Exklusiv für zoos.media – 24.10.2025. Autor: Philipp J. Kroiß
Lächelnd zeigt sich die neue Bundestierschutzbeauftragte, als sie auch mit der Tierrechtsindustrie über Tierschutz-Themen sprach. Geht es also doch weiter wie zuvor?

Bundestierschutzbeauftragte: Geht alles weiter wie zuvor?
Auf Ariane Kari folgte die Parlamentarische Staatssekretärin Silvia Breher (CDU) als Bundestierschutzbeauftragte. Das brachte Veränderungen mit sich. Die teure Position samt teurer Geschäftsstelle mit Positionen für NGOs aus dem Dunstkreis der Tierrechtsindustrie sind anscheinend weggefallen. Das war monetär in jedem Fall sinnvoll. Die eigentlich überflüssige Position ist jetzt in den Aufgabenbereich einer Politikerin gewandert. So liegt die Doppelstruktur dem Steuerzahler immerhin nicht mehr so sehr auf der Tasche.
Neben der Kritik bezüglich der Mittelverschwendung gab es an der Position aber auch ein inhaltliche Kritik. In der Vergangenheit schaffte man es nicht, zwischen seriösem Tierschutz und der Tierrechtsindustrie zu differenzieren. Daran scheint sich auch unter Silvia Breher bisher nicht viel verändert zu haben. Kritische Fragen dazu beantwortet das Ministerium derweil gar nicht.
Treffen mit der Tierrechtsindustrie
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Die meisten Organisationen, die offenbar – laut Verlinkungen – zu Gast waren, sind Teile der Tierrechtsindustrie oder stammen aus deren Dunstkreis. Sie verfassen auch mit auffallender Regelmäßigkeit gemeinsame Pressemitteilungen oder fahren gemeinsame Kampagnen. Viele waren auch Unterzeichner eines Brandbriefes zum Erhalt der Position mit Kari. Die Proteste haben nichts gebracht, aber daraus gelernt scheint das Ministerium nicht zu haben.
Die Tierrechtsideologie bedeutet das Ende der Tierhaltung. PETA – ebenfalls zu Gast bei Breher – sagt das ja auch ganz offen, dass die Abschaffung der Tierhaltung ihr Ziel ist. Mit solchen und solcherlei Organisationen sowie deren Unterstützer über Tierhaltung zu sprechen, hat etwas davon den Bock um Gärtner zu machen. Organisationen der Tierrechtsindustrie und ihres Dunstkreises wollen die Tierhaltung abschaffen, nicht verbessern.
Zudem macht es auch wenig Sinn mit Organisationen, die gegen alle Tierversuche sind, über „Strategien zur Reduktion von Tierversuchen“ zu sprechen. Die wollen nichts reduzieren, die wollen abschaffen. Das gilt übrigens auch für die Tierversuche, die für den Tier-, Natur- und Artenschutz relevant sind. Mit solcherlei Organisationen kann man keinen Impfstoff gegen etwa die ASL entwickeln, mit seriösen Tier-, Natur- und Artenschützer schon, wie man bereits sehen konnte.
Wieder mehr Kosten?
Ein weiteres Thema war die „finanzielle Entlastung unserer Tierheime“. Einmal ist fraglich, warum man von „uns“ spricht. Die Tierheime in Deutschland sind zum größten Teil vereinsgetragen. Zudem waren die meisten geladenen Gäste Lobby-NGOs. Mit dem Deutschen Tierschutzbund war aber der als Dachverband für Tierheime geltende Verein zugegen. Der gab im Finanzbericht zum Vorjahr an, über 30.000.000€ eingenommen zu haben.
Im Geschäftsjahr 2024 gab man beim DTB fast 13.000.000€ für Personalaufwand aus. Das sind fast die Hälfte von den insgesamten Einnahmen. Mehr als weitere 5.000.000€ ließ man sich die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit und Werbung kosten. Dazu kommen dann noch Verwaltungsausgaben und so weiter. Wer so wirtschaftet, hat für die Tierheime dann nicht mehr so viel übrig. Über eine halbe Million investiert der Deutsche Tierschutzbund in „Interessenvertretung“ laut Lobbyregister.
Mit dem Slogan, dass „jeder Euro zählt“, wirbt der Deutsche Tierschutzbund um Spenden. Offenbar geht aber deutlich über die Hälfte der Einnahmen in Personal und Selbstvermarktung. Also entweder sind die Tierheime nicht so in Not, wie immer behauptet wird, dass die Millionen so ausgegeben werden können, oder der Deutsche Tierschutzbund sieht sich einfach nicht mehr so sehr als Dachverband der Tierheime. Dann macht es aber eben auch wenig Sinn, ihn bei solchen Fragen einzuladen.
Viele Gäste, eine Meinung?

