege unter anderem diese ganz besondere Abschirmung betrafen. Tiermediziner und Direktor haben sich seitdem aber nicht geändert. Einzig neu besetzt wurde die Kuratoren-Stelle – was übrigens spannenderweise groß und breit bei “Elefant, Tiger & Co.” besprochen wurde.

Aktuell beruft man sich ja interessanterweise darauf, solche internen Vorgänge generell nicht zu kommunizieren. Ebenfalls ist natürlich rein spekulativ ob zu diesem temporalen auch ein kausaler Zusammenhang kommt. In jedem Fall wird der Leipziger Zoo dies aufzuarbeiten haben und im Interesse aller Beteiligten auch mit der entsprechenden Transparenz. Vor allem aber wird klar, dass personelle Konsequenzen wohl mit Jörg Gräser die absolut falsche Person getroffen haben dürften.

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