Ein Teil der Außenanlagen für Elefanten im Zoo Wuppertal | Foto: zoos.media

Ruhr24 über den Grünen Zoo Wuppertal: Schlechte Recherche oder Hofberichterstattung für PETA?

Exklusiv für zoos.media – 27.12.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Es ist mehr als defizitär, was ruhr24 über die Elefantenhaltung im Grünen Zoo Wuppertal berichtet. Offenbar wurde eine Pressemitteilung von PETA nachgeplappert.

Einfach nur schlechte Recherche oder Hofberichterstattung für PETA?
ruhr24 berichtet über den Grünen Zoo Wuppertal

Was von Lensing Media und rubens mit ihrem Tochterunternehmen ruhr24 als Journalismus verkauft wird, hat offenbar wenig mit Wahrheitsliebe zu tun. Symptomatisch erscheint hier ein Artikel mit dem Titel “Peta kritisiert Zoo Wuppertal wegen „Missbrauch“ von Elefanten”. Mit der Wahrheit hat die Berichterstattung im Prinzip nichts zu tun. Daher lohnt sich ein Blick, wo ruhr24 überall falsch liegt.

Von Beginn an schlecht

Von PETA getöteter und entsorgter Hund in einer Plastiktüte, die in einem Mülleimer gefunden wurde – tausenden erging es wohl gleich oder ähnlich. | Foto von http://whypetakills.com (Nathan J. Winograd)

Schon der Teaser ist völlig falsch: “Der Zoo Wuppertal muss sich einer Kritik von der Tierschutzorganisation „Peta“ stellen. Die Tierschützer werfen dem Zoo „Missbrauch“ von Elefanten vor.” PETA sagt selbst, dass sie gar keinen Tierschutz machen. Hinzukommend kritisiert die radikale Tierrechtsorganisation den Wuppertaler Zoo auch gar nicht beziehungsweise kann dies nicht. Unfachmännische, populistische und sachlich falsche Äußerungen als “Kritik” zu bezeichnen und somit zu nobilitieren, ist falsch.

Dann behauptet man, dass Zoos “in unserer Gesellschaft in NRW eine kontroverse Position” innehätten. Das wird gleich durch die eigens im Artikel durchgeführte Umfrage widerlegt, in der aktuell fast 90% der Befragten bekunden, dass sie in Zoos gehen. Auch hier scheint man also die Bedeutung von kontrovers nicht wirklich zu kennen. Strittig oder umstritten ist eine Sache lange nicht, wenn 90% sie offensichtlich unterstützen. Später bezeichnet man den Grünen Zoo Wuppertal ja auch selbst im Artikel als “echte Besucher-Attraktion in NRW”. Das passt nicht zusammen.

Widerlegte Thesen zum Elefantenhaken

Die Artikel-Erstellerin Kathrin Ostroga behauptet dann: “Doch an dem System [der Elefantenhaltung im Zoo Wuppertal] gibt es Kritik. Denn bisher würden die schweren Tiere „mit dem Elefantenhaken zum Gehorsam gezwungen“.” Das ist einfach nicht wahr. Es ist eine Lüge von PETA, die im Artikel als Realität dargestellt wird. Dabei könnten diese Ausführungen nicht ferner von der Realität sein. Darüber hat der Wuppertaler Zoo auch aufgeklärt und man erfährt es zum Beispiel im Videos von zoos.media immer wieder.


Diese Videos sind einfach zu finden, wenn man recherchiert. Daran scheint aber bei ruhr24 kein Interesse bestanden zu haben. Lieber werden Populismus und Fake News von der radikalen Tierrechtsorganisation PETA fälschlicherweise als Kritik von seriösen Tierschützer dargestellt. Dies könnte nicht weiter ab von der Realität sein. Seriöse Tierschützer, wie zum Beispiel American Humane, haben nichts gegen fachmännische Haltung von Elefanten im Freikontakt mit Elefantenhaken.

