Erdmännchen im Oakland Zoo | Foto: Rdmsf01, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Sind Tierrechtler automatisch politisch links?

Exklusiv für zoos.media – 08.08.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Die Debatte über Tierschutz und Tierrechte wird häufig auch als politische Richtungsdebatte gesehen – völlig zu Unrecht wie in diesem Artikel erläutert wird.

Sind Tierrechtler automatisch politisch links?

Bis vor wenigen Jahren sah man im politischen Parteispektrum die Tierrechtler-Unterstützer am so genannten linken Rand von SPD, Grüne und Linke – also Parteien, die auch generell als politisch links rezipiert werden. Aber nicht nur die Parteienlandschaft änderte sich durch die AfD, sondern auch die Repräsentation von Tierrechtlern verschob sich politisch. Nun gab es auch eine sehr stark rechte Partei, die plötzlich sehr deutlich die Tierrechtsideologie widerspiegelte. Für Kenner der Szene, war das keine echte Überraschung, denn ein brauner Rand der Tierrechtsbewegung war auch schon vorher bekannt.

Richtungsfrage eigentlich überholt

Goriallanachwuchs im Zoo Duisburg | Foto: zoos media, Lizenz: Erlaubnis des Fotografen

Aufgrund der Sitzordnung in der Französischen Nationalversammlung von 1789 sprechen wir heute noch von diesen politischen Richtungen zu der im Laufe der Zeit auch die politische Mitte trat. Diese Einteilung des politischen Spektrums wurde zum Exportschlager und schlug sich auch im Pauluskirchenparlament 1848 in Münster nieder und tut dies auch bis heute. Dieses eindimensionale Modell stellte sich aber vermehrt als ungeeignet heraus, hat sich aber in der öffentlichen Wahrnehmung massiv eingenistet. In der Wissenschaft haben sich deshalb mehrdimensionale Modelle etabliert, die aber nie ihren Einzug in eine breite politische Rezeption der Bevölkerung gefunden haben.

Von den komplexeren Modellen findet man maximal das Hufeisenschema, das wesentlich mit dem Politikwissenschaftler und Extremismusforscher Uwe Backes in Verbindung gebracht wird. Genauso wie das klassische Richtungsmodell ignoriert sie aber Berührungspunkte der extremen rechten und extremen linken wie wir sie in der Tierrechtszene sehen, die sowohl Vertreter der Neonazis als auch der Antifa anzieht. Letztere steht in engem Zusammenhang mit der Animal Liberation Front, die zum Beispiel ein „anarcho-veganes Treffen“ im Hambacher Forst veranstalteten – eine Kampagne, die massiv von Linksextremen unterwandert ist. Die Rechtsextremen nutzen da teilweise weniger subtile Namen wie etwa “Nazis für Tierrechte”, allerdings kommt das politisch rechte Gedankengut auch über religiöse Gemeinschaften in die Tierrechtsszene wie etwa durch die Gemeinschaften “Universelles Leben” und “Universale Kirche“. Mit letzterer wird etwa der Anti-Delfinarien-Aktivisten Jürgen Ortmüller in Verbindung gebracht, dessen WDSF aktuell besonders durch Distanzlosigkeit gegenüber der AfD auffällt, was wohl nicht zu Unrecht als Wahlwerbung verstanden wird.

In der klassischen Rezeption des politischen Spektrums kann man so etwas nur schwer einordnen. Manche sind eben so links, dass sie schon wieder rechts sind, könnte man salopp formulieren und trifft damit allerdings tatsächlich einen Kern, denn es gibt ja tatsächlich einen Punkt, indem sich stark links und stark rechts gerichteten Strömungen treffen: beide benötigen einen massiv autoritären Staat, was sicherlich auch – vereinfacht gesagt – der zentrale Grund ist, warum beide auf der Diktatur als Staatsform enden. Deshalb wird durchaus sinnvoll und begründet vorgeschlagen politische Parteien danach zu sortieren wie autoritär sie sind. Damit kann man dann auch die Tierrechtsszene gut unter einem Begriff fassen: sie ist politische massiv autoritär.

