Schimpanse im Zoo Krefeld | Foto: zoos.media

Bally & Limbo: Was Pro Wildlife nicht versteht

Exklusiv für zoos.media – 24.12.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Pro Wildlife attackiert den Zoo Krefeld wegen der Haltung der geretteten Schimpansen Bally und Limbo und zeigt dadurch nichts anderes als die eigene Unseriosität.

Bally & Limbo: Was Pro Wildlife nicht versteht

Eigentlich ist es gar nicht schwer zu verstehen: Die Schimpansen Bally & Limbo haben dank heldenhaftem Einsatz der Retter und Tierpfleger den verheerenden Brand im Krefelder Affenhaus überlebt. Sie kamen in eine Übergangsunterkunft, in der sie sich erholen konnten und in der es ihnen nun, dank dem hervorragenden Einsatz der Experten im Krefelder Zoo, gut geht. Man sucht aktuell nach einer anderen Unterkunft im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes (EEP), an dem sie und der Zoo teilnehmen. Man will bei diesem Transport aber nichts überstürzen, sondern den Tieren ein langfristiges Zuhause bieten und man geht deshalb sehr seriös und gewissenhaft vor – zum Wohle der Tiere.

Völlig abstruse Argumentation

Ob nun aus schlichter Inkompetenz oder medialer Geltungssucht, um an Spendengelder zu kommen, stellt Pro Wildlife, dieses Vorgehen, das das Wohl der Tiere über alles stellt, in Frage. Laut WZ wird etwas von “tierschutzwidrige[r] Unterbringung” gefaselt. “Die Langzeithaltung der beiden Schimpansen im Provisorium sei inakzeptabel”, zitiert die Zeitung indirekt die Organisation. Wenn Pro Wildlife sich nur ansatzweise fundiert mit dem Fall beschäftigt hätte, wüssten sie, dass es eben keine Langzeithaltung ist, sondern eine Übergangslösung. Das klärt die WZ dann auch auf und ordnet die Aussage so entsprechend ein.

“Sandra Altherr verweist auf das Gutachten des Bundeslandwirtschaftsministeriums über Mindestanforderungen, wonach die Haltung von Säugetieren für Schimpansen ein Innengehege von mindestens 800 Quadratmeter für eine Gruppe von bis zu vier erwachsenen Tieren für nötig erachtet. Die beiden Schimpansen in Krefeld hätten derzeit nur 155 Quadratmeter Platz.” – WZ

Was Altherr hier ignoriert, aber wohl eigentlich wissen müsste, ist, dass das Säugetiergutachten, auf das hier angespielt wird, laut BMEL “nicht rechtsverbindlich” sind, sondern Tierhalter, zuständige Behörden und Gerichte nur unterstützen sollen. Ob eine Haltung tiergerecht ist, richtet sich somit nicht am Säugetiergutachten aus, sondern eben am tatsächlichen Gesetz. So eine Haltungsempfehlung für den Normalfall auf einen Ausnahmefall anzuwenden, ist schlicht und einfach unseriös. Diese Zweckentfremdung von Haltungsempfehlungen, um die hervorragende Arbeit des Zoo Krefeld zu diskreditieren, der in dieser schwierigen Situation alles tut, um für die Tiere das Beste draus zu machen, ist letztendlich nur ein übles Manöver.

Dass Pro Wildlife nicht seriös arbeitet, ist für unsere treuen Follower keine Überraschung. Dazu hier mehrere Artikel:

Pro Wildlife erfindet Horror-Statistik

Die “Fantasietitel” der Tierrechtsindustrie

COVID-19 und die Wildtierhaltung

Zoodirektor klärt auf

Der renommierte Experte und Zoodirektor Dr. Wolfgang Dreßen, unter dem die Menschenaffenhaltung im Zoo Krefeld weiter aufblühte und der sich seit Jahren für den Schutz von Menschenaffen aktiv einsetzt, klärt in der WZ darüber auf, dass es nicht immer auf die Fläche ankäme. Das ist auch ein Grundprinzip der Tiergartenbiologie, das Pro Wildlife regelmäßig ignoriert, aber das als Wissen zum Rüstzeug jedes Experten gehört: Haltungsqualität misst sich nicht in Quadratmetern. Wichtig ist die Anzahl und Qualität der Stimuli. Hier kann man, gerade in Übergangsquartieren, eben sehr viel machen. Enrichment ist dabei das Zauberwort und gerade was Menschenaffen-Enrichment anbelangt, ist der Krefelder Zoo erfahren und renommiert.

Was bei der Schimpansenhaltung von großer Wichtigkeit ist, ist die soziale Komponente: man kann Schimpansen nicht einfach wild in andere Gruppen werfen. Das endet dann vielleicht in einer Schimpansen-Adaption der Hungerspiele aus den Collins-Romanen, aber nicht in seriöser und artenschutzorientierter Tierhaltung, um es mal pointiert auszudrücken. Schimpansen können bezaubernde und liebenswerte Tiere sein, aber sich auch in brutale und rücksichtslose Tiere verwandeln – gerade innerhalb von sozialen Dynamiken. Dafür gibt es in der Natur etliche Beispiele: es sind eben keine Menschen mit etwas zu viel Haaren. Die Tierrechtsindustrie versucht aber seit Jahren die Tiere zu so einem Zerrbild zu verfremden, aber seriöse Tierschützer und Tierfreude wissen wie schwierig es eben ist, für Schimpansen einen geeigneten Platz zu finden.

