Auch im fortgeschrittenen Alter genoss Lolita die Shows im Miami Seaquarium. | Foto: Joyous King, Lizenz: Erlaubnis der Fotografin

Miami Seaquarium: Obduktionsergebnisse von Lolita veröffentlicht

Exklusiv für zoos.media – 18.10.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Die Kritiker der Projekts um Lolita haben es jetzt schwarz auf weiß: Sie hatten Recht. Die Obduktion belegt erneut, dass die Orca-Dame dafür ungeeignet war.

Miami Seaquarium: Obduktionsergebnisse von Lolita veröffentlicht

Seit dem Tod von Lolita im August 2023 wurde gespannt die Obduktionsergebnisse des Tieres erwartet. Wenig überraschend, veröffentlicht das Miami Seaquarium nicht die kompletten Daten, sondern nur eine Zusammenfassung der durchführenden Expertin Dr. Judy St. Leger. Sie stellt fest: “Tod aufgrund des Fortschreitens mehrerer chronischer Erkrankungen, einschließlich Nierenerkrankungen und Lungenentzündung.” Die weiteren Erkenntnisse bestätigen, dass das Miami Seaquarium die Öffentlichkeit bezüglich es Gesundheitszustandes der alten Orca-Dame nicht reinen Wein eingeschenkt hat.

Lungenentzündung, Nierenleiden & Herzerkrankung

Lolita, auch Toki oder Tokitae genannt, im Miami Seaquarium in Florida | Foto: Katie Mortus (Orzechowski), Lizenz: Erlaubnis der Fotografin

Zum Tod beigetragen haben einmal eine akute und chronische Lungenentzündung. Dazu kam eine akute und chronische renale Amyloidose. Diese Nierenerkrankung führt dazu, dass die Organe das Blut nicht mehr filtern können. Oben drauf kam eine chronische Endokardiose. Das ist eine Erkrankung der Vorhofklappen des Herzens, bei der die Funktionsfähigkeit der Herzklappe beeinträchtigt wird. Das bestätigt, was Kritiker des Lolita-Projects – angestrengt von ihren Besitzern und der Tierrechtsindustrie – immer gesagt haben: das Tier ist chronisch krank und nicht fähig, die Pläne zu überleben.

Vor dem Hintergrund dieser Ausführungen zeigt sich, dass das Miami Seaquarium nicht ehrlich war, als es wenige Tage vor ihrem Tod von “good health” des Tieres sprach. Ebenso zeigt es, dass die Reduzierung der Futterrationen von Lolita völlig falsch war. Dies wird ziemlich sicher zu einer Verschlechterung der chronischen Krankheiten beigetragen haben. Der Verdacht, man habe Lolita im Rahmen des Projekts zu Tode gehungert, scheint ebenso bestätigt. Diese Obduktion ist letztendlich die Bankrott-Erklärung des Projekts.

Das ist noch nicht alles …

Lolita ist darauf angewiesen von Menschen mit gesundem Fisch gefüttert zu werden. | Foto: Katie Mortus (Orzechowski), Lizenz: Erlaubnis der Fotografin

Auf dem Obduktionstisch wurden aber noch weitere Erkrankungen von Lolita entdeckt. So fand sich zum Beispiel noch eine chronische schwere Nebennierenrindenatrophie, eine chronische Hirnerkrankung, eine chronische Hornhautentzündung beider Augen, eine chronische Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut, chronische Zungengeschwüre, eine Schilddrüsen-Erkrankung und eine Gastritis. Insgesamt waren es 17 Befunde.

Für ein so altes Tier, das in Menschenjahren gerechnet weit über 140 Jahre alt geworden wäre, ist so etwas nicht ungewöhnlich. Solche Lebewesen sind alt, haben viel erlebt und der Körper zeigt seine Verschweiß-Erscheinungen. Zum Tod beigetragen haben die im vorigen Absatz genannten Erkrankungen auch nicht. Lolita war aber nicht der ach so gesunde Orca, dem es gar nichts ausgemacht hätte, in einen Netzkäfig gebracht zu werden und der das super gut überlebt hätte.

So hat die Tierrechtsindustrie zusammen mit der Dolphin Company die Öffentlichkeit über sehr viel im Unklaren gelassen. Manch einer könnte sich vielleicht sogar betrogen fühlen. Wohl deshalb schweigen sowohl die beteiligten Firmen und Organisationen sowie die sie bejubelnden Medien so laut über diese Ergebnisse. Sehr klar ist: dieses Projekt um Lolita, die auch als Tokitae oder Toki bekannt war, hätte es niemals geben dürfen.

Management entspricht nicht seriösem Vorgehen

Lolita im Miami Seaquarium | Foto: Leonardo Dasilva, Lizenz: CC BY 2.0

Die schlechte Pflege hat sie aber wohl früh genug umgebracht, damit sie die Umsetzung des Projekts nicht erleben musste. Dem Tier hat es Leiden erspart, aber leiden musste Lolita trotzdem mehr als genug. Mit moderner Delfinhaltung hat so ein Umgang mit einem Orca nichts zu tun. Man setzt diese Tiere nicht auf solche Hunger-Rationen. Dafür gibt es in moderner Haltung auch keinen Grund.

Auch im Miami Seaquarium gab es eigentlich dafür keinen Grund. Ein Verantwortlicher empfand nur, dass Lolita ausgesehen habe wie ein “Mastschwein”. Darum bekam sie wohl dauerhaft nur Dreiviertel der ihr zustehenden Fischration. Ästhetische Einschätzungen von Verantwortlichen spielen in modernen Zoos und Aquarien keine Rolle. Die Trainer und Pfleger zusammen mit den Tierärzten errechnen auf Basis von Gesundheitsdaten die Ration. Die Vorgänge im Miami Seaquarium sind daher auch für Branchenkenner völlig unfassbar.

Was bleibt?

Lolita, auch Tokitae oder kurz Toki, im Miami Seaquarium | Foto: Pietro, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Lolitas letzte Monate zeigen einmal mehr deutlich: Zusammenarbeit mit der Tierrechtsindustrie führt zu Lügen, Leid und Tod. Der neue Besitzer vom Miami Seaquarium wollte sich wohl auf dem Rücken des Orcas greenwashen lassen. Ähnliches versucht man auch im Baltimore Aquarium und bei Merlin Entertainments. Für die Tiere bringt es nichts, es ist vielmehr nur zu ihrem Leidwesen. Nachdem aus Keiko schon nicht genug gelernt wurde, wird man nun hoffentlich aus Lolita lernen.

Gerade bei den amerikanischen Zoos und Aquarien macht sich ein gefährlicher Opportunismus breit. Das liegt besonders auch an der Führung des dort ansässigen Verbandes AZA. Schon allein im Interesse der Tiere, aber auch im Interesse vom Natur- und Artenschutz sowie insbesondere der Bildung und Forschung sind die Folgen des Opportunismus verheerend. Nach dem Tod von Lolita wäre es falsch diesen Pfad der Zerstörung fortzusetzen.

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