Junge Besucher reiten auf einem Elefanten im Bangabandhu Sheikh Mujib Safari Park. | Foto: Iftekhar Rahman, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Strengere Richtlinien für den Elefantentourismus bringen thailändische Reisebüros in Bedrängnis

Erschienen auf skift.com am 17.12.2019. | Von: Raini Hamdi

Die Richtlinien für Elefantentourismus werden immer strenger. Das ist nicht nur ein Problem für die Tierhalter, sondern auch für die Tiere selbst, weil die neuen Richtlinien von Ideologie statt Wissenschaft getrieben sind.

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Anmerkung: Was macht dieses Thema für eine Seite interessant, die sich schwerpunktmäßig um Zoos & Aquarien kümmert? Im Artikel geht es auch um die Zoogegner, die in dieser Frage fleißig auch ihre Finger im Spiel haben und gleichermaßen gegen diese Tourismus-Attraktionen und zoologische Haltung bei Reiseveranstaltern hetzen. Im Artikel gibt es eine sehr interessante Äußerung.

“We follow the guidelines of Born Free Foundation and Travelife and thus we do not operate any elephant riding since 2013 to comply with the requirements of our clients. But we also fail to have a solution for the survival of the animals.” – Stephan Roemer, Mehrheitsaktionär der Diethelm Travel Group und deren CEO

Obwohl er also die Richtlinien der Zoogegner-Organisation Born Free Foundation (BFF) folgt, erklärt er auch ganz klar, dass das dem Überleben der Tiere gar nichts bringt. Er erklärt auch warum: Ein Elefant kostet die Farmer vor Ort 20.000$ im Jahr, sie verdienen aber nur 4.000$ durch ihre Landwirtschaft – wer zahlt die restlichen 16.000$? Die Touristen, die Touren mit Elefanten buchen. Jetzt kann man sich natürlich fragen: Wozu braucht es Farmer, die Elefanten halten? In der Natur wird der Lebensraum der Tiere immer weiter dezimiert und deshalb stellen Farmer für die Tiere Land zur Verfügung, wo sie sie halten, aber so eine Haltung muss sich finanzieren, da das Überleben ganzer Familien vom Erfolg der Farmer abhängt.

Von den schätzungsweise 250 Elefanten-Camps in Thailand haben nur zwei ihre Haltung so umgestellt, dass sie diesen Richtlinien genügen, unterstützt wurden sie dabei von der Tierrechtsorganisation World Animal Protection – ebenfalls eine fragwürdige Zoogegner-Organisation. Derweil ist es ein offenes Geheimnis, dass in so genannten “Sanctuarys”, “Retirement homes” und “Spas”, wie sich die Camps nun gerne nennen, morgens die No-Touching-Policy der Tierrechtler vorgelebt wird und am Nachmittag es für andere Gruppen die klassischen Attraktionen gibt – Streicheln, Reiten und Baden.

“The whole topic appears to me as double faced: Tour operators want to stand in their clean vest while on the other hand the poor farmer in Asia is left with his destiny because he really loves his animals.” – Stephan Roemer, Mehrheitsaktionär der Diethelm Travel Group und deren CEO

Das ganze Thema hat also zwei Gesichter. Es ist eben nicht so einfach wie die Tierrechtler es den Reiseanbietern machen wollen, denn es gibt auch gute Anbieter, deren Tieren es sogar besser geht als in manchen zoologischen Einrichtungen, wo es keinen direkten Kontakt zwischen Mensch und Tier gibt. Das zeigt: Es sind eben nicht alle gleich, sondern man muss sich der Elefantenhaltung differenziert nähern und es ist vor dem Hintergrund nur sinnvoll anzuerkennen, was die Forschung zeigt: es gibt auch gute Haltungen von Elefanten, wo direkter Kontakt zwischen Mensch und Tier möglich ist. Das ist eigentlich auch nicht verwunderlich, da Asiatische Elefanten seit Jahrtausenden in direktem Kontakt mit Menschen leben.

“Riding a saddled elephant places less stress on an elephant than elephants in free-ranging camps.” – Dr. Chatchote Thitaram, Assistenzprofessor in der Abteilung für Tierkliniken und Wildtierkliniken der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Chiang Mai

Die Forschung vor Ort zeigt also nun auch noch, dass Elefantenreiten für die Tiere sogar stressfreier ist als ein Leben in den von Tierrechtlern favorisierten Camps. Auch das ist keine Überraschung, denn seit rund drei Jahrtausenden reiten Menschen in Asien auf Elefanten. Nicht nur wurde auf den Elefanten in den Camps ihr Leben lang geritten, sondern auch auf auf unzähligen Generationen vor ihnen. Es ist ungefähr so als würde man einen Schäferhund im Wald aussetzen oder einen Chihuahua den ganzen Tag ohne Kontakt den Garten unsicher machen lassen: es ist Tierquälerei, weil es den Tiere nicht gerecht wird.

Zum Vergleich: der deutsche Schäferhund als Rasse ist im 19. Jahrhundert entstanden, die ersten Zeugnisse für Arbeitselefanten stammen aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus – zum Vergleich als domestiziert wurden Goldfisch und Kaninchen vor 1.000 bis 500 Jahren bezeichnet. Dem Asiatischen Elefanten hat man diese Bezeichnung immer verwehrt, weil er in Menschenobhut keine anderen optischen Merkmale entwickelt, was Goldfische und Kaninchen hingegen tun – auf der verhaltensbiologischen Ebene sind Asiatische Elefanten schon seit Jahrtausenden quasi domestiziert und genau das zeigt auch dieser Vergleich.

Die Elefanten in Thailand leiden nun unter der völligen Inkompetenz der Tierrechtsindustrie, die nicht nur die Lüge verkauft, dass Elefanten in direktem Kontakt mit Menschen nicht glücklich werden könnten, und es wird zudem auch klar, dass das auf dem Papier für Laien so wohl klingende Konzept der “Sanctuarys” in der Praxis überhaupt nicht funktioniert und den auf der Erde verbliebenen Elefanten überhaupt nicht hilft. Allerdings ist zu vermuten, dass das Überleben der Elefanten niemals Ziel der Tierrechtsindustrie war, denn die wollen einfach nur die Haltung beenden und sehen Tiere lieber tot als in liebevoller, menschlicher Obhut.

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