Geplante Vergrößerung

Noch mehr realitätsverweigernd wird es dann aber als es um die Erweiterung der Elefanten-Anlage in Wuppertal geht. Hier fabuliert Ostroga: “Laut Peta gehe zusätzlich zu einem erwachsenen Zuchtbullen auch um weitere Jungtiere. Darüber sei man seitens der Tierschützer „bestürzt“, weil die Tiere so weiter als „Touristenmagnet“ missbraucht würden.” Wie weit ab von der Realität muss man arbeiten, um diesen Quatsch von PETA als zitierfähig zu klassifizieren?, mag man sich fragen.

Zuerst einmal ist ein Zuchtbulle immer erwachsen, sonst wäre er nicht geschlechtsreif und könnte nicht züchten. Das Adjektiv ist also sinnlos. Dazu ist Wuppertal touristisch nicht uninteressant, aber kein Tourismus-Hotspot. Die Idee, dass man im Grünen Zoo Wuppertal, Tiere aus touristischen Gründen hält, ist abstrus. Die Elefantenhaltung ist traditionsreich, erfolgreich und artenschutztechnisch hoch relevant. Darum wird sie ständig optimiert und ausgebaut.

Ob wegen einer größeren Anlage auch nur ein Tourist mehr kommt, wird abzuwarten sein. Erfolgreiche Zucht gibt es in Wuppertal seit Jahren und dass ein Zuchtbulle vorbeischaut, ist entsprechend auch nichts Ungewöhnliches. Es passiert also im Bereich der Zucht nichts Neues. Wie konnte man also nur ansatzweise die lächerlichen Ausführungen von PETA bei ruhr24 für beachtenswert halten, die so tun, als wären ein Zuchtbulle und Nachwuchs was Neues für Wuppertal? Das alleine ist ja schon schlimm genug, aber schlimmer wird es, weil den abstrusen Ausführungen keine Fakten entgegengesetzt werden.

Artenschutz-Experten bekommen keine Stimme

Widerspruchslos wird PETA zitiert, aus deren Richtung behauptet wird, es sei “effektiver, das Geld direkt in den Elefantenschutz in Afrika oder Asien zu investieren. Die Elefantenzucht im Zoo dagegen sei eine „Sackgasse“ und müsse „beendet werden“. Auch, weil die Tiere nicht ausgewildert würden.”. Wirkliche Artenschützer sehen das anders. Die kommen bei ruhr24 aber gar nicht zu Wort. Man hätte zum Beispiel die Big Life Foundation fragen können oder gleich die Weltnaturschutzunion (IUCN). Letztere hätte einmal mehr bestätigt, dass umfassender Artenschutz ohne Zoologische Gärten nicht möglich wäre.

IUCN würdigt den wichtigen Beitrag von Botanischen Gärten, Aquarien und Zoos

Stattdessen lässt ruhr24 eine Organisation zu Wort kommen, die mehrmals bereits bewiesen hat, von Natur- und Artenschutz keine Ahnung zu haben. Vielmehr ist PETA direkt gegen erfolgreichen Natur- und Artenschutz ausgerichtet. Der wird nämlich verhindert, wenn man, wie die Organisation, gegen jede Form der Tierhaltung ist.

PETA will, dass Nashörner aussterben

Schweigt der Grüne Zoo Wuppertal wirklich?

Elefantenbaby Gus im Grünen Zoo Wuppertal | Foto: zoos.media

“Zu den Vorwürfen von Peta schweigt der Zoo Wuppertal öffentlich bisher”, liest man im Artikel. Die Veröffentlichung der Pressemitteilung von PETA, den Kathrin Ostroga so kritiklos aufbereitete, war kurz vor den Feiertagen. Dass die Beantwortung von Presse-Anfragen über die Feiertage länger dauert, ist eigentlich jedem seriösen Journalisten klar. Viel wahrscheinlicher ist, dass man hier dem Zoologischen Garten schlicht nicht ausreichend Zeit zur Beantwortung einer etwaig gestellten Presse-Anfrage gab.

