Weiblicher Luchs im Alpenzoo Innsbruck | Foto: Alpenzoo1000, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Haben Zoos eine “Anti-Influencer-Strategie”?

Exklusiv für zoos.media – 15.08.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Offenbar fallen viele – auch Medien – aktuell auf falsches Framing herein. Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) beschäftigt sich mit Fake News über Zoos im Internet. Das ist kein Skandal, aber manche wollen das zu einem solchen machen.

Haben Zoos eine “Anti-Influencer-Strategie”?

Das Portal “yahoo!nachrichten” behauptet auf Basis eines desinformierenden Videos von Robert Marc Lehmann, es gäbe eine “Anti-Influencer-Strategie von Zoos”. Diese aber existiert schlicht nicht. Stattdessen gibt es anscheinend eine Arbeitsgruppe in einem Zooverband, dem Verband der Zoologischen Gärten (VdZ), die sich vor allem mit Fake News beschäftigt, die von wenigen, aber reichweitenstarken Influencern verbreitet wird. Solche Influencer inszenieren sich gerne als Kritiker, obwohl sie das gar nicht wirklich sind. Gerade Lehmann äußert sich deutlich, dass er kämpfen will “bis jeder Käfig leer ist“.

Nicht die Spur eines Skandals

Gorillanachwuchs im Zoo Duisburg | Foto: zoos media, Lizenz: Erlaubnis des Fotografen

Was hier versucht wird, zum Skandal zu machen, um erneut mit Fake News möglichst viele Menschen zu erreichen, ist normales Vorgehen in modernen Unternehmen und Verbänden. Besonders ist es typisch für Kulturinstitutionen, sich deutlich gegen Fake News zu positionieren. Daher ist es weder verwunderlich noch kritikwürdig, dass Zoos und Aquarien dies auch tun. Vielmehr ist es Teil ihres Bildungsauftrags besonders junge Menschen nicht einfach mit Fake News im Netz allein zu lassen, sondern Kompetenzen zu vermitteln, diese auch zu enttarnen.

Der Artikel von “yahoo!nachrichten” verkommt zu einer Art lobhudelnden Hofberichterstattung und plappert nur den Unsinn nach, der zu diesem Arbeitskreis online behauptet wurde. Was Katharina Schulz hier als Text geschrieben hat, offenbart nichts mehr als offenbar mangelhafte Recherche-Arbeit. Kritische Distanz existiert wohl schlicht nicht. Dabei wäre es so einfach gewesen, die Wahrheit zu berichten. Die scheint dem Portal wohl schlicht und einfach nicht wichtig genug. Man bauscht stattdessen einen lächerlichen Pseudo-Skandal auf.

VdZ äußert sich klar

Roter Panda im Naturschutz-Tierpark Görlitz | Foto: Naturschutz-Tierpark Görlitz-Zgorzelec, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Andere Medien haben einfach mal beim Verband nachgefragt. Der erklärte deutlich: “Es zählt zu den Aufgaben von Zoos, zu kommunizieren, um eigene Geschichten zu erzählen und Wissen zu vermitteln und das für alle Altersgruppen. Ziel der Kommunikation ist es, einen Beitrag zur informierten Gesellschaft im Bereich des Artenschutzes zu leisten.” Dabei stellt er klar: “Vehemente Zookritik, teils ideologisch geprägt und kommerziell motiviert, bleibt dabei natürlich nicht unbemerkt.”

Hinzukommend beschrieb der Verband sein Vorgehen: “Wir setzen auf Sachkunde, Professionalität, ein ganzheitliches Naturverständnis, hohen ethischen Anspruch für den Erhalt der von uns betreuten Arten und klären über unsere Aktivitäten auf. Indem wir darüber berichten für unterschiedliche Zielgruppen, auf möglichst vielen Kanälen, möchten wir die Zustimmung und das Interesse aller für die wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben der Zoos weiter steigern.” Ein Skandal ist das nicht.

