Skyline von Berlin | Foto: Der Robert, Lizenz: CC BY 2.0

Berlin: Landestierschutzbeauftragte doch eher Tierrechtsaktivistin?

Exklusiv für zoos.media – 05.09.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Auf der Facebook-Seite der Berliner Landestierschutzbeauftragten findet sich vor allem Tierrechtspropaganda. Um Tierschutz scheint es hier nicht wirklich zu gehen.

Berlin: Landestierschutzbeauftragte doch eher Tierrechtsaktivistin?

Die Berliner Landesbeauftragte für den Tierschutz hat bestimmte Aufgaben. Zuerst als Ehrenamt eingerichtet, wird die Position seit 2017 hauptamtlich bestellt. Dazu gibt es eine schicke Stabsstelle mit mehreren Mitarbeitern. All das wird vom Steuerzahler finanziert. Somit kann man denken, dass der auch ein Anrecht darauf hat, dass sich die bezahlten Personen für den Tierschutz einsetzt. Blickt man dann auf die auf der Webseite verlinkte Facebook-Seite der Landestierschutzbeauftragten, kann man den Eindruck bekommen, dass es da gar nicht mehr um Tierschutz geht.

Tierrechtspropaganda statt Tierschutz

Schmiererei radikaler Veganer | Quelle: oFace Killah/Flickr CC BY 2.0

Schaut man sich die Seite heute morgen an, geht es im ersten Beitrag gegen das Imkern. Das käme ja immer in den Weg, wenn es darum ginge, Bienen zu schätzen. Das stimmt natürlich nicht, ist aber eben ein Standpunkt der Tierrechtsindustrie. Der nächste Beitrag zeigt die Landestierschutzbeauftragte aus Berlin auf dem “Animal Liberation March New York City”. Der Marsch hat nicht Tierschutz zum Ziel, sondern Tierrechte. PETA gab dabei Protestmaterial aus. Als Drittes findet man Werbung für die Internationale Tierrechtskonferenz 2023 – die Landestierschutzbeauftragte soll da eine Rede halten.

Direkt davor hatte sie schon Werbung für die Veranstaltung gemacht. Offenbar freut sie sich mit den Veranstaltern über eine Rede von Colin Goldner gegen Zoos. Dieser steht dem Great Ape Project vor. Das Projekt selbst ist bekannt dafür Des- und Fehlinformationen über Zoologische Gärten zu verbreiten. Auf der Facebook-Seite werden Kritiker dieser Linie des Projekts angepöbelt. Mit Tierschutz hat auch sowas nichts zu tun.

Das wird natürlich gefolgt von Tierrechtswerbung, Werbung für Tierrechtsveranstaltungen und es wird auch politisch. Dabei wird die Linie gegenüber der Regierung auch hier schnell klar: die Böse FDP und rot-grün ist ach so wundervoll. Das mag nachvollziehbar sein ist es doch das rot-grüne Bündnis mit der mit der SED rechtsidentischen Linkspartei, das die Stabsstelle so gepusht hat. Von so politischen Äußerungen steht allerdings auch nichts in ihrem Aufgabenprofil.

Tierschutz versus Tierrechte – ein wichtiger Unterschied

Dieser Hund starb durch die Hand von PETA – wie viele andere, obwohl sie auch gesund und adoptierfähig waren. | Foto von http://whypetakills.com (Nathan J. Winograd)

Die Tierrechtsideologie hat eine vollständige Beendigung der Tierhaltung zum Ziel. Dabei ist die Qualität egal, die Bedeutung egal und auch sonstige Aspekte. Die Haltung – besonders die der anderen, denn, wenn von Tierrechtlern selbst Tiere gehalten werden, findet es die Industrie plötzlich nicht mehr so schlimm – soll einfach enden. Dafür steht nicht zuletzt auch PETA. Das ist etwas völlig anderes als Tierschutz.

Seriöse Tierschützer arbeiten nicht gegen Tierhalter, sondern mit ihnen an der Verbesserung der Bedingungen für Tiere. Das wäre eigentlich auch genau das Aufgabenprofil einer Landestierschutzbeauftragten. Während sie sich so mit Tierrechtlern, Klima und sonstigen Dingen auf der Seite beschäftigt, kann man sich schon fragen: Wann geht es hier mal um Berlin? Was macht die Beauftragte überhaupt für Tierschutz? Wo gibt es echte Erfolge? Man wird nicht fündig.

