Schimpansen-Haltung der Stiftung AAP (2004) | Foto: GerardM at Dutch Wikipedia, Lizenz: CC BY-SA 3.0

FAQ des Positivliste-Projekts betrügt Leser

Exklusiv für zoos.media – 30.09.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Im Rahmen des von der Stiftung AAP betriebenen Positivliste-Projekts wird den Besuchern nicht mehr versucht, einen (Nasen-)Bären zu verkaufen, sondern eher aufzubinden.

FAQ des Positivliste-Projekts betrügt Leser

Schon als das Projekt noch WYLD hieß, wurden die Rezipienten für dumm verkauft – wir berichteten. Nun, nachdem der Vorhang in ziemlich peinlicher Weise gelüftet wurde, geht das Lügen auf der Seite, für die sich die unseriöse AAP-Stiftung verantwortlich zeichnet, weiter. Es wird in lächerlicher Weise versucht, die rechtswidrige Positivliste schön zu schreiben. Dafür ist einem kein schlechtes Beispiel zu dümmlich, um nicht zu versuchen, damit leichtgläubige Tierfreunde hinters Licht zu führen.

Beispiel Belgien

Moorente im Parc de Woluwé (Brüssel) | Foto: Frank Vassen, Lizenz: CC BY 2.0

Man versucht die logische Folge der Positivliste, nämlich die Verlagerung der Exotenhaltung auf den Schwarzmarkt, zu widerlegen. Dazu fand man offenbar nur ein Beispiel: Belgien. Die AAP-Stiftung schreibt dazu: “Beispielsweise verzeichnet Belgien, das als erstes EU-Land 2009 eine Positivliste für Säugetiere eingeführt hat, bis heute keinen Anstieg im illegalen Tierhandel.” Das stimmt so gar nicht wirklich. Es gibt keine einheitliche Positivliste in Belgien. In den Regionen Flandern und Wallonien kam man hinsichtlich der Haltung von Reptilienarten jeweils zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Diese Positivliste ist auch nur eine Liste von Tieren, die man genehmigungsfrei halten darf. Für die nicht auf der Liste stehenden Arten, muss man eben nur eine Genehmigung beantragen. Mit der vorgeschwebten Positivliste von AAP hat das allerdings nicht wirklich was zu tun, wenn man denn der Werbung glauben darf. Die Positivliste von Säugetieren wurde in Belgien nach der Einführung von den meisten Haltern schlicht ignoriert. Die Tiere wurden heimlich weiter verkauft und gehandelt. Das hat die European Pet Organization (EPO) in ihrem Positionspapier deutlich gemacht.

Zudem gilt zu fragen, ob denn nicht die Reduktion eines illegalen Tierhandels auch ein Grund für eine Positivliste wäre. Schließlich wird diese Wirkung doch immer wieder von der Tierrechtsindustrie behauptet. Selbst im angeblichen Vorzeigeland Belgien, über das man ohnehin schon lügt, kann man keine Reduktion feststellen? Da hat wohl AAP schlicht die Antwort nicht richtig durchdacht.

Existiert Norwegen nicht?

Streifenköpfige Bartagame in Menschenhand | Foto: Jnescriva / Jaime Nicolau, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Es verwundert wenig, dass AAP nicht nach Norwegen schaut. Nach rund 40 Jahren hat man dort nämlich 2017 die Reptilienhaltung wieder erlaubt. Die geforderte Positivliste für Heimtiere in Deutschland würde schließlich alle Reptilienarten umfassen, denn Exoten will die niederländische Stiftung ja nicht mehr in den Wohnzimmern der Deutschen haben. Warum hat man dieses Verbot in Norwegen aufgehoben? Weil es nicht funktioniert hat. Selbst die Regierung musste das zugeben. Die Positivliste hat die Halter in den Untergrund gezwungen.

Das führte zu Tierschutz-Problemen. Warum? Wenn die Tiere krank wurden, konnte man nicht mal eben mit ihnen zum Tierarzt oder an wichtige Medikamente kommen. Das führte zu sinnlosem Tierleid und der Staat hatte damit versagt, durch das Verbot den Tierschutz zu mehren. Somit stellt AAP nicht nur die Situation in Belgien falsch dar, sondern ignoriert auch das Scheitern des Konzepts anderswo. Man versucht also unter dem Vorschützen falscher Tatsachen, Menschen für die Positivliste zu begeistern.

Völlig abstruse Formulierungen

Die Kornnatter ist vermutlich die am häufigsten in Terrarien gehaltene Schlange. | Foto: Vassil, Lizenz: public domain

Im FAQ findet man auch Formulierungen wie diese: “Viele Tiere werden nach wie vor in freier Wildbahn gefangen, so stammen beispielsweise rund 90 Prozent der Reptilienarten im Heimtierhandel nach wie vor aus der freien Wildbahn.” Das ist einfach falsch. Alle Reptilienarten stammen aus der Wildbahn – nicht 90%. Darum heißen sie Wildtierarten: sie wurden irgendwann mal in der Natur gefunden. Woher sollen die Arten sonst stammen? Die sind nicht vom Himmel gefallen.

