Großer Soldatenara in einer Gemeinschaftsvoliere in der Zuchtstation der Loro Parque Stiftung | Foto: zoos.media

Zootier des Jahres 2023: Der Ara

Exklusiv für zoos.media – 01.02.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Jetzt ist es raus: der Ara ist Zootier des Jahres 2023. Dieser Artikel wirft einen Blick auf die Aras und ihren Schutz sowie die Rolle der Zoologischen Gärten dabei.

Zootier des Jahres 2023: Der Ara

Als Zootier des Jahres wird für gewöhnlich eine Tierart ausgewählt, deren Bedrohung sonst nicht im Fokus der Öffentlichkeit steht. Nun hat man sich einer ganzen Gruppe angenommen, nämlich den Aras. Dabei geht es besonders um Blaulatzaras (Ara glaucogularis) und Rotohraras (Ara rubrogenys) in Bolivien sowie für den Kleinen Soldatenara (Ara militaris) und den Großen Soldatenara (Ara ambiguus) in Ecuador. Eine bedeutende Rolle bei diesen Projekten in der Natur, aber auch bei der Haltung der Tiere, spielt der Loro Parque. Die angeschlossene Stiftung beherbergt die größte genetische Reserve für Papageien auf der Welt und hat bereits 12 Arten vor dem Aussterben bewahrt.

Gefiederte Freunde mit “akuter Wohnungsnot”

In der Pressemitteilung zur Ernennung der Aras zum Zootier des Jahres 2023 wird auf die Bedrohung der Lebensräume hingewiesen. In den Schutz des Lebensraumes sowie in Umweltbildungsmaßnahmen soll auch der Erlös der Kampagne fließen. Das Problem ist nämlich: die verbliebenen Lebensräume sind so klein, dass einzelne Umwelt-Ereignisse ganze Populationen ausrotten könnten. Aus diesem Grund sind auch die Reservepopulationen ex situ, also außerhalb des Lebensraums, von so großer Wichtigkeit.

So war es kein Zufall, dass die Verkündung des diesjährigen Zoootiers des Jahres auch an einem sehr besonderen Ort stattfand: Aralandia im Grünen Zoo Wuppertal. Die besondere Haltung ist eine Art Dating-Voliere für Aras: hier sollen sich die Jungvögel ihre zukünftige Partnerin beziehungsweise ihren zukünftigen Partner aussuchen. Dabei können die Besucher live dabei sein, denn die Großvoliere ist für sie begehbar. Flankiert wird dieses Erlebnis durch edukative Einblicke in das Leben der Tiere in der Natur und vor Ort.

NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Bündnis 90/Die Grünen), der Schirmherr der Kampagne ist, zeigte sich beim Ortstermin begeistert von der Installation: “Wir dürfen nicht müde werden, uns für bedrohte Arten einzusetzen. Daher unterstütze ich das Nachzuchtprogramm in Wuppertal, um diese Tiere weltweit zu schützen und zu erhalten.” Volker Homes, Geschäftsführer des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ), erläuterte am Beispiel der Voliere den One Plan Approach: “Wir tragen hier vor Ort zum Fortbestand der Aras bei und unterstützen gleichzeitig Projekte in ihrem heimischen Lebensraum. So stellen wir uns der Gefahr entgegen, dass immer mehr Tierarten von unserer Erde verschwinden.”

Zoos sind treibende Kraft

Nicht nur in der Umsetzung dieses One Plan Approach, dessen Realisierung ohne Zoos und Aquarien völlig unmöglich wäre, sind sie treibende Kraft, auch bei der Kampagne. Sie wird von der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (ZGAP) in Partnerschaft mit der Gemeinschaft der Zooförderer (GdZ), der Deutschen Tierpark-Gesellschaft (DTG) und dem Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) sowie seinen 71 Mitgliedszoos, zu denen auch der Loro Parque gehört, durchgeführt. Das zeigt einmal mehr wie groß der Beitrag der Zoologischen Gärten ist.

Ohne Zoos stünde es weitaus schlechter um die Aras und viele andere Arten. Erst vor kurzen konnte für die Lear-Aras ein wichtiger Meilenstein erreicht werden: Vom Loro Parque ausgewilderte Tiere pflanzten sich in der Natur fort. Das zeigt, dass sich die Mühe auszahlt und man hofft auch für die Blaulatzaras, Rotohraras, Kleinen und Großen Soldatenaras bald ähnliche Erfolge feiern zu können. Artenschutz ist allerdings kein Sprint, sondern ein Marathon. Der oben genannte Erfolg kostete die Loro Parque Stiftung jahrelange tägliche Arbeit und viel Geld:

Von der Kampagne erhofft man sich deshalb keine magische, schnelle Lösung aller Probleme, sondern einen wichtigen Boost für die Projekte. Diese sind für das Überleben der Aras unmittelbar wichtig. Allerdings profitieren von diesen Projekten auch viele andere mehr oder weniger bedrohte Arten im Lebensraum dieser Papageien. Auch Aras kann man nämlich nicht isoliert schützen. Sie sind ein wichtiger Teil ihrer Lebensräume, die man insgesamt schützen muss. Somit sind sie als Zootier des Jahres auch wichtige Botschafter ihrer Lebensräume.

Oliver Krischer: Begeisterter Schirmherr

Hyazinth-Ara in der Großvoliere Aralandia im Grünen Zoo Wuppertal | Foto: zoos.media

Der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr in Nordrhein-Westfalen (NRW), Oliver Krischer, berichtete in seiner Rede, er habe sich “unglaublich gefreut”, die Schirmherrschaft zu übernehmen. Er betonte dabei ausdrücklich, es ginge in modernen Zoologischen Gärten eben nicht nur um die Ausstellung von Tieren, sondern eben auch um Natur- und Artenschutz. In dem Zusammenhang betonte er auch die wichtige Rolle von Zoos und Aquarien im Bereich der Bildung. Außerdem sprach er über die Erfolge der Zoologischen Gärten im Hinblick auf den Besucherzuspruch: in NRW ginge jeder dritte Einwohner einmal im Jahr in einen der dortigen zoologischen Institutionen.

Er beschreibt die Geschichte der Zoos in Nordrhein-Westfalen ausdrücklich als “Erfolgsgeschichte”. Es gäbe nicht sehr viele andere Einrichtungen, die solche Besucherzahlen hätten. Er selbst habe aber auch erlebt, was Zoos und Aquarien leisten können. Der heutige Minister hat seinen Zivildienst bei der Aktion zur Wiedereinbürgerung des Uhus gemacht. Auch damals haben sich schon Zoos federführend in das Projekt eingebracht und für wie Wiederkehr der Eulen-Art gesorgt. Inzwischen konnte sie deshalb von der Roten Liste heruntergenommen werden.

In einer naturentfremdeten Gesellschaft würden Zoos und Aquarien den Menschen die Tiere näherbringen, erläutert Krischer weiter. Als Beispiele dafür nannte er Orang-Utans und Delfine. Die Kampagne rund um das Zootier des Jahres, die sich ja besonders um auch die eher unbekannteren Arten kümmere, wäre sehr wichtig. Die Arbeit der Zoologischen Gärten und besonders vom Grünen Zoo Wuppertal bezeichnete er daher als “tolle Leistung”, die vollbracht werde. Er hoffe, dass sich viele Menschen an den Tieren erfreuen könnten und natürlich auch auf einen Erfolg der Kampagne. “Ihr Engagement hat es auf jeden Fall verdient”, schloss er die Rede.

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