Schöner Ausblick auf eine Windanlage vor Gran Canaria? | Foto: zoos.media

Windkraft – Genug Energie für die Zukunft?

Exklusiv für zoos.media – 18.04.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Die staatliche Förderung der ersten Windkraftanlagen läuft bald aus. Haben die Windkraftanlagen genug Energie um auch auf eigenen Füßen stehen zu können?

Windkraft – Genug Energie für die Zukunft?

Die Energiewende finanziert sich nicht aus Luft und Liebe und Windenergie wird gerne als ein Lösungsansatz präsentiert. Es wird aber kaum thematisiert, dass die Art der Energiegewinnung aktuell vor allem von staatlicher Förderung lebt. FDP-Politiker Dr. Gero C. Hocker erklärt die Hintergründe:

Massive Förderung dank EEG

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gibt den Windkraftanlagen eine quasi beispiellose Starthilfe. Jede Kilowattstunde innerhalb der ersten 20 Jahre des Betriebs wird vergütet. Moderne Anlagen erzeugen etwa eine Strommenge von 4 – 7 Mio. kWh pro Jahr. Das EEG (2017) sieht aktuell eine Anfangsvergütung von 7,49ct/kWh und eine Grundvergütung von 4,17ct/kWh vor. Alleine mit der Grundvergütung kommt der Investor, wenn man die Rechnung mal niedrig mit 4 Mio. kWh pro Jahr ansetzt, auf 116.000€ jedes Jahr, was dann für die ersten 20 Jahre 3,336 Millionen Euro bedeutet. Selbst wer nun also in eine große Anlage investiert und 1,5 Millionen € dafür auf den Tisch legt, hat unterm Strich kein schlechtes Geschäft gemacht – auch wenn hier noch Wartungskosten dazu kommen, aber man generiert durch die Stromerzeugung ja auch noch zusätzliche Einnahmen und man kassiert ja auch noch eine viel höhere Anfangsvergütung. Im Jahr kostet dieses Geschenk insgesamt rund 30.000.000.000,00€. Die Zeche dafür zahlen alle Stromkunden.

Dank Vater Staat kassiert man also tüchtig für sein angebliches Engagement für Mutter Erde. Das EEG besteht seit dem Jahr 2000 und früher waren die Förderungen noch höher, aber nun fällt ja im nächsten Jahren die Förderung weg für eben die Geräte, die vor 19 Jahren noch eine Anfangsvergütung von 9,10ct/kWh und eine Grundvergütung von 6,19ct/kWh bekamen. Die sind jetzt aber dann sehr bald weg. Das Problem: Dann lohnen sich die Anlagen nicht mehr. Im MDR beklagt sich nun Frank Bündig, der zu den Pionieren der Windenergie in Deutschland zu zählen ist, darüber, dass sich ohne die Geschenke vom Staat seine Anlagen nicht mehr tragen. “Durch eine viel zu niedrige Einspeisevergütung ist die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben, insbesondere dann, wenn vielleicht eine größere Reparatur ins Haus steht”, wird er zitiert.

Anlagen lohnen sich nicht mehr

Goriallanachwuchs im Zoo Duisburg | Foto: zoos media, Lizenz: Erlaubnis des Fotografen

Bündigs Firma in Waldheim (Sachsen) “umfasst heute 15 Mitarbeiter und hat bisher, hauptsächlich in Sachsen, über 60 Windenergieanlagen zur Genehmigung geführt und gebaut. Darunter befinden sich 6 Repoweringprojekte mit insgesamt 24 rückgebauten Altanlagen und 16 Ersatzanlagen.” Nun rechnet er vor: Für den Strom aus alten Anlagen bekommt man auf dem freien Strommarkt nur noch drei bis vier Cent pro Kilowattstunde bei laufenden Kosten von fünf bis sechs Cent je Kilowattstunde. Wir erinnern uns: Mit Förderung gab es ja pro Kilowattstunde für die frühesten Anlagen noch 6,19ct/kWh Grundvergütung geschenkt – dadurch entstand das Plus. Alte Anlagen müssen nun abgebaut werden, weil sie sich nach 20 Jahren schon nicht mehr lohnen. Da kommen nun noch mal viele zehntausende Euro kosten auf die Pioniere von damals zu, denn die Verbindung aus Harzen, Glasfaser, Carbon und Holz, woraus die Rotoren bestehen, lässt sich kaum recyceln. So richtig nachhaltig war das also nicht.