AAP will aber natürlich, dass die Leute, die da nur schnell drüber lesen, denken: “Aha, 90% der Reptilien in Deutschland wurden brutal der Natur entrissen.” Das stimmt aber nicht. Es stimmt auch für andere Tiergruppen nicht. Schauen wir doch mal, was die oberste Instanz in diesen Fragen sagt. Schließlich führt CITES auch Statistiken darüber. 95% der Tiere, die in Deutschland eingeführt werden und durch CITES geschützt sind, sind Nachzuchten. Wildfänge spielen hier keine große oder gar relevante Rolle.

Versuch Zoos gegen Privathalter auszuspielen

Löwin im Zoo Berlin | Foto: S.Müller, Lizenz: CC BY 2.5

AAP behauptet, für Ex-Situ-Zucht benötige “es jedoch professionelle Expertise, die z.B. spezialisierte Zoos und Reservate auf der ganzen Welt bereits erfolgreich einsetzen”. Das mit der Expertise stimmt, aber die existiert eben auch auch bei Privathaltern zu Hauf. Daher arbeiten seriöse Zoos und Aquarien mit ihnen zusammen. Das fängt bei Reptilien, Amphibien und Fischen an, geht über Vögel bis hin auch zu Säugetieren. Spezialisierte Privathalter mit ihrer Leidenschaft für bestimmte Arten, sind wichtige Stützen vieler Erhaltungszuchtprojekte.

Dieses Ausspielen gegeneinander ist aber natürlich Teil der Taktik der Tierrechtsindustrie. Partner des Positivlisten-Projekts von AAP ist unter anderem PETA. Deren Ziel ist es nicht, die Haltung von Exoten in zum Beispiel Zoos zu erhalten. PETA will jede Form der Tierhaltung zerstören. Dafür nimmt die radikale Tierrechtsorganisation auch Aussterben in Kauf. Wer also glaubt, dieser Bewegung ginge es um Arterhalt, irrt. Es geht um Zerstörung. Diese Zerstörung bedeutet eben auch das unwiederbringliche Aussterben ganzer Arten.

Augenwischerei “vom Feinsten”

Bengaltiger Caesar in Melodys Kinderparadies | Foto: zoos.media

AAP behauptet, bei der Positivliste gäbe es auch Ausnahmen für Experten: “Sie müssen lediglich ihre Expertise nachweisen und können somit Ausnahmen für einzelne Tierarten beantragen. Expert:innen können so unter Nachweise auch Tierarten halten, die nicht auf der Positivliste stehen.” Das wirkt deutlich anders als das, womit man Werbung macht und ist in Deutschland längst gelebte Praxis. Entgegen den Behauptungen der Kampagne, kann nämlich in Deutschland eben nicht jeder einfach so Tiger und Löwen halten.

Nach §11 Tierschutzgesetz braucht es zur Haltung zahlreicher Tiere bereits jetzt eine Erlaubnis der zuständigen Behörde. Das müssen Zoos, Tierheime und – unter Umständen – auch Privathalter beantragen. Die Idee, man geht in Deutschland hin und kauft sich einfach mal einen Tiger, den man dann halten kann, ist illusorisch. Das liegt auch daran, weil die seriösen Tigerzüchter selbst schon schauen, wohin sie die Tiere vermitteln. Die sind teils strenger als jede Behörde. Diese muss aber sowieso auch nochmal drauf schauen.

Wer heute in Deutschland bereits entsprechende Tiere hält, kann gar nicht anders als Experte zu sein, wenn er legal handeln will. An dieser Stelle der FAQ erklärt die niederländische Tierrechtsorganisation die eigene Positivliste für obsolet, weil es das beschriebene System schon gibt. Vielleicht sollte man sich mal mit dem deutschen Tierschutzrecht befassen, bevor man es ändern will.

Warum das alles?

Die meisten Tierfreunde kennen diese Feinheiten schlicht nicht. Viele glauben einfach, was im Netz behauptet wird. Die FAQ führt keine Quelle für die Behauptung auf. Natürlich ist sie darauf ausgerichtet, Menschen hinters Licht zu führen. Wozu? Letztendlich kommt man natürlich so an Adressen und Kontakte. Die kann man selbst nutzen, aber eben auch veräußern. Durch die offensichtliche Irreführung der Rezipienten, von der in diesem Artikel nur einige Beispiele aufgeführt wurden, ist die Petition, die unterschrieben werden soll, ohnehin wirkungslos.

Wer diese Kampagne unterstützt, hilft nur AAP und weiteren unseriösen Organisationen aus dem Bereich der Tierrechtsindustrie. PETA wurde ja schon erwähnt. Mit an Bord sind aber auch ifaw, Pro Wildlife, der Deutsche Tierschutzbund und das Great Ape Project. Seriös ist keine dieser Organisationen und weil sie wohl gemerkt haben, dass sie unter der eigenen Marke nicht mehr viel reißen können, hat man sich erst als WYLD verkauft und fährt nun diese Kampagne der Lügen. Es ist ja bekannt, dass, wer den Ausführungen dieser Organisationen folgt, ständig mit Fake News bombardiert wird. Das ändert sich auch bei ihrer Kampagne zur Positivliste nicht.

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