Der unseriöse Anti-Delfinarien-Lobbyist John Hargrove (2013) | Foto: MKS2169, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Wer ist John Hargrove?

Exklusiv für zoos.media – 24.08.2017. Autor: Philipp J. Kroiß

Nach Kasatkas traurigem Tod buhlte er wieder um Aufmerksamkeit in den Medien: John Hargrove. Doch wer ist der Ex-SeaWorld-Trainer wirklich, der sich für einen Experten hält.

Wer ist John Hargrove?

Um diese Personalie zu verstehen, müssen wir uns zuerst seine Laufbahn als Trainer anschauen – ganz besonders aber wie sie endete. So kann man nachvollziehen, was diesen unseriösen Lobbyisten antreibt.

SeaWorld, Marineland und ein schlimmer Fehler

1993 begann die Karriere von John Hargrove. Bis 1995 war er Lehrjunge im Shamu Stadium von SeaWorld San Antonio. Dort wurde von Thad Lacinak eingestellt, der später über ihn sagt, er habe ein Jahr ganz okay gearbeitet bis er plötzlich den Wunsch fasste ein Filmstar zu werden und fing an eben solche in Los Angeles zu daten. So wechselte er nach San Diego, wo er zuerst mit Walrössern, Seelöwen und Ottern arbeitete. Vor 1997 hatte er dort keine persönliche Erfahrung mit Schwertwalen. Einmal Trainer mietet er sich ein Filmteam und ließ sich bei der Arbeit filmen – wie eine Art Showreel. Den unglaublich egozentrischen Film gibt es auch heute noch auf YouTube:

Mit den Orcas arbeitete er bis 2001 und wechselte dann in Marineland Antibes, wo er bis 2002 blieb. Zu diesem Zeitpunkt hatte er 5 Jahre Erfahrung mit Schwertwale und arbeitete erstmal bis 2008 gar nicht mehr in einem Marine Park. Dann kehrte zurück nach San Antonio und war Trainer dort bis 2012. Wir sprechen also von 12 Jahren Erfahrung – 11 in SeaWorld, 1 in Marineland Antibes – , die er aufzuweisen hat.

Seine Karriere bei SeaWorld endete nicht wirklich freiwillig. Er wurde von den Orcas zu den Seeottern & Seelöwen versetzt, weil er nicht sichergestellt hatte, dass die Gates in der Orca-Installation richtig eingestellt waren.

“We do not tolerate any violation of safety rules or other behavior that could put our employees or animals at risk.”
“Wir tolerieren keine Verletzung unserer Sicherheitsrichtlinien sowie auch kein andere Verhalten, das unsere Mitarbeiter oder Tiere einem Risiko aussetzt.”
Fred Jacobs, SeaWorld-Sprecher zum Vorfall mit Hargrove

Während der Zeit bei den Seeottern & Seelöwen kündigte er dann. Am Ende seiner Karriere treffen wir als auf einen John Hargrove, der einen kapitalen Fehler gemacht hat und von den Schwertwalen, über die er sich so nach außen hin definiert hatte, abgezogen worden war. Nach diesen Vorfall hatte er durch eigenes Verschulden als Orcatrainer keine Zukunft mehr in SeaWorld oder anderen professionellen Einrichtungen. Später versuchte er die Schuld auf einen Mitarbeiter abzuwälzen – ein wahrlich würdeloses Vorgehen.

Die Zeit nach SeaWorld

Es ist bekannt, dass Tierrechtsorganisationen immer auf der Suche nach Leuten sind, die sie spektakulär als “Whistleblower” verkaufen können. Bei Hargrove soll das sogar recht schnell gegangen sein – sieben Tage nach seiner Kündigung soll er bereits für die unseriöse Dokumentation “Blackfish” interviewt worden sein, an dem Zoogegner bereits seit 2010 arbeiteten. Später wurde dann sein populistisches Buch veröffentlicht.

In diesem Buch spricht er über Futterentzug, der gebraucht würde, um die Tiere zu trainieren, dass dies nachweislich falsch ist, hatte er selbst noch auf Twitter 2014 und 2013 bezeugt. 2015 widerspricht er sich dann selbst. Richtig übel wurde es dann aber für Hargrove, als ein rassistischer Ausraster aus seiner SeaWorld-Zeit bekannt wurde:

Hier beschimpft er in SeaWorld-Kleidung übel African Americans als “n**ers” [Wort zensiert]. Erneut versucht er sich rauszureden – er habe das ja nie so gemeint, war eine Version, dann sei er besoffen gewesen, was wieder eine andere Version war, die dann später zu einer verschmolz. SeaWorld erklärte derweil, wenn dieses Video in der Zeit aufgetaucht wäre, während der dort arbeitete, wäre er sofort entlassen worden. Tierrechtslobbyisten spielen diesen Skandal bis heute herunter. So arbeitet Hargrove zusammen zum Beispiel mit der Born Free Foundation und der World Cetacean Alliance gegen Delfinarien in Europa.

Zurück zu den Walen?

Nun haben wir also einen John Hargrove, der damit Geld verdient, gegen SeaWorld zu sein. Anti-SeaWorld ist nun ein Buisness-Model für ihn. Aber Geld ist längst nicht das einzige, mit dem die Tierrechtslobby Hargrove an sich binden konnte, denn sie bieten ihm etwas, das seriöse Walhalter ihm niemals anbieten würden: eine Aussicht darauf, wieder mit Walen zu arbeiten.

Er ist nämlich im Team des “Whale Sanctuary Project” (WSP). Dieses Projekt möchte ein eigenes SeaWorld bauen, verkauft es aber unter dem euphemistischen Namen: “Sanctuary”. Was bei anderen als “Gefangenschaft” gebrandmarkt wird, ist völlig okay, wenn man es selbst macht – nach diesem Motto geht das gesamte Team des WSP, das aus Anti-Delfinarien-Aktivsiten besteht, offenbar vor. Ihm gibt das natürlich eine Möglichkeit seinen Traumjob zu verfolgen. Allerdings sollen Orcas in diesem “Sanctuary” nicht gezüchtet werden, wie man zumindest aktuell behauptet. Es ist also ein Sterbeort für Orcas, die von einem Team aus Möchtegern-Experten bis zum Tod behandelt werden. Eine düstere Zukunftsvision für die Tiere, aber natürlich ein enormer Pull-Faktor für Hargrove, der offenbar nur noch in unseriösen Projekt eine Aussicht auf die Arbeit mit Walen hat.

» Mehr zu Hargrove gibt es auf: realjohnhargrove.com.

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