Dazu erklärt Gero Hocker: “Vertreter der Windkraftindustrie erklären seit langem, dass ihre Technologie “marktfähig” wäre und auch ohne diese beispiellose staatliche Unterstützung auskäme – alles Lippenbekenntnisse: wenn die zwanzig Jahre verstrichen sind, steht das Geschäftsmodell vor dem “aus” – nicht nur in Sachsen.” Er beschwert sich, dass nun verlangt wird, dass der Staat die Brieftasche wieder öffnen soll, um weiter Gewinne für die Unternehmer zu finanzieren. Man muss sich das mal vorstellen: Mit 30 Milliarden im Jahr wird die Energie ja bereits jetzt gefördert. Trotzdem weinte die Windbranche schon im letzten Jahr Krokodilstränen, bettelte um mehr finanzielle Unterstützung und das Handelsblatt titelte schon, dass der Branche die Puste ausginge -nota bene: eine Branche, die nur überleben kann, weil sie Geldgeschenke vom Staat bekommt.

Da kommt es der Branche sehr gut zu passe, dass gerade ein Kind durch die Medien tingelt, dass mehr Unterstützung der Solar- und Windenergie fordert. Dabei scheint sie zu vergessen, dass weltweit jedes Jahr 129 Milliarden Dollar ausgegeben, um ineffiziente Solar- und Windkraftanlagen zu subventionieren, die nur rund 1% der globalen Energieversorgung ausmachen. Es soll also immer noch mehr Geldgeschenke geben und zwar für Anlagen, die man offenbar nicht wirtschaftlich betreiben kann. Luisa Neubauer, die sich an die Spitze der Bewegung in Deutschland gesetzt hat, was durchaus nicht unkritisch gesehen wird, plädiert auch für mehr Förderung der Windenergie – bereits vorher hatte sie sich in der “Fossil Free”-Bewegung als Pressesprecherin des Ortsvereines, wo sie wohl Geographie studiert, engagiert. Fossil Free arbeitet eng mit Greenpeace zusammen. Über deren Verflechtung mit der Windbranche haben wir ja bereits berichtet.

Es geht um viel Geld

Junger Gänsegeier in La Cañada | Foto: Juan Lacruz, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Aktuell sieht es so aus, dass ohne weitere Geldgeschenke die Blase Windenergie bald platzen könnte. Natürlich ist ein Investment in Windenergie enorm lukrativ, weil wo sonst wird man dafür bezahlt den Bau von nicht wirtschaftlichen, unausgereiften und für die Umwelt sogar schädlichen Anlagen umzusetzen und darf sich über Schulterklopfen freuen, weil man ja ach so “grün” eingestellt wäre. Aktuell schüttet man die Branche ja mit Förderung praktisch zu und die Zeche dafür zahlen die Stromkunden und die Natur, die man eigentlich schützen will. Dass Windkraftanlagen ein Problem für Vögel sind, ist längst bekannt, wird aber von der Windkraftlobby geleugnet – der NABU fand dazu bereits vor Jahren deutliche Worte. Vor einigen Wochen kam dann noch heraus, dass Windkraftanlagen auch Insektenpopulationen massiv schaden. Solche Enthüllungen sind eine massive Bedrohung für die Investoren, die hohe Renditen einstreichen.

In diesem Zusammenhang macht Gero Hocker auf eine Parteispende aufmerksam, die die Grünen im Jahr 2016 erhielten: “Die höchste Spende in der Geschichte der Bundesrepublik haben im Jahre 2016 die Grünen erhalten – 300.000,— von einem privaten Investor im Bereich EE. Ich bin gespannt, wie sich die Partei und Fraktion drei Jahre später zu der Frage, ob weitere Subventionen ausgeschüttet werden sollen, verhält.” Die Spende kam von Jochen Wermuth, einem Finanzinvestor. 2016 schrieb er in der Zeit: “An vielen Orten ist Strom aus erneuerbarer Energie bereits heute günstiger als die Verwendung fossiler Brennstoffe. In Deutschland kostet Strom aus einem konventionellen Kraftwerksneubau (Gas, Kohle, Atom) acht bis zehn Cent je Kilowattstunde. Im Vergleich dazu sind Fotovoltaik und Windkraft mit jeweils acht Cent bereits voll wettbewerbsfähig.Nach offizieller Ansicht von seiner Firma Wermuth Asset Management sollten Investoren auf Innovationen im Rahmen der “grünen Industrierevolution” setzen – er selbst tut das seit Jahren auch erfolgreich.

Solche Geschäftsmodelle sind nun aber bedroht. Die Liberalen stellen, sicher nicht zu Unrecht, die Forderung an die Windkraftlobby, dass sie ordentliche Anlagen zur Verfügung stellt, die auch wirtschaftlich betrieben werden können, die Grünen, zu denen auch zum Beispiel Neubauer gehört, sehen das kaum überraschenderweise anders. Ohne EEG, also das Gesetz, was aktuell einigen wenigen zur Geldmaschine gereicht, würde die Energiewende ins Stocken geraten, so die Politiker aus dem Bündnis 90/Grüne. Zurück bleibt die Frage wie nachhaltig und sinnvoll eine Energiewende ist, die sich nicht ohne fremde Hilfe finanzieren lässt. Man kann die Windkraftlobby ja nicht ewig auf Stützrädern fahren lassen und das auch noch auf Kosten der Natur, die man eigentlich erhalten will. In der aktuellen Verfassung ist diese Art der Stromerzeugung ein Irrweg, wenn man nicht die Branche zur Innovation bringt. Solange man aber auf vielen Ebenen nicht marktreifen Produkten die Förderung mit vollen Händen in den Rachen wirft, gibt es ja keinen Grund zur Innovation – das Geschäft ist ja zuträglich, solange die Geldgeschenke des Staates auf eigene Konto fließen.

Vögel und Insekten bedroht

Der Sprogø Vindmølle Park nördlich der Great Belt Bridge (2010) | Foto: Fxp42, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Moderne Zoos und Aquarien, gemeinsam mit Naturschutzverbänden wie dem NABU, kämpfen dafür, dass wir nicht noch mehr Vögel und Insekten aus verschiedenen Gründen verlieren. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Windräder hierbei ein Problem sind, die den Artenschutz gefährdet. Etwa 12.000 Mäusebussarde sterben laut NABU pro Jahr durch Windräder – bereits heute nehmen Bestände ab. In Spanien sterben etwa 1.000 Gänsegeier pro Jahr dank der ach so grünen Energie durch Windräder. Der Münsteraner Allwetterzoo, die Wilhelma in Stuttgart und der Zoo Dresden zum Beispiel züchten diese Tiere zur Auswilderung in entsprechenden Projekte, die es nicht nur in Spanien gibt, aber in den Medien wurde auch über die Auswilderung eines Bartgeiers aus dem Tierpark Berlin eben genau in Spanien berichtet.

Hier muss langfristig sicher gestellt werden, dass man die Energiewende nicht auf Kosten der Vögel und Insekten gestaltet – und auch nicht auf Kosten der Wale. Off-Shore-Windanlagen zerstören nicht nur marinen Lebensraum, sondern machen noch viel mehr durch Lärmbelästigung unter Wasser unbewohnbar. Trotzdem ist für diese Anlagen eine Anfangsvergütung von bis zu 19,4 ct/kWh möglich. Die wird 8-12 Jahre gezahlt. Danach bekommt man dann “nur” noch 3,9 Cent/kWh. Man kann die Anfangsvergütung aber verlängern, in dem man weiter vom Festland oder in tieferen Wassertiefen baut – also noch mehr in den Lebensraum der Arten hinein. An all diesen Opfern der Windenergie hängen ja auch ganze Ökosysteme, die durch ihre Existenz stabilisiert werden und durch ihr Ableben massiv geschädigt.

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