Elefantenherde in Botswana (2007) | Foto: I Pinz, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Botswana: 20.000 Elefanten nur die Spitze des Eisbergs

Exklusiv für zoos.media – 06.04-2024. Autor: Philipp J. Kroiß

Dass Botswana den grünen Imperialismus der deutschen Politik mit der Schenkung von 20.000 Elefanten sanktionieren will, sorgt weltweit für Schlagzeilen. Nun hat sich auch der Wuppertaler Zoodirektor Dr. Arne Lawrenz zu Wort gemeldet und klärt über die Problematik auf.

Botswana: 20.000 Elefanten nur die Spitze des Eisbergs

In Botswana gibt es es weit über 100.000 Elefanten und das sind “70.000 zu viel”, erläuterte Dr. Arne Lawrenz im Interview mit dem WDR. Als Gründe dafür nennt er den guten Schutz der Tiere und dass sie sich frei vermehren können, weil die Population nicht kontrolliert würde. Das “Rausnehmen und Verwerten” der Elefanten sei wichtig, damit so eine Population nicht Überhand nähme.

“Wichtiger Hilfeschrei”

Elefant in Botswana | Foto: diego_cue, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DEED

Dr. Lawrenz erklärt im Interview, dass ein Elefant um die 100 Kilogramm Futter am Tag braucht, um zu überleben. Das stellt das ohnehin wenig Futter zur Verfügung stellende, aride Ökosystem der Kalahari vor zu große Herausforderungen. “Die Elefanten zerstören die Umwelt, ihr Habitat, die letzten Lebensräume”, erklärt der erfahrene Tierarzt, der auch die Zucht der Elefanten in Zoos international koordiniert. “Das darf man nicht zulassen.”

Es wäre vollkommen richtig, dass die überzähligen Elefanten dort weg müssten. In Afrika wären sie schon verteilt worden, wo noch Lebensraum verfügbar wäre. Botswana selbst räumt den Elefanten und anderen bedrohten Arten bereits viel Fläche ein. Nationalparks und Schutzgebiete machen 40% der Fläche des Landes aus. In Deutschland hingegen sind es nicht mal 10% der Fläche. So weist Arne Lawrenz auch auch darauf hin: “Wir schaffen es hier noch nicht einmal das Wisent anzusiedeln, weil die den Wald auffressen.”

Verbote töten

Vor fünf Jahren hat die damalige Bundesregierung den Import von Elefanten unmöglich gemacht. Da hat man schon eine Türe zugeschlagen, um Bestandsmanagement durchzuführen und durch die Verbringung von Elefanten in die Obhut von seriösen Zoos und Circussen die sonst notwendigen Abschüsse zu verhindern. Schon damals hatte zoos.media deutlich gemacht, dass dieses Verbot, die Problematik nur verschärfen würde. Natürlich könnten diese Institutionen nicht alle überzähligen Tiere aufnehmen, aber zumindest ein paar Elefanten das Leben retten.

Die deutsche Politik versagt also nicht erst, aber natürlich nochmal sehr besonders seit Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) dabei, den afrikanischen Ländern wirklich eine Perspektive zu eröffnen. Vielmehr sieht man eine Chronologie der Inkompetenz und des Versagens. Man hat die Afrikaner dahin gebracht, dass sie, außer mit Trophäenjagd, keinerlei andere Perspektive haben, ihre Elefantenpopulation zu kontrollieren – nun will man auch das unmöglich machen. All das geschieht unter dem Deckmantel einer Pseudo-Tierschutz-Ideologie der Tierrechtsindustrie, deren Scheitern offenkundig ist.

Elefanten erschossen, weil Tierrechtler sie nicht wollten

So langsam zeigt sich, dass die Importverbote töten – und das nicht nur Tiere. Bei den durch die Überbevölkerung ausgelösten Mensch-Tier-Konflikten, sterben auch Afrikaner. Das Tierschutz-Theater, das die Politik zusammen mit ihren Vorhoforganisationen durch Verbotspolitik auf die mediale Bühne bringt, ist den Verantwortlichen leider wichtiger als Elefanten- und Menschenleben, die man durch eine faktenbasierte Politik retten könnte. Das ist die hässliche, rassistische und tierverachtende Fratze hinter der Maske, die solchen Populisten in Politik und Medien viel zu selten runtergerissen wird.

Kolonialisten-Gehabe muss enden

Moderne Zoos und Aquarien wissen durch ihre praktische Arbeit schon lange, dass man mit der lokalen Bevölkerung kooperieren muss und nicht gegen sie arbeiten kann. Die “White savior”-Attitüde ist aber im Bereich des Pseudo-Artenschutzes sowie auch des Pseudo-Tierschutzes weit verbreitet. Wir haben schon oft darüber berichtet. Kulturimperialismus ist anscheinend in diesen Kreisen Mode. Die Idee, dass es überbezahlte NGO- oder Politfunktionäre in Deutschland brauchen würde, damit es in Afrika mit dem Artenschutz funktioniert, ist nachweislich falsch. Augenhöhe ist das Gebot der Stunde, wie auch der Wuppertaler Zoo übrigens beweist.

So ist Dr. Lawrenz einer der wenigen Artenschützer, die sich aktuell aus der Deckung wagen. Viel zu groß ist offenbar die Angst von Opportunisten in diesem Bereich aktiv Stellung zu beziehen. Dieses Zögern der anderen schadet aber vor allem dem Artenschutz. Bestandsmanagement muss stattfinden – in allen begrenzten Gebieten. Die infantile Idee der Freiheit oder der unbegrenzten Wildnis war schon immer eine Romantisierung, die mit der Realität nichts zu tun hatte. Diese Erkenntnis hängt auch eng zusammen mit dem Kampf gegen die Tierrechtsindustrie, die wiederum den funktionieren Artenschutz auf die Abschussliste gesetzt hat.

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