Tierrechtsindustrie ist politisch autoritär

Schimpansenbaby Happy im Loro Parque. | Foto: zoos.media

Wen man also eine politische Richtung der Tierrechtler identifizieren müsste, wäre das die autoritäre politische Richtung: der Staat bestimmt, was der Mensch zu denken und zu tun hat. Dazu gibt es dann eine Parade der Verbote, die demokratisch nicht durchsetzungsfähig sind und auch nicht auf Basis seriöser Wissenschaft formuliert werden können. Das deckt sich mit der links-grünen Idee einer Ökodiktatur, die aktuell im Gespräch ist, um die Verbote durchzusetzen – das ist genau wie mit rechten Ideologien, die ja auch mit Verboten auf Stimmenfang gehen wollen. Natürlich wird das alles hübsch verpackt, aber politisch autoritäre zeichnet eine populistisch begründete Verbotspolitik generell aus.

Gerne wird solche Verbotspolitik verschleiert, indem indirekte Verbote verhängt werden – ein klassisches Beispiel ist da die künstliche Verteuerung. Aktuell gibt es dazu das Sommerloch-Thema Fleischsteuer, dass der Deutsche Tierschutzbund ins Gespräch gebracht hat und dem sich politisch autoritäre Teile von Union, SPD und Grüne gegenüber offen zeigen. Dabei verschwiegen wird häufig eines der am besten belegten empirischen Gesetze der Volkswirtschaftslehre, das Engelsche Gesetz, aus dem sich sehr klar ableiten lässt, dass die Zeche dafür vor allem die Geringverdiener zahlen werden und so auch die größte Last zu tragen haben werden, weil sie prozentual am meisten für Lebensmittel ausgeben. Reiche Parteifunktionäre und vordergründig in wohlhabenden Gegenden erfolgreiche Parteien haben da leicht reden, müssen sich dann aber eben auch nicht wundern, wenn die Kluft zwischen Arm und Reich größer wird und sich immer mehr Menschen abgehängt fühlen.

Beispiele wie diese zeigen an aktueller Tagespolitik, was die Geschichte schon immer gezeigt hat: autoritäre politische beziehungsweise extremistische Ideologien, wie etwa Nationalismus oder Kommunismus, gedeihen in Diktaturen, Oligarchien oder Monarchien. Demokratie an sich ist nicht autoritär, weil sie darauf basiert, die Eingriffe des Staates in das Leben der Menschen auf ein Notwendiges zu beschränken – das ist das Prinzip, worauf etwa die Pressefreiheit basiert, die Religionsfreiheit und weitere Freiheiten. Tierschutz im eigentlichen Sinne etwa ist notwendig und ist deshalb auch Teil der deutschen Verfassung. Der verfassungsmäßig verankerte Schutz von Tieren, ihren Arten und der Natur, die sie bewohnen, ist aber ideologiefrei und wissenschaftsbasiert – also im besten Sinne liberal. Autoritäre Strömungen im Tierschutz und die Tierrechtsindustrie hingegen vertreten Auffassungen, die diesen Boden, den die Verfassung bietet, unter den Füßen verliert.

Und was nun?

Tierrechter sind also weder rechts noch links und sie in diese politischen Kategorien einzusortieren, macht keinen Sinn. Politisch sind Tierrechtler autoritär, denn ihre Forderungen umzusetzen verlangt einen aufoktroyierenden Staat und keinen freiheitlichen. Das erkennt man auch an diesem Artikel:

Was würde passieren, wenn Tierrechte deklariert werden?

Er beschäftigt sich zwar besonders mit den Folgen, aber wenn man danach fragt wie diese Folgen zu Stande kommen, wird man immer erkennen, dass es massive, autoritäre Eingriffe vom Staat benötigt werden, um diese Folgen auszulösen.

Links und Rechts haben fertig

Vor diesem Hintergrund tut man sich einfach keinen Gefallen damit die Debatte um Tierschutz oder Tierrechte wie eine politischen Richtungsdebatte über rechts und links zu führen oder zu betrachten. Es heißt hier nicht rechts gegen links, sondern autoritär gegen nicht-autoritär beziehungsweise liberal (allerdings im eigentlichen Wortsinne: freiheitlich). Das widerlegt den weit verbreiteten Irrtum, dass es eine klassische linke Forderung sei, sich für Tierschutz oder Tierrechte einzusetzen. Wahres Tierschutz-Engagement findet man in allen politische nicht-autoritären Spektren, die Tierrechtsindustrie lässt sich politisch hingegen in autoritären politischen Kreisen sehr genau verorten. Vor diesem Hintergrund ist dann auch die politische Debatte zu führen, inwiefern Tierrechtler, die sich ja auch gegen Zoos und Aquarien aussprechen, gemeinnützig sein können und dann sieht man auch rasch, dass sich Tierrechtsideologie und Verfassung nicht wirklich gut vertragen.

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