Ringelnatter in Duisburg Walsum | Foto: Zoo Duisburg

Artenschutz vor der Haustür: die Ringelnattern und der Duisburger Zoo

Exklusiv für zoos.media – 15.02.2017. Autor: Philipp J. Kroiß

Nachdem wir das Schildkrötenprojekt des Loro Parque bereits vorgestellt haben, möchten wir uns nun diesem erfolgreichen Artenschutzprojekt widmen.

Artenschutz vor der Haustür
Die Ringelnattern und der Zoo Duisburg

Die Ringelnatter im Ruhrgebiet – ein noch viel zu seltener Anblick | Foto: Zoo Duisburg

Dass der Zoo Duisburg über Ringelnattern aufklärt, ist nichts Neues – das passiert bereits sein mehreren Jahren. Allerdings hat sich diese Aufklärung zu einem wichtigen Projekt weiterentwickelt, das die heimische Population mit wichtigen Artenschutzmaßnahmen unterstützt.

Lange Zeit waren große Teile des Ruhrgebiets durch Lebensraummangel und Umweltverschmutzung von der Ringelnatter entvölkert. Erst seit etwa 10 Jahren werden wieder vereinzelt Tiere gesehen. Dieses gute Zeichen motivierte die Artenschützer des Duisburger Zoos, dem Rückkehrer den Neustart zu erleichtern.

Die Ringelnatter hat ein Problem: Viele Leute denken, das Tier sei giftig, haben verständlicherweise Panik und töten das Tier in einer Übersprungshandlung, um das vemeindlich bedrohte Leben zu retten. Das ist ein Trugschluss. Deshalb klärt der Zoo Duisburg seit fünf Jahren in kostenlosem Artenschutzunterricht in Duisburger Grundschulen über diese Tiere umfassend auf. Zudem veransaltet der Förderverein das Seminar “Keine Angst vor Schlangen”. Umweltbildung ist ein enorm wichtiger Teil dieses Projekts.

Bestandsbestimmung

Ein Experte des Zoo Duisburg bei der Arbeit | Foto: Zoo Duisburg

Aber der Duisburger Zoo wollte sich noch stärker einbringen und sprach mit dem Amt für Umwelt und Grün der Stadt Duisburg sowie der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet. Diese Kooperation ist eine weitere wichtige Säule dieses Projekts. Um Bestände sinnvoll unterstützen zu können, braucht es eine funktionierende Überwachung der Bestandszahlen. Sturmschäden haben dafür gesorgt, dass man die verschiedenen Standorte erst 2015 begehen konnte. Nun legt man so genannte Schlangenmatten aus, durch die die Tiere schonend festgehalten werden. Regelmäßig werden diese Schlangenmatten überprüft, die Tiere genommen und durch das individuelle Bauchmuster identifiziert.

Zudem werden auch andere Tiere entsprechend gezählt: Auch die Anzahl von Beutetieren für die Schlange und Tieren für die die Schlange selbst Beute ist, sind entscheidend, um ein umfassendes Profil des Habitats zu erstellen, sodass man dann entsprechend reagieren kann. Diese Untersuchungen laufen sehr erfolgreich, aber für einen klaren Trend ist es natürlich noch etwas zu früh.

Auswilderung

Aufzuchtstation der Ringelnattern gefördert durch die tiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen | Foto: Zoo Duisburg

Was man aber weiß, ist, dass es noch zu wenige Ringelnattern gibt und man deshalb die Population unterstützen muss, damit die Ringelnatter in ihr eigentlich angestammtes Habiatat zurückkehren kann. Wichtiger Unterstützer ist hier die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen. Sie hat nicht nur das Drucken von Flyern und die Feldstudien unterstützt, sondern auch den Bau einer der zooeigenen Ringelnatter-Aufzuchtstation im Gebäude des Aquariums.

Eine Meldung aus Gelsenkirchen war nämlich hochinteressant: Ein Anwohner hatte ein Ringelnattergelege in seinem Komposthaufen entdeckt. Es war aber leider schon zu spät, aber 2016 wusste man rechtzeitig davon und der Zoo nahm 12 Gelege in seine Obhut. Es is dem Know-How der erfahrenen Tierpfleger zu verdanken, dass man diese Tiere dann so erfolgreich hat ausbrüten lassen, um sie auf ein Leben in der Wildbahn vorzubereiten.

Ringelnattern werden ausgewildert | Foto: Zoo Duisburg

So konnten 228 Tiere in einem nahegelegenen Landschaftsschutzgebiet ausgewildert werden. Dies war eine wichtige Unterstützung für die Population und enorm wertvoll, denn ohne den Zoo wären diese Tiere nicht durchgekommen. 80 Tiere zogen in die Aufzuchtstation, um die Tiere zwei Jahre lang zu pflegen, bevor sie, mit entsprechender Größe und damit einhergehend weniger anfällig für potentielle Beutegreifer, in einer Wiesenlandschaft in Duisburg Walsum ausgewildert werden sollen. In Gruppen von bis zu 15 Tieren leben sie  in Terrarien und werden momentan mit Guppys und Leopard-Bärblingen gefüttert, die sie selbst jagen.

Junges, aber erfolgreiches Projekt

So kann man also schon erste wichtige Erfolge vermelden und vorsichtig optimistisch sein, was die nächsten Jahre für die Ringelnatter angeht. Mit dem Projektleiter Volker Grün arbeiten viele Zoomitarbeiter ehrenamtlich, um der Ringelnatter die Chance zu geben, die sie verdient. Zudem helfen auch noch Mitglieder der Gesellschaft für Aquarienkunde e.V. und weitere Freiwillige.

Ringelnatter in Duisburg Walsum | Foto: Zoo Duisburg

Ohne dieses ehrenamtliche Engagement, stünde es heute schlechter um die Ringelnatter im Ruhrgebiet. Dieses Projekt ist ein erneutes Beispiel wie Zoos, auch vor der Haustür, Arten schützen. Dank der Unterstützung und Zusammenarbeit vieler Menschen wird so etwas möglich, das ohne den Zoo, sein Know-How und Engagement nicht möglich wäre.

Man kann zuversichtlich sein, dass die drei Säulen, Edukation, Bestandbestimmung und Populationsmanagement, dafür sorgen werden, dass man langfristig wieder Ringenattern im Ruhrgebiet sehen kann. Sie sind ein Baustein eines durch Umweltverschmutzung und Lebensraumreduzierung gebeutelten Ökosystems – ein dauerhaftes Verschwinden wäre ein trauriger Verlust und eine Rückkehr ein wichtiger Gewinn.
Wie Sie selbst unterstützend tätig werden können, erfragen Sie am Besten direkt beim Zoo.

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