Der VdZ machte ebenso deutlich: “Die Bedeutung von Zoos ist international auf fachlicher Ebene anerkannt und wird durch die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit namhaften Umwelt- und Artenschutz-Akteuren wie der Weltnaturschutzunion IUCN, WWF, NABU und anderen ersichtlich.” Eine gewisse Anika von Blick.de behauptet, die Menschen seien nach der Äußerung “wohl nicht viel schlauer”. Eigentlich wäre dies nicht schwer zu verstehen, wenn man denn wollte: Es gibt diesen Skandal schlicht nicht.

Arbeitskreis gegen Pseudo-Zookritik

Ameca-Elritzen sind in der Natur ausgestorben. Sie überleben dank Zoos & Aquarien. | Foto: zoos.media

Dass Zoos und Aquarien des Verbands wahrnehmen, wenn ein paar reichweitenstarke Influencer gegen sie hetzen und dann einen Arbeitskreis gründen, ist kein ungewöhnliches Vorgehen. Das betrifft auch ohnehin nur sehr wenige Accounts. Der Begriff “Anti-Influencer-Strategie” aber tut so, als sei das generell gegen Influencer gerichtet. Stattdessen aber haben sich die meisten Influencer in Deutschland nie gegen Zoos und Aquarien geäußert, noch reichweitenstärkere Stars etwa, wie Dwayne “The Rock” Johnson, zeigen gerne ihre Zoobesuche.

Leute, die aber ohnehin gegen Zoologische Gärten zu Felde ziehen, sind aber eben keine Kritiker. Sie wollen zerstören und es ist nur seriöses Handeln, solche destruktiven Kräfte wahrzunehmen und zu beraten, wie man damit umgeht. Vielmehr wäre es verantwortungslos und sogar fahrlässig, so zu tun, als gäbe es das nicht. Bildungszentren wie Zoos und Aquarien müssen schon im Rahmen ihres Bildungsauftrags zur Handlung schreiten. In vielen Bereichen ist aktuell ein Kampf gegen Fake News nötig. Den nicht zu kämpfen, wäre fatal und würde den Natur- und Artenschutz letztendlich gefährden.

Zoos & Aquarien für umfassenden Schutz unverzichtbar

Zahlreiche Arten hätten ohne Zoos und Aquarien nie gerettet werden können, andere Arten hätten ohne Zoologische Gärten keine reelle Chance auf eine Zukunft. Es geht hier also um das Überleben unzähliger Tiere und ihrer Lebensräume. Man kann mit diesen nämlich nicht ewig “Jenga” spielen. Daher braucht es umfassenden Natur- und Artenschutz nach dem One Plan Approach to Conservation der Weltnaturschutzunion (IUCN). Ohne Zoos und Aquarien wäre das unmöglich.

Reverse The Red: Philippinen-Krokodil

Während kommerzialisierter Zoo-Hass bisher nicht eine Art gerettet hat, haben Zoos und Aquarien zahlreiche Arten gerettet. Viel wichtiger noch: Sie retten auch in diesem Moment Arten. Diese Arbeit vor Populismus, Fake News und Zerstörung zu bewahren, ist wichtig. Die Mehrheit von Influencern beschäftigt sich nicht mit Zerstörung solcher wichtigen Projekte. Den paar Accounts, die aber anscheinend die Idee verfolgen, damit Geld verdienen zu können, gilt es – übrigens nicht nur von Zoo-Seite – entgegen zu treten.

Dabei gilt es nicht Influencer als Ganzes zu verteufeln – das wurde vom VdZ auch nie gemacht. Auch hier gilt es zu differenzieren und sich mit denen zu beschäftigen, die große Reichweite nutzen, um fragwürdig zu informieren. Das gilt besonders, wenn, im Falle von Yahoo oder Blick die “vierte Instanz” als Korrektiv offensichtlich nicht mehr funktioniert. Dabei geht es nicht um die den Zoobesuchern meist ohnehin nicht bekannten Personen, sondern um die falschen Narrative, die sie versuchen, zu installieren.

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