Daher arbeitet der Zoo Krefeld eben auch mit Experten zusammen und nicht mit Pro Wildlife. “Wir orientieren uns am europäischen Zuchtprogramm, und [sind] wöchentlich im Austausch mit den Mitarbeitern, die nach einer neuen Unterbringung suchen”, berichtet Dr. Wolfgang Dreßen der WZ, die auch betont: “Von der aktuellen Situation vor Ort hat Pro Wildlife sich nicht überzeugt, sondern bezieht sich auf angebliche Videoaufnahmen des Zoos”. Das ist ein typisch für unseriöses Verhalten aus der Ecke der Tierrechtsindustrie. Die Experten vor Ort zeichnen hingegen ein anderes Bild: den Tieren geht es gut und die Tiere hätten eine enge Bindung zu ihren vier Pflegern entwickelt, was ebenfalls ein sehr gutes Zeichen ist und in einer nicht tiergerechten Haltung auch gar nicht möglich wäre.

Unseriöses Sanctuary

“Sollte sich in den nächsten Wochen kein Zoo mit geeigneten großzügigen Gehegen finden, der die beiden übernehmen wolle, fordert Pro Wildlife, dass das Krefelder Veterinäramt die Überführung in eine Auffangstation anordnet”, berichtet die WZ. Letztendlich würde das bedeuten, dass das Veterinäramt hier eine schlechte Haltung der Schimpansen erzwingen müsste. Pro Wildlife fordert das Veterinäramt somit auf, gegen das Wohl der Tiere zu handeln. Bereits die radikale Tierrechtsorganisation PETA wollte erwirken, dass die beiden in das “Wales Ape & Monkey Sanctuary” kämen. Dr. Wolfgang Dreßen hat dem eine klare Absage erteilt: “Die Sanctuary ist ein privates Unternehmen, das nicht am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Westafrikanische Schimpansen teilnimmt, von Fachleuten als nicht seriös angesehen und vom EEP abgelehnt wird.”

Die Tierrechtsindustrie ist seit Jahren mit dem Greenwashing unseriöser Tierhaltungen beschäftigt. Erst jüngst gab es einen Skandal rund um das gefeierte Sanctuary “Project Chimps“.

Whistleblowerin über Tierquälerei in HSUS-Sanctuary

Sanctuary in Streit um die Qualität seiner Pflege verwickelt

Zu diesem Artikel haben wir eine Anmerkung hinzugefügt, die Bilder aus dem Sanctuary zeigen:

“Schwere” Verstöße im HSUS Sanctuary laut OSHA

Solche schlechten Haltungsbedingungen wie in “Project Chimps” findet die Tierrechtsindustrie völlig akzeptabel. Viel bessere Bedingungen in Zoos monieren sie allerdings. Jetzt kann man sich natürlich fragen wie es im “Wales Ape & Monkey Sanctuary” aussieht.

 

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Das sind keine von uns gemachten Fotos, sondern authentische Aufnahmen von Besuchern des Sanctuarys, die als anscheinende Highlights mit dem entsprechenden Orts-Tag auf Instagram geteilt wurden. Wer ernsthaft denkt, dass so eine Form der Haltung besser wäre als eine moderne Haltung in einem akkreditierten Zoo, blamiert sich massiv und genau das hat Pro Wildlife hier getan. Die Tierrechtsindustrie erfüllt für solche fragwürdigen Halter eine lukrative Aufgabe, denn denen fehlt schlicht und ergreifend der Nachschub, da man Zucht in solchen Sanctuarys nicht will, obgleich gerade Schimpansen in Bezug auf ihr Wohlbefinden sehr vom Leben in einer Zuchtgruppe profitieren können.

Somit ist die Arbeit des Krefelder Zoos und der Experten des EEPs sehr wichtig, denn sie wollen Bally und Limbo ja gerade vor solchen schlechten Haltungen bewahren, indem sie einen langfristigen und guten Platz für sie suchen, wo sie sich wohlfühlen und auch sozialen Anschluss finden. Bis dahin gibt es im Übergangsquartier einen 5-Sterne-Service von den Pflegern, die hervorragende Arbeit leisten, sodass es den beiden Überlebenden des verheerenden Brandes jeden Tag gut geht. Der Krefelder Zoo rettet gerade den Tieren ein zweites Mal das Leben, indem die Zoo-Experten die Tiere eben nicht in solche von Pro Wildlife vorgeschlagenen, schlechten Haltung gehen lassen, sondern ihnen einen guten Platz in einem gutem Zoo suchen.

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