Wenn im Wesentlichen die Tierrechtsindustrie und ihre Kollaborateure zu einem Termin eingeladen werden, steht das Ergebnis mehr oder weniger schon vorher fest. Vereine, die sowieso ständig miteinander kooperieren, einzeln einzuladen ist eine Verwendung von Ressourcen. Eigentlich sollte eine Runde, die über Tierschutz-Themen berät, auch aus seriösen Tierschutzorganisationen bestehen. Man veranstaltet schließlich auch kein Herzchirurgie-Symposium mit Podologen und umgekehrt.
Natürlich hat zoos.media auch das zuständige Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) entsprechend Fragen zum Sachverhalt geschickt. So sollte das Ministerium auch auf Fragen zu den Kosten antworten. Dabei ging es darum, was denn zum Beispiel diese Veranstaltung gekostet habe. Ebenso wurde nach dem Etat für die erwähnten weiteren, themenspezifische Runden gefragt.
Fernerhin wurde nach Förderung der erwähnten Organisationen durch das Ministerium gefragt. Zu einer Antwort sah man sich in der gesetzten Frist allerdings wohl nicht in der Lage. Das mag einen jetzt nicht überraschen. Trotzdem ist es natürlich ein Zeichen. Man spricht da nicht so gerne drüber, was man als Tierschutzbeauftragte für die Tierrechtsindustrie ausgibt. Das war bei Brehers Vorgängerin auch schon so.
Weiß man beim BMLEH überhaupt was Tierschutz ist?

Eine weitere Frage ging in Richtung der Differenzierung von Tierschutz und Tierrechtsideologie. Zumindest auf Instagram tut Silvia Breher so, als gäbe es da nicht wirklich einen Unterschied: Sie bezeichnet PETA und andere Tierrechtsorganisationen als „Tierschutzorganisationen“. Diese beiden Begriffe sind aber nicht synonym. Vielmehr wäre es doch gerade an einer Bundestierschutzbeauftragten sauber zu differenzieren.
Das BMLEH wollte aber auch nicht mitteilen, welchen Gründe Silvia Breher denn dafür hat, nicht zu differenzieren. PETA sagte ja selbst mal gegenüber Micky Beisenherz spöttisch: „Ich möchte dich wirklich nicht überfordern, aber wir machen gar keinen Tierschutz … Stille … Raunen in der Menge … Wir arbeiten für Tierrechte. Das ist was anderes“. Solche Zitate lassen auch die Tierschutzbeauftragte dann vor dem Hintergrund solcher Instagram-Posts wohl nicht ganz so gut aussehen.
Auf der Webseite der Beauftragten schreibt man dann was über engen „Austausch mit Tierhalterinnen und Tierhaltern, Landwirtinnen und Landwirten und im Tierschutz engagierten Menschen und Akteuren“ und auf Instagram posiert man dann grinsend bei einem Treffen mit der Tierrechtsindustrie? Auf diesen Wiederspruch angesprochen antwortet man dann nicht beziehungsweise mit einem Versteckspiel? Das ist wohl nicht der Neustart für die Position, die sich besonders richtige Tierschützer und seriöse Tierhalter gewünscht haben.
Was ist der Unterschied zwischen Tierschützern und Tierrechtlern?

Eigentlich ist es gar nicht schwer Tierschützer von Tierrechtlern zu unterscheiden. Warum sich der deutsche Staat da so schwer tut, war schon vor Silvia Breher nicht nachvollziehbar. Am Besten zeigt es sich an der Tierhaltung. Der Tierschützer will Tierhaltung konstruktiv und wissenschaftsbasiert verbessern. Der Tierrechtler lehnt Tierhaltung ideologisch ab.
Natürlich nutzt die Tierrechtsindustrie seit Jahren den Tierschutz als Deckmantel. Man kann aber von Finanzämtern und auch Tierschutzbeauftragten als Bürger, der sie finanzieren muss, durchaus verlangen, dass Spitzenbeamte und -politiker diesen Deckmantel durchblicken. Tun sie das nicht, kann man ehrlich fragen, ob die Personen für die Positionen wirklich geeignet sind.
Wir sehen aktuell in Frankreich und in Kanada wie der politische Einfluss der Tierrechtsindustrie das Leben von Tieren bedroht. Jetzt muss man sich auch fragen: Will man das auch für Deutschland? Im Interesse der Tiere wäre es sicher besser, wenn politische Entscheider diesen Unterschied verstünden, bevor das Leben der Tiere auf dem Spiel steht. Dabei könnte eine Bundestierschutzbeauftragte eine wichtige Rolle spielen – die Frage ist nur in welche Richtung. Eine Tierrechtsbeauftragte können Tiere hingegen nicht gebraucht, denn Haltung rettet Arten. Die Tierrechtsideologie hat Aussterben als Konsequenz.
