Gorillanachwuchs im Zoo Duisburg | Foto: zoos media, Lizenz: Erlaubnis des Fotografen

Great Ape Project auf Primatologie-Konferenz?

Exklusiv für zoos.media – 05.02.2024. Autor: Philipp J. Kroiß

Auf Facebook gab das Great Ape Project bekannt bei der Konferenz der Gesellschaft für Primatologie 2024 dabei zu sein. Was hat es damit auf sich?

Great Ape Project auf Primatologie-Konferenz?

Selbstredend nehmen wenigstens zwei GAP-Wissenschaftler*innen an der Konferenz teil, voraussichtlich mit Poster“, behauptete das Great Ape Project auf Facebook kryptisch. Das steht natürlich die Frage im Raum, was genau soll das sein? Deshalb hat zoos.media einfach mal nachgefragt.

Hat das Great Ape Project eine Forschung zu präsentieren?

Bei so einer wissenschaftlichen Konferenz könnte man vermuten, dass auf einem Poster wichtige Forschung präsentiert werden würde. Das ist durchaus üblich und gibt es immer wieder – es klingt auch so, wenn von GAP-Wissenschaftlern gesprochen wird. Dr. Urs Kalbitzer, der die Organisatoren der Konferenz vertritt, erklärte gegenüber zoos.media: “Es ist ein Poster angemeldet, das Belange des Great Ape Projects präsentieren soll.” Es geht also anscheinend primär einfach nur um Eigenwerbung.

Jetzt könnte man denken, dass das Great Ape Project vielleicht irgendwie die Konferenz fördern oder unterstützen würde. “Die Konferenz wird weder finanziell noch ideel durch das GAP unterstützt”, erklärte Dr. Kalbitzer gegenüber zoos.media. Tatsächlich hat die veranstaltende Gesellschaft für Primatologie auch keine wesentlichen Überschneidungen mit den Positionen des Great Ape Projects, das mit seiner Opposition gegen Versuche mit Affen auch ohnehin nicht wissenschaftlich agiert.

Zuletzt erst betonte eine Allianz der Wissenschaftsorganisationen: “Tierversuche, zu denen auch Untersuchungen an nicht-humanen Primaten gehören können, stellen in der lebenswissenschaftlichen Forschung nach wie vor einen essenziellen Teil des vielfältigen Methodenspektrums dar und sind für den grundlagenwissenschaftlichen Erkenntnisgewinn unerlässlich.” Ein Mitglied dieser Allianz ist zum Beispiel die Max-Planck-Gesellschaft.

Großer Dissens zwischen Great Ape Project und Gesellschaft für Primatologie

Schimpanse in Uganda | Foto: Rod Waddington, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Ob die GAP-Repräsentanten auch an der Exkursion zum Affenberg Salem teilnehmen werden, die auf dem Programm steht, ist derweil unbekannt. Großartig viel grundlegende Überschneidungen zu den Positionen der Gesellschaft für Primatologie wird es aber ohnehin nicht geben. “Die Gesellschaft hat sich bisher nicht gegen die nach dem Gesetz tiergerechte Haltung von Menschenaffen ausgesprochen”, bestätigte Dr. Oliver Schülke auf Anfrage von zoos.media per Mail.

Bei der Forschung mit Affen, befindet sich die Gesellschaft für Primatologie ebenso im breiten Konsens mit der Wissenschaft. Sie folgt dem 3R-Prinzp zur Vermeidung (Replacement), Verminderung (Reduction) und Verbesserung (Refinement). Schon 2009 wurden ethische Grundätze und Richtlinien verabschiedet. Die generelle Opposition gegen Versuche mit Affen, teilt die Gesellschaft mit dem Great Ape Project nicht. Es steht auch nicht in Aussicht, dass die Eigenwerbung des Projekts auf der Konferenz das ändert.

Es ist allerdings natürlich nicht zu hoffen, dass wegen der Präsenz vom Great Ape Project, tatsächlich renommiert forschende Wissenschaftler ihr Poster nicht präsentieren durften, weil das Great Ape Project mit Eigenwerbung den Platz belegt. Das wäre für die echte Primatenforschung natürlich suboptimal.

Great Ape Project gegen seriöse Haltungen von Primaten

Goldgelbes Löwenäffchen im Loro Parque: Die Artenschutzarbeit von Zoos hat die Art gerettet. | Foto: Loro Parque

Somit wird das Great Ape Project wohl auf der Konferenz hauptsächlich damit konfrontiert werden, wie abseitig die Position der Tierrechtsorganisation doch ist. Unwissenschaftliche Aussagen wie die Haltung von Primaten beziehungsweise die Position, ihnen keine Rechte geben zu wollen, mehr oder weniger mit Rassismus und Sexismus gleichzustellen, sind schon 2014 in dem Rundbrief zum Re-launch des Great Ape Projects in Deutschland auf wenig Gegenliebe gestoßen.

Bis heute kann das Great Ape Project auch keine Forschung präsentieren, die zeigt, dass die Primaten ihre Rechte überhaupt wahrnehmen könnten. Es gibt auch keine überzeugenden Daten dazu, dass dem Natur- und Artenschutz durch so eine sinnlose Rechteverleihung irgendwie geholfen wäre. Vielmehr ist es die Haltung von und die Forschung mit Primaten, die wesentlich den Schutz der Tiere verbessern. Ohne Zoologische Gärten, die das Great Ape Project ablehnt, stünde es um Primaten deutlich schlechter.

Laut Weltnaturschutzunion (IUCN) müssen zum erfolgreichen, umfassenden Schutz von Arten und ihren Lebensräumen, Maßnahmen ex situ und in situ kombiniert werden. Der von ihr formulierte One Plan Approach to Conservation setzt das voraus. Es handelt sich dabei um eine Grundlage von modernem Natur- und Artenschutz, der unter Experten nicht nur so bestätigt, sondern auch erfolgreich umgesetzt wird.

Alternativlos

Vor dem Hintergrund ist die Haltung von und die Forschung mit Primaten ein wichtiger Teil der Lösung. Diese Fakten akzeptiert das Great Ape Project anscheinend nicht. Stattdessen werden als scheinbare Alternativen Sanctuarys angepriesen wie das Wales Ape and Monkey Sanctuary. Bei näherer Betrachtung arbeiten solche Sanctuarys aber natürlich nicht sonderlich seriös.

Wales Ape & Monkey Sanctuary: Schlechte Reputation unter Fachleuten

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Zudem zwingen solche Sanctuarys die Primaten unter unnatürliche Zuchtstopps, einer Haltungsqualität unter aktuellen Standards und setzen bei der Betreuung der Tiere vermehrt auf Freiwillige statt Experten. Mit der hervorragenden Haltung von Primaten in professionellen zoologischen Institutionen können sie nicht mithalten. Die Zukunft der Primaten hängt eng damit zusammen, dass das Great Ape Project nicht erfolgreich damit ist, Hass gegen Zoologische Gärten zu schüren. Die Tierrechtsindustrie ist eine Bedrohung für Wissenschaft und Artenschutz gleichermaßen.

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