Eisbären auf der Guillemot Insel (Ukkusiksalik National Park, Nunavut, Canada) | Foto: Ansgar Walk, Lizenz: CC BY-SA 2.5

Klimawandel: Eisbären ohne Eis?

Exklusiv für zoos.media – 18.06.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Eine neue Studie sorgt für Aufsehen. Eigentlich belegt sie die Banalität, dass Eisbären auch ohne Eis klar kommen, aber sie wird oft falsch medial genutzt.

Klimawandel: Eisbären ohne Eis?

Die Studie selbst erwähnt Eisbären nicht einmal. Trotzdem wird sie gerade in Bezug auf diese bedrohte Art heiß diskutiert. Nämlich besonders für die beiden extremen Seiten der Klimawandel-Diskussion wird sie zum Thema. Für Menschen, die sich nicht mit den Extremata beschäftigen, geht es hier um eine Banalität. Wir wissen schon sehr lange, dass Eisbären in ihrer 600.000 Jahre langen Geschichte schon mehr Perioden eisfreier Arktis erlebt haben als der Mensch. Diese Studie belegt also gar nichts Neues.

Alarmisten stehen vor Problem …

Hungernder Eisbär in der Natur – moderne Zoos schützen die Art und ihren Lebensraum. | Foto: Andreas Weith, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Jahrelang hat man die Narrative gepflegt, dass eine eisfreie Arktis ein so genannter Kipppunkt wäre. Dass das wissenschaftlicher Nonsens ist, beweist niemand besser als die Eisbären. Trotzdem haben diese Alarmisten Eisbären immer massiv stilisiert. Das gepflegte Bild war und ist, dass der Klimawandel dafür sorge, dass den Tieren der Lebensraum quasi wegschmelzen würde. Diese infantile Sicht der Dinge war aber schon immer fachlich einfach falsch. So einfach ist es nämlich nicht.

Den Aktivisten fällt so auf die Füße, dass sie das Schicksal der Eisbären gnadenlos simplifiziert haben. Einerseits ist es richtig, den Eisbären zu einem Klima- und Artenschutz-Botschafter zu machen, andererseits darf man sich die Sache eben auch nicht zu einfach machen. Die Sache mit den Kipppunkten ist international in der Wissenschaft nicht mal wirklich anerkannt. Selbst in Deutschland, wo das zu den populärsten Argumenten zählt, gibt es reichlich Kritik aus der Wissenschaft dafür, was angeblich “die Wissenschaft” sein soll. Plakativ gesagt, hat man damit einfach aufs falsche Pferd gesetzt.

… Leugner genauso

Die Eisbären-Anlage im Erlebnis-Zoo Hannover ist naturnah und abwechslungsreich gestaltet. | Foto: zoos.media

Das Feiern, dass damit die sprichwörtliche Kuh vom Eis und der Eisbär gerettet wäre, in das Klimawandel-Leugner nun gerne einstimmen, ist aber genauso weitab von der Realität. Man muss sich fragen, warum die Eisbären die eisfreien Zeiten immer gut überleben konnten. Das lag daran, weil sie einfach nach Süden auswichen. So mischten sie sich zum Beispiel mit Braunbären, was rätselhafterweise bis heute funktioniert. Durch die Verbreitung des Menschen, ist diesem Ausweichen nicht mehr so ohne Weiteres möglich.

Das eigentliche Problem der Eisbären ist also nicht das verschwindende Eis, sondern der dadurch verschärfte Konflikt mit dem Menschen. Man kann sich das ein wenig Vorstellen wie ein Hammer und ein Amboss mit den Eisbären dazwischen. Somit stimmt es, dass das schmelzende Eis für sich genommen gar kein Problem für die Tiere wäre. Die anderen Faktoren im Lebensraum der Eisbären machen es aber eben doch zu einem Problem, weil die Ausweichstrategie der Tiere blockiert wird. Das ist dann auch ein wesentlicher Grund für die Bedrohung. Diese Problemstellung zeigt zum Beispiel der Erlebnis-Zoo Hannover durch seine Anlagengestaltung hervorragend.

Zoos und Aquarien helfen Eisbären

Eisbär im Arctic National Wildlife Refuge | Foto: Susanne Miller/USFWS, Lizenz: CC BY 2.0

Zusammen mit Partnern wie Polar Bears International arbeiten Zoos und Aquarien auf der ganzen Welt an Schutzprojekten in der Natur, aber eben auch ex situ. Beides gemeinsam ist wichtig für ein Überleben der Tiere. Dabei ist eben auch die Bildung wichtig – sowohl für die klassischen Zoobesucher als auch natürlich die schulische und akademische Bildung. Hier sind Zoologische Gärten massiv investiert. Sie ermöglichen natürlich wissenschaftliche Studien, aber auch die