Eisbär im Bronx Zoo | Foto: Postdlf, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Eisbären: Fallstudie zu repetitivem Verhalten

Erschienen auf dem Twitter-Account vom Zoo Scientist am 16.11.2022.

Oft wird repetitives Verhalten bei Eisbären mit mangelhaftem Tierwohl gleichgesetzt. Diese Studie wirft nun einen gänzlich anderen Blick darauf.

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Anmerkungen: Diese Studie zeigt auch, das repetitives Verhalten nicht automatisch auf mangelndes Tierwohl zurückzuführen ist. Hier wurde es durch Routinen hervorgerufen: das repetitive Verhalten basierte somit auf anticipatory pleasure. Das Tier hat in Erwartung auf ein positives Ereignis Verhalten gezeigt und durch die Regelmäßigkeit der Fütterung wurde das auch immer wieder belohnt. So kann es zu einer falschen Kausalverknüpfung kommen: weil ich mich freue, passiert gleich was Tolles. Dadurch versuchen Tiere dann mit diesem Verhalten das Ereignis quasi hervorzurufen und wenn das dann immer wieder scheinbar funktioniert, wird es repetitiv. Wenn man aber nun das Ereignis nicht mehr vorhersehbar im Tag platziert, versteht das Tier die falsche Kausalverknüpfung und sie wird im besten Fall gelöst.

Eisbären und andere Bären laufen in der Natur gerne auf festen Wegen beziehungsweise Wechseln, was sie in Gehegen meist auch tun. Das ist genau so wenig eine Stereotypie wie das Trainieren eine Läufers auf der gleichen Aschebahn. Auch das war jahrelang und ist – in uninformierten Kreisen – eine Verhaltensfehlinterpretation gewesen, dass die Tiere bei diesem Zurücklegen von Strecke leiden würden. Sie tun es nicht. Zoogegner nutzen dieses normale Verhalten gerne, um schlechte Haltung zu unterstellen – das aber ist falsch.

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