Exklusiv für zoos.media – 17.10.2025. Autor: Philipp J. Kroiß
Wissenschaft und Transparenz gehen Hand in Hand – eigentlich. Bei der spanischen CITES-Wissenschaftsbehörde scheint es anders zu laufen. Entsprechend klagte nun die „Loro Parque”-Gruppe.

Loro Parque verklagt spanische CITES-Wissenschaftsbehörde wegen mangelnder Transparenz
Angeblich soll es einen Bericht der spanischen CITES-Wissenschaftsbehörde geben, der sich vor einiger Zeit gegen den Transport der beiden Orcas aus dem geschlossenen Marineland in Frankreich aussprach. Dieser Bericht war inhaltlich so falsch wie unglaubwürdig. Die höchste spanische Instanz in dieser Frage, SEPRONA, bezeichnete die Haltung der Orcas im Loro Parque als „einwandfrei“. Trotzdem hatte sich Frankreich auf diesen angeblichen Bericht berufen, um den Transport der Tiere zu verhindern. Inzwischen wurde ein zweiter Versuch seitens des Marinelands unternommen, um die Tiere in den Loro Parque bringen zu können. Wir haben darüber bereits berichtet.
Marineland-Orcas: Das fatale Schweigen der spanischen Behörden
Warum?

Der Loro Parque selbst hatte, laut einer aktuellen Pressemeldung, wiederholt versucht, „Informationen zu einem angeblichen Bericht, der sich gegen den Transfer von zwei Orcas in den Loro Parque auf Antrag der französischen Regierung ausspricht“ von der Behörde zu bekommen. Veröffentlicht wurde dieser nämlich nie. Wissenschaftlich ist so ein Vorgehen nicht. Die Gruppe, zu der nicht nur der Loro Parque selbst, sondern auch weitere Unternehmen gehören, für die so ein unwissenschaftliches Vorgehen bedenklich ist, sah sich gezwungen zu klagen.
„Die Loro Parque Gruppe hat ein verwaltungsrechtliches Verfahren gegen die Wissenschaftliche CITES-Behörde eingeleitet und einen formellen Antrag beim Rat für Transparenz und gute Regierungsführung gestellt. Ziel ist es den wissenschaftlich-technischen Bericht offenzulegen, der laut der spanischen CITES-Behörde, angesiedelt unter dem Nationalen Museum für Naturwissenschaften, die Empfehlung untermauert, die Genehmigung zur Verlegung von zwei Orcas aus dem Marineland in Antibes (Frankreich) in den Zoo Loro Parque auf Teneriffa zu verweigern.“ – Pressemitteilung der „Loro Parque“-Gruppe
Bereits am 12. Juni 2025 hatte der Loro Parque den entsprechend für die Behörde verantwortlichen Direktor des Nationalen Museums für Naturwissenschaften offiziell um Übermittlung des betreffenden Berichts gebeten. Eine Antwort gab es nicht. Nun könnte man vermuten, dass dieser Vorgang den jeweils zuständigen spanischen Behörden sehr peinlich sein muss, weil der Bericht so unglaubwürdig ist. Jetzt wird aber wohl auf Basis des spanischen Umweltinformationsgesetzes die Peinlichkeit doch an Licht kommen.
Gutes Recht
Das Gesetz 27/2006 verankerte ein Recht für alle natürlichen und juristischen Personen, Zugang zu Umweltinformationen, öffentliche Beteiligung sowie Zugang zur Justiz in Umweltangelegenheiten zu erhalten. Dabei ist eine maximale Bearbeitungszeit für solche Anfragen von einem Monat vorgesehen. Der ist lange schon verstrichen. Somit stellt das Vorgehen seitens der Behörde wohl einen Verstoß gegen das Gesetz dar.
Dagegen kann man dann in Spanien klagen. Das wurde nun von der „Loro Parque“-Gruppe getan. Somit will man Licht ins Dunkle bringen: Was ist da falsch gelaufen und vor allem warum ist es so falsch gelaufen? Das ist wichtig. Wenn CITES durch solche nachweislich falschen Berichte, wie den über den Loro Parque, an Glaubwürdigkeit verliert, ist das ein Problem, das weit über die konkrete Frage um zwei Orcas hinausgeht.
Unabhängige Gutachten bestätigen erfolgreiche Haltung