Im vertrauenswürdigen Tierschutz arbeitet man üblicherweise Hand in Hand mit Zoos und Aquarien. Sie findet es jedoch wichtiger zu behaupten, dass Ökotourismus ja besser sei als ein Zoo-Besuch, für den Tiere der Natur entnommen würden. Ein Besuch in einem der drei akkreditierten zoologischen Institution in Berlin, hätte sie eines Besseren belehrt. Aber wer braucht schon Fakten, wenn er Medien mit fragwürdiger Seriosität teilen kann, nicht wahr? Um Tierschutz geht dabei nicht wirklich.

Skandalbehaftete Stabsstelle

Sich eine Stabsstelle zu leisten, deren Output vor allem nicht das ist, was sie eigentlich leisten soll, ist ein absolutes Luxusgut. Sieben Menschen arbeiten aktuell in dieser Stabsstelle. Sie verursacht damit keine geringen Kosten. Das Land Berlin steht allerdings mit über sechzig Milliarden Euro in den Miesen – Tendenz steigend. Damit liegt man dem Steuerzahler so auf der Tasche, dass man sich eigentlich keine nicht funktionierende Stelle leisten kann. Es ist ja nicht so, als gäbe es keine echten Tierschutz-Problematiken in Berlin.

Nicht zum ersten Mal kommt die Stabsstelle in die Kritik. Es stieß zum Beispiel bereits komisch auf, als Christian Arleth in das Team von Dr. Kathrin Herrmann kam. Dieser ist – laut seinem LinkedIn-Account zumindest – inzwischen im SPD-geführten Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Ein juristischer Referent ist nun von der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht. Das ist eine grüne Vorhof-Organisation, die auf juristisch tönernen Füßen stehende Gutachten verfasst, die grüne Ideen salonfähig machen sollen.

Wo Tierschutz drauf steht, ist nicht immer Tierschutz drin

Richtig Fan scheint die Landestierschutzbeauftragte von Berlin von SOKO Tierschutz zu sein. Hierbei gilt aber, wohl auch genau wie bei dieser Stabsstelle selbst: wo Tierschutz draufsteht, ist nicht wirklich Tierschutz drin. Ironischerweise wäre es doch aber eigentlich ihre Aufgabe, solche NGOs, wenn man deren Engagement für Tierschutz ernst nehmen würde, überflüssig zu machen. Der Sinn so einer Stabsstelle ist es ja, den Tierschutz zu stärken. Irgendwie scheint man bei der Stabsstelle zu verwechseln, dass die Landestierschutzbeauftragte Ansprech- und nicht Werbepartnerin für solcherlei Organisationen sein soll.

Das ist aber eines der vielen Dinge, die in Berlin politisch nach außen hin als Absicht formuliert werden, in der Realität aber gar nicht funktionieren. Ähnlich war es, als die rot-grüne Landesregierung in NRW das Verbandsklagerecht für angebliche Tierschützer einführte. Das wurde später von Schwarz-Gelb abgeschafft. Es hatte nämlich Tierrechtlern Tür und Tor geöffnet und dem Tierschutz selbst nichts gebracht. In Berlin leistet man sich diesen Luxus weiterhin. Die Zeche für dieses Versagen des Landes zahlt der Steuerzahler.

Landestierschutzbeauftrage nur ein Versorgungsposten?

So könnte sich der Verdacht aufdrängen, dass es sich bei der Position vor allem um einen Versorgungsposten handelt. So etwas passte vielleicht noch in das Bild einer rot-rot-grünen Landesregierung. Es ist aber bemerkenswert, dass die zuständige Senatorin Manja Schreiner, immerhin stellvertretende Landesvorsitzende der CDU Berlin, die Problematik noch nicht erkannt hat.

Die neuen politischen Mehrheiten in Berlin sollten ja vor allem auch Anlass geben, nicht weiter Geld, das man nicht hat, mit vollen Händen auszugeben. Daher macht es durchaus Sinn, auch solche Posten zu überdenken. Es ist nicht sinnvoll privaten Tierrechtsaktivismus staatlich zu finanzieren. Die Tierrechtsideologie richtet sich gegen die Grundlagen des Staates und steht sehr vielen sehr wohl gemeinnützigen Betätigungen im Wege.

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