Monkey Mia: Unter Aufsicht werden wilde Delfine mit totem Fisch gefüttert. | Foto: W. Bulach, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Essen wilde Delfine keinen toten Fisch?

Exklusiv für zoos.media – 05.09.2022. Autor: Philipp J. Kroiß

“Wilde Delfine essen keinen toten Fisch”, ist ein Mantra von Delfinariengegnern und Tierrechtlern. Doch ist diese Aussage, die im Wesentlichen auf Ric O’Barry zurückgeht, überhaupt wahr? Nein. Sie ist sogar sehr offensichtlich falsch.

Essen wilde Delfine keinen toten Fisch?

Immer wieder wird behauptet, wilde Delfine würden freiwillig keinen toten Fisch fressen und man müsse sie dazu zwingen. Besonders hervor tut sich damit gerne der Anti-Delfinarien-Aktivist, der unter dem Pseudonym Ric O’Barry bekannt ist. Hinter solchen für manchen vielleicht markig anmutenden Sprüchen, findet man aber keine Wahrheit. Letztendlich ist es sogar eine Leugnung der Realität, die massiv peinlich für jemanden ist, der sich gerne als Delfin-Experten inszeniert sieht. Tatsächlich ist diese Aussage sehr einfach zu widerlegen. Zudem gibt es ein berühmtes Gegenbeispiel.

Monkey Mia widerlegt O’Barry

Heutzutage ist die australische Bucht Monkey Mia als Touristen-Attraktion in aller Munde: Menschen können hier wilde Delfine füttern. Die Wurzeln dessen liegen in den 1960er Jahren, als die lokalen Fischer begannen, die Delfine mit ihren Abfällen zu füttern. Für die Tümmler waren diese Überbleibsel von totem Fisch ein gefundenes Fressen und so kamen sie immer wieder. Das wiederum lockte auch Schaulustige an, woraufhin man dann in den 1980er Jahren mit der touristischen Vermarktung dessen begann. Regulierungen gab es quasi nicht: jeder, der wollte, bekam einen Fisch.

Nachdem man 1984 begonnen hatte, die Tiere auch wissenschaftlich zu studieren, erkannte man, dass es zu viel des Guten war: die unbändige Lust der Großen Tümmler auf den toten Fisch, der verfüttert wurde, führte zu Überfütterung und, weil die Tiere in der Bucht an einem Ort alles bekamen, was sie brauchten, verließen sie die Gewässer so gut wie nie mehr. Sie zogen also aktiv den toten Fisch sogar vor, was dazu führte, dass sie ihre Aufgabe im Ökosystem nicht mehr wahrnahmen. Es starben zudem auch ungewöhnlich viele Jungtiere – mehr als neun von zehn, normalerweise sind es nur zwei von dreien.

Daher mussten Beschränkungen her, damit die Tiere nicht unbegrenzt den Fisch fraßen, den sie von den Menschen bekamen. Die sind inzwischen da und werden auch umgesetzt. Das zeigt aber auch: niemand muss Delfine zwingen, toten Fisch zu fressen – sie ziehen ihn sogar dem lebenden vor, wenn sie die Wahl haben. Allerdings ist Monkey Mia nur ein Beispiel dafür. Nichtsdestoweniger aber verbreitet das Dolphin Project die Aussagen seines Gründers nach wie vor.

Wilde Delfine essen gerne toten Fisch

Es gibt nicht wenige Orte in Australien, an denen man die Chance bekommt, wilde Delfine verschiedener Arten mit totem Fisch zu füttern. Das wird zum Glück reguliert, weil man aus einer Überkommerzialisierung, wie sie in Monkey Mia vor einigen Jahrzehnten zu Problemen geführt hatte, gelernt hat. Für Mensch und Tier ist das ein sinnvolles Erlebnis miteinander. Weil Millionen Menschen das auch schon durchlaufen haben, ist O’Barrys Behauptung auch so lächerlich.

Zudem weiß jeder, der auch nur auf dem Weg ist, Delfinexperte zu werden, dass unreguliertes Füttern zu Problemen führt. Das kennt man aus den USA sehr gut, weil es auch dort wissenschaftlich nachgewiesen wurde. Daher wurde das Füttern der wilden Delfine auch vielerorts richtigerweise ganz verboten. Bootsbesitzer machten sich nämlich einen Spaß daraus, toten Fisch ins Wasser zu werfen, um mit Delfinen schwimmen zu können. Wenn wilde Delfine freiwillig keinen toten Fisch essen würden, gäbe es solche Verbote gar nicht. Man merkt also wie widersinnig die Behauptung ist.

Tierrechtsindustrie braucht Naturentfremdung

Das zeigt einmal mehr, wie die Tierrechtsindustrie auf die Naturentfremdung angewiesen ist. Sie braucht eine Uninformiertheit ihrer Rezipienten, um mit ihren Lügen-Argumenten durch zu kommen. Das ist typisch für Populismus. Dagegen bleibt das beste Mittel die Information. Information erlangt man durch Hinterfragen. Nur, weil zu wenige die hanebüchenen Thesen hinterfragt haben, konnte sich so eine Legende etablieren, wie, dass wilde Delfine keinen toten Fisch mögen würden.

Das Problem ist, dass diese Lügen der Tierrechtsindustrie für die Tiere zu echten Problemen werden. Wenn Menschen einfach Abfälle ins Meer werfen, weil sie von Pseudo-Delfinexperten gesagt bekommen haben, die Tiere würden das sowieso nicht fressen, sie es dann aber eben doch fressen, sorgt für Probleme bei den Tieren selbst. Hinzukommend wird diese Lüge dazu benutzt, Delfinarien in Misskredit zu bringen. Delfinarien sind aber unersetzbar, um Delfinen und anderen Walen eine Zukunft in der Natur zu ermöglichen.

Der von der Weltnaturschutzunion (IUCN) formulierte One Plan Approach, der als Blaupause von seriösem Artenschutz zu sehen ist, schreibt nämlich ganz ausdrücklich die Verzahnung von Maßnahmen im natürlichen Lebensraum und außerhalb dessen vor. Nur so gelingt wirklich umfassender Natur- und Artenschutz. Delfinarien ermöglichen so genannte Ex-Situ-Maßnahmen, die ohne sie niemals möglich wären, aber entscheidend für den Schutz von Walen in der Natur sind.

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