Seriöser und transparenter arbeitende spanische Behörden kommen nämlich zu einem ganz anderen Schluss. Die Regierung der Kanarischen Inseln hat zwei technische Berichte vorgelegt. Diese haben die Tierschutz-Kompetenz des Loro Parque genauso bestätigt wie die Einhaltung europäischer und nationaler Rechtsnormen sowie die Möglichkeit, Orcas tiergerecht zu halten, nachgewiesen. Darüber wird in den Berichten erklärt, dass der Transport der Tiere in den Loro Parque die beste Option darstellt, um ihr Überleben und ihr Wohlergehen zu sichern.
„Unser Park hat zahlreiche internationale Auszeichnungen für exzellenten Tierschutz erhalten und sämtliche internationalen Audits und Zertifizierungen mit Erfolg bestanden. Es ist kaum nachvollziehbar, dass unsere Arbeit auf Grundlage eines Berichts, der offenbar gar nicht existiert, in Frage gestellt wird und dass uns der Zugang zu den wissenschaftlichen Grundlagen für eine solche Empfehlung verwehrt wird.“ – Wolfgang Kiessling, Präsident der „Loro Parque“-Gruppe.
Der Loro Parque sei schon immer bereit gewesen und werde es auch künftig sein, Tieren in Not ein Zuhause zu bieten, fuhr der auch selbst zahlreich ausgezeichnete Wolfgang Kiessling, nach dem auch ein internationaler Artenschutz-Preis benannt ist, fort: „Wenn die französische Regierung um unsere Unterstützung bittet, nehmen wir diese Orcas gerne auf, genauso wie wir einst mit der niederländischen Regierung zusammengearbeitet haben, um Morgan, dem Orca-Weibchen, das dank dieser Entscheidung heute noch lebt, eine Zukunft zu ermöglichen.“
Entscheidung für die Orcas steht noch aus
Wie erwähnt, hat das Marineland einen weiteren Antrag für den Transport der zwei Orcas sowie weiterer Delfine gestellt. Obwohl das Scheitern des ersten Versuchs noch nicht aufgeklärt ist, ist dies sinnvoll, weil die Zeit drängt. Den Tieren könnte es lange schon deutlich besser gehen. Wie lange sie unter den – aus politischen Gründen – suboptimalen Bedingungen im Marineland noch aushalten müssen und können, weiß niemand.
In einer vergleichbaren Situation befinden sich Belugas in Kanada. Dort wird deren Tötung offen thematisiert. Den Tieren in Frankreich könnte ähnliches ins Haus stehen. In Spanien wären sie davor sicher. Nach Morgan hätte die „Loro Parque“-Gruppe mit ihrem Gründer und Präsidenten Wolfgang Kiessling dann zwei weiteren Orcas das Leben gerettet.
Tierrechtsindustrie konzeptlos

Von denen, die gegen das Marineland gehetzt haben und angeblich bessere Alternativen hatten, hört man derweil nicht viel mehr als scheinheiliges Krokodilstränen-Vergießen in den Medien. Zuerst ging es um die von ihnen verursachte Situation im Marineland insgesamt, dann besonders um Keijo. Das zeigt, dass die Tierrechtsindustrie mit den Konsequenzen ihrer eigenen Forderungen nicht klar kommt. Es gibt eben keine wirklich funktionierenden Sanctuary-Projekte der Industrie für Orcas und andere Delfine. Derweil entwickelt sich das Beluga-Sanctuary in Island zu Desaster.
Selbst ehemalige Schein-Erfolge, wie die Bill S-203 in Kanada, zeigen inzwischen, dass sie kein Grund zum Feiern, sondern eben in Wahrheit eine Todesfalle für Tiere sind. Mit vielen Millionen Euro Spendengeldern, hat die Tierrechtsindustrie ein Luftschloss gebaut, das eben nichts als heiße Luft war. Das rächt sich nun besonders für die Politiker und die Medien, die all die Lügen der Lobby und Industrie so willfährig geglaubt haben. Sie reiten plötzlich tote Pferde und egal wie sehr sie ihnen die Sporen geben, kommen sie doch keinen Schritt weiter.
Gefühlige Durchhalte-Parolen haben auch Keiko nicht vor dem Ende bewahrt. Sie haben den beiden in Swimming-Pools „geretteten“ Orca-Kälbern in fragwürdiger Obhut von Teilen und Kollaborateuren der Industrie nicht geholfen. Sie waren auch kein Trost für die 10 „befreiten“ Orcas, die wohl auch – unvorbereitet auf die Natur – inzwischen das Zeitliche gesegnet haben. Man fragt sich: Wie viele Orcas müssen noch sterben bis sich die Erkenntnis durchsetzt, dass die Tierrechtsindustrie tötet und nicht rettet? Darüber werden nun auch die französischen Behörden mit entscheiden.
Loro Parque: Zentrum für das Überleben
Der kanarische Loro Parque hat nicht nur mit seiner Stiftung schon 12 Arten vor dem Aussterben bewahrt und arbeitet daran, das für noch mehr Spezies auch zu tun, sondern engagiert sich schon lange für Tiere in Not auf vielen Ebenen. Dank dem Loro Parque überleben nicht nur Arten, sondern eben auch ganz individuell einzelne Tiere. Da ist die Orca-Dame Morgan, die statt dem sicheren Tod, nicht nur ein neues Leben, sondern auch eine neue Familie bekam, nur ein Beispiel.
Viele ähnliche Geschichten, wie von geretteten Schildkröten, Schimpansen und weiteren Tieren zeigen: Der Loro Parque bietet den Orcas aus Frankreich, der Mutter Wikie mit ihrem Sohn Keijo, die beste Chance. Das zeigt die Faktenlage sehr deutlich. So braucht der kanarische Zoo die Tiere selbst zwar nicht, aber die Tiere brauchen den Loro Parque. Der hilft schon seit über einem halben Jahrhundert in Not geratenen Tieren gerne. Jetzt muss die französische Regierung ihn nur noch lassen.
