Weißer Serval im so genannten Sanctuary "Big Cat Rescue" | Foto: nhpanda, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Big Cat Rescue: Unterstützer für Kommentare bezahlt

Exklusiv für zoos.media – 28.03.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Im Zuge der Netflix-Dokumentation “Tiger King” kommen immer mehr Details zum Sanctuary “Big Cat Rescue” heraus – unter anderem soll für positive Kommentare bezahlt worden sein.

Big Cat Rescue: Unterstützer für Kommentare bezahlt

Die Dokumentation “Tiger King” beschäftigt sich mit dem Leben von Joseph Maldonado-Passage, besser bekannt als Joe Exotic, aber online kreist die Diskussion sehr stark um Carole Baskin und ihr Sanctuary mit dem Namen “Big Cat Rescue”. Wir haben dazu schon Materialien verlinkt und nun kommen nach und nach immer mehr Ungereimtheiten und Kuriositäten rund um “Big Cat Rescue” ans Licht, denn die Leute fragen sich schon wie eine so widersprüchliche Tierhaltung, die offenbar doch mehr als fragwürdig mit den Tieren in ihren Käfigen umgeht, so viele positive Kommentare einheimsen konnte.


Mehrere Dollar pro Kommentar

Die Antwort auf die Frage ist denkbar einfach: Kommentatoren wurden anscheinend bezahlt.


Dabei gab es ganz genaue Instruktionen zum Kommentieren – etwa über den Inhalt. Der musste natürlich im Einklang mit der Meinung und den Ansichten des Sanctuarys sein. Eine eigene Meinung wurde nicht gefragt, sondern es wurden vielmehr Multiplikatoren der Ideologie bezahlt. Dazu wird genau beschrieben, wie man den Kommentar denn nachweisen musste. Bis zu 5 US-Dollar konnte man pro Posting verdienen, was aktuell fast 4,50€ entspricht. Wer jeden Tag des Monats nur einen solchen Kommentar verfasste, konnte also am Ende des Monats schon mit 150 Dollar mehr in der Tasche dastehen – also fast 135€. Wer das über ein Jahr Betrieb, konnte 1.825 Dollar recht leicht verdienen. Selbst bei den Kommentaren, die weniger “wert” waren – etwa 2 Dollar – hätte so im Jahr 730 Dollar machen können und das bei nur einem Kommentar pro Tag. Jeder kann dieses Pensum sehr leicht mehr schaffen.

Das ist schon ein bemerkenswerter Vorgang. Allein dadurch wie routiniert diese Einweisung geschrieben war, macht dies alles andere als den Eindruck, als sei das ein singulärer oder ungewöhnlicher Vorgang in diesen Kreisen. Tatsächlich ist “Big Cat Resue” auch kein Außenseiter der Tierrechtsindustrie, sondern kämpft Seite an Seite mit anderen Akteuren, wie etwa PETA, gegen Tierhaltungen – auch gegen solche, wie etwa Zoos, die zum Beispiel Artenschutz betreiben und Tierarten retten, was diese Industrie nachweislich nicht tut. Die Verbindungen in die Tierrechtsindustrie gehen aber noch weiter und tiefer.

Carole Baskin und die HSUS

Tigerbaby im Big Cat Rescue (Tampa, Florida): es wird nie Nachkommen haben dürfen. | Foto: Tony Webster, Lizenz: CC BY 2.0

“Big Cat Rescue” (BCR) hieß ursprünglich “Wildlife on Easy Street” und dieses Unternehmen kann man sich ungefähr so vorstellen wie ein Hotel mit angeschlossenem Großkatzen-Streicheln. 1998 gab es schon 26 Verstöße gegen das damals geltende Tierschutzgesetz, darunter unter anderem das Versäumnis, bedürftige Tiere tierärztlich zu versorgen, unzureichende Unterbringung der Tiere und unhygienische Zuständeinzwischen steht weit mehr auf dem Kerbholz. Nach dem angeblichen “Wandel” hat sich also nicht viel zum Positiven gewendet, also zumindest für die Tiere. Was aber besser geworden ist, ist wohl das Greenwashing dieser fragwürdigen Haltung.

Dabei arbeitet BCR durchaus auch mit bekannten Akteuren der Tierrechtsindustrie prominent zusammen. So war man einziger Diamant-Sponsor der HSUS-Konferenz “Take Action For Animals” (TAFA) als man diesbezüglich noch so unterschied. Inzwischen gibt es wohl nur noch zwei Sponsoren – so auch in diesem Jahr für die Konferenz, die vom 24.-27. Juli 2020 stattfinden soll. Einer der Sponsoren ist wenig überraschen Big Cat Rescue. Baskin und ihr aktueller Mann sind dort auch als Redner für Keynotes vorgesehen. So ein Sponsoring ist alles andere als billig, denn solche Konferenzen sind alles andere als klein. Die HSUS, eine Art PETA in Nadeltreifen, hat übrigens eine Art Surrogaten-Organisation, die GFAS, die Sanctuaries akkreditiert.

Diese GFAS hat, erst letzten Oktober Carole Baskin mit dem “Carole Noon Award for Sanctuary Excellence” ausgezeichnet, der global Sanctuarys mit besonderer Exzellenz hervorheben soll. Die Verbindungen zwischen GFAS und HSUS sind seit Jahren personell gegeben und sie sind auch in einer offiziellen Partnerschaft, was aktuell auf der Webseite vermerkt ist. Präsident der GFAS ist übrigens Adam M. Roberts, der Schatzmeister beim “Humane USA Political Action Committee” von der HSUS war. Auch bei vielen anderen Funktionären finden sich Verbindungen: Direktorin Melissa Rubin “is responsible for The HSUS’s four animal care centers, The HSUS Animal Rescue Team, Pets for Life, and the Rural Area Veterinary Services“. Auch weitere Verbindungen zwischen den Organisationen sind bekannt.

Dieser Verknüpfungen zeigen auch auf, wie tief ins Herz der Tierrechtsindustrie diese Dokumentation sticht. Über die Verbindungen berichtet auch humanewatch.org ausführlich, genau wie viele andere Projekte auch, die die Öffentlichkeit über das Big Cat Rescue aufklären. Diese Dokumentation von Netflix hat für die Fakten ein offenes Ohr geschaffen.

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