Zudem hat der Grüne Zoo Wuppertal ja auch bereits genau diese Vorwürfe zu anderer Gelegenheit widerlegt. Die Frage ist nur, ob bei ruhr24 einfach nur schlecht recherchiert wurde oder man hier absichtlich Hofberichterstattung für PETA macht. Immer wieder erscheinen ja solche defizitären Artikel und nicht selten zeichnet sich dann Kathrin Ostroga dafür verantwortlich. Immer wieder wird dabei PETA zur “Tierschutzorganisation” und die Pressemitteilungen nacherzählt ohne den betroffenen Zoologischen Gärten genügend Platz einzuräumen. Man könnte sich hier fragen, ob das vielleicht Methode haben könnte.

Was ist ruhr24?

Schaut man sich die Seite dieses Tochterunternehmens von Lensing Media und rubens an, hat man eher den Eindruck, es ginge um Werbung. Will man auf das Impressum klicken, muss man sich an unzähligem immer wieder nachladendem Werbe-Content vorbeiscrollen. So drängt sich durchaus der Verdacht auf, dass hier jemand mit billigen Artikeln richtig Schotter machen will. Pressemitteilungen abzuschreiben, ist sehr billig und führt – wenn man es bei PETA tut – eben zu solch falscher Berichterstattung.

Ob das so im Sinne der Gebrüder Lensing war, die 1870 das heute unter dem Namen Lensing Media firmierende Unternehmen gründeten, darf bezweifelt werden. Ebenfalls verantwortlich zeichnet sich dieses Medienhaus für die Ruhr Nachrichten, Westfälischen Nachrichten, Münsterland Zeitung, Dorstener Zeitung und Halterner Zeitung.

Zombies und Zeitungen

Die junge Vergangenheit des Unternehmens selbst war nicht durch positive Schlagzeilen bestimmt. So wurden etwa Verlagsangestellte in nicht tarifgebundene Gesellschaften ausgelagert. Foto-Redakteure wurden gekündigt und in die Selbstständigkeit gedrängt. Im Rahmen von Kooperationen mit der Funke-Mediengruppe stehen immer wieder Vorwürfe bezüglich Zombie-Zeitungen im Raum. Die Westfälische Rundschau etwa ist so eine Zombie-Zeitung, weil sie redaktionell nicht mehr existiert. Die Marke wird von der Funke-Mediengruppe gehalten und Inhalte für Lokalteile kommen von den Ruhr Nachrichten und somit von Lensing.

Dieses Geschäftsmodell setzt vor allem auf eines: hinter einer scheinbaren Vielfalt steckt eine erschreckende Einfalt. Das gilt auch immer mehr für die Berichterstattung. Natürlich geht das auf Kosten der Qualität. Wer falsche Pressemitteilungen einfach nachplappert, hat keine Chance so etwas wie ernstzunehmende journalistische Inhalte zu kreieren. Offensichtlich ungeprüft PETA-Populismus zu verbreiten, leistet vor allem nur denen Vorschub, die von Lügenpresse fabulieren, denn genau solcher Kostenoptimierungswahn führt dazu, dass solche Vorwürfe irgendwann mal stimmen werden.

Daher ist diese “Berichterstattung” auch ein systemisches Problem. Wer denkt, er kann Redaktionen aushöhlen und Journalisten immer schlechter bezahlen, wird auch nicht die Ergebnisse in Form von Content erzielen können, um den Preis für diese Machwerke rechtfertigen zu können. Dieser Artikel über die Elefantenhaltung im Grünen Zoo Wuppertal jedenfalls ist keinen Cent wert. Er ist schlicht nicht mal den Speicherplatz wert, den er auf den Geräten der Leser verbraucht, weil er so hanebüchen falsch ist.

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