Luftaufnahme eines Windparks in Niedersachsen | Foto: Philip May, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Sorgen Windräder für Klimaerwärmung?

Exklusiv für zoos.media – 07.09.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Durch soziale und auch klassische Medien geistert der Verdacht, dass Windräder für Klimaerwärmung verantwortlich wären. Was ist da dran und was bedeutet das?

Klimaerwärmung durch Windräder?

Jahrelang ging es im Naturschutz im Zusammenhang mit Windrädern vor allem um zwei Themen: den Schaden an Populationen fliegender Tiere und den Schaden an Populationen im Boden oder unter der Wasseroberfläche. Hier wurden Innovationen angestoßen, diese Schäden zu minimieren. Marktreife Produkte haben die allerdings noch nicht hervorgebracht – auch, weil man sich zu viel auf die Förderung nicht marktreifer Produkte für den Einsatz versteift, statt auf die ordentliche Entwicklung vor dem Ausrollen. Nun bringen Studien das nächste Problem zutage.

Es begann in Texas …

Zum Beispiel der Nordkurier berichtete über das Thema Mitte des Jahres. Unter anderem ging es um eine Veröffentlichung basierend auf Satellitendaten der NASA, die auch selbst die Studie besprach. Diese wurde im renommierten nature-Magazin bereits im Jahr 2012 veröffentlicht. Sie weist eine Erwärmung von bis zu 0,72°C per Dekade durch große Windparks nach. Die ist besonders in der Nacht messbar.

Was passiert? Nachts ist es oberhalb des Bodens relativ kühl, darüber ist es wärmer. Die Windräder wirbeln das durcheinander. Dadurch steigt die Bodentemperatur, weil der Boden weniger auskühlt und warm bleibt. Dazu kommt nun ein weiterer Effekt: Windparks sorgen für Trockenheit. Sie bremsen den Wind ab. Weniger Wind sorgt für weniger Verdunstung. Weniger Verdunstung sorgt für weniger Niederschlag. Das wurde in mehrfachen Studien bereits besprochen – wie zum Beispiel Wang et al. (2023).

Toxische Kombination

Wie das zusammenwirkt, zeigt sich in der Mongolei, was in einer weiteren Studie betrachtet wurde. Dort konnte man gut nachweisen, dass ein großer Windpark die Bodenfeuchtigkeit verringert. Besonders heikel ist das natürlich im betrachteten Grasland der Inneren Mongolei. Das Problem? Dieses Ökosystem ist für viele Arten von großer Wichtigkeit. Dazu bedroht es die Lebensgrundlage der Bevölkerung vor Ort. Dazu kommt die ohnehin voranschreitende Wüstenbildung. Sie zerstört dort jedes Jahr rund 800 Quadratkilometer des kostbaren Graslands.

Die Windenergie könnte hier zum Beschleuniger einer schlimmen Entwicklung für Mensch und Tier werden. Das Problem hierbei ist aber, dass diese Folge der Installation in der Wirkungsform des Windrads selbst liegt. Während es denkbar wäre, dass Windräder weniger Vögel schlagen und man die Vibrationen unter der Erd- und Wasseroberfläche vielleicht irgendwie abmildern könnte, kann ein Windrad schlicht nicht nicht mehr drehen. Dreht es nicht mehr, ist es nutzlos als Konstrukt, weil es keine Energie mehr produziert.

Noch mehr Forschung nötig

Der Sprogø Vindmølle Park nördlich der Great Belt Bridge (2010) | Foto: Fxp42, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Entsprechend muss auch hier mehr in Forschung investiert werden. Wie lässt sich der Effekt minimieren? Muss man sich von großen Windparks an Land verabschieden? Wie stellt sich der Effekt genau auf dem Meer dar? Muss man vielleicht das Rad als Mechanismus der Windnutzung in diesem Maße über Bord werfen? Es gibt bereits Windkraftanlagen-Konzepte ohne “Rad” beziehungsweise Rotor. Oszillation scheint aktuell als Alternative angesehen zu werden. Diese könnte auch noch weitere Probleme lösen.

Es ist wichtig, solche Fragen zu klären. Wer auch immer in dem Bereich forscht, wird langfristig der große Gewinner sein. Derweil wäre es sinnvoll statt quantitative, qualitative Ausbauziele der Windkraft zu formulieren. Das würde auch die Natur nicht mit zu vielen unausgereiften Anlagen belasten. Da die Windkraft ohnehin nicht grundlastfähig ist, muss sie auch aktuell noch keine Bäume ausreißen – im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht, wer die meisten aufstellt, sondern, wer die besten entwickelt, wird mit Windkraft auch langfristig sehr viel Geld verdienen können. Aktuell setzt allerdings die Politik vielerorts gegenläufige Prioritäten.

Windkraft wird teurer

Welchen Finanzberg man sich mit einem zu schnellen Ausbau auftürmt, sieht man sehr gut in Brandenburg. Da geht viel in Quantität in Bezug auf Windkraft – gleichzeitig aber in Bezug auf den Strompreis. Es ist nämlich nicht so, dass sich der Ausbau für die Brandenburger finanziell lohnt. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Nirgendwo ist der Strompreis höher als in Deutschland. Das zeigt sehr deutlich, dass die Politik hier falsche Prioritäten setzt.

Daraus erwachsen dann weitere Probleme für den Artenschutz. Ein höherer Strompreis macht natürlich auch die Arbeit für den Natur- und Artenschutz teurer. Sowohl im Privaten, als auch im Institutionellen. Zum Beispiel Aquarien und Terrarien, in denen bedrohte Arten vor dem Aussterben gerettet werden sollen, muss man sich eben auch leisten können. Hier gibt es schon Probleme und wenn der ineffiziente Ausbau teurer Technologien so weiter geht, wird sich auch die Preissteigerung fortsetzen.

Politik & Prioritäten

Durch eine Windkraftanlage getöteter Rotmilan | Foto: Martin Lindner, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Dazu kommen die Altlasten, die man sich aufbürdet: die Windräder sind nicht marktreif, lohnen sich für Betreiber nur durch Geld vom Staat und werden deshalb nach 20 Jahren, wenn die Förderung endet, abgebaut. Der Staat zahlt aktuell Betreiber, damit sie einem Strom produzieren, der immer teurer wird. Das ist für den Staat lukrativ, weil er den Strompreis so mit Steuern und Abgaben belegt hat, dass er richtig Geld damit verdient. Opfer dieser Politik sind aber letztendlich die Verbraucher und die Nachhaltigkeit.

Windkraft hat dann eine nachhaltige Zukunft, wenn sie umweltverträglich und marktreif ist. Darauf muss man mit Forschung hinarbeiten. Die Forschungsergebnisse zur Erwärmung und Austrocknung durch Windparks weisen da sehr deutlich drauf hin. So bleibt es richtig, in die Windenergie zu investieren, weil es eine sehr vielversprechende Form der Energieerzeugung ist, aber eben mit Maß und Ziel. Wer politisch ein forschungsfreundliches Umfeld schafft und nicht Geld mit fragwürdigen Förderungen verschleudert, verdient als Staat vielleicht nicht so viel, hat aber die reelle Chance dieses Ziel auch tatsächlich zu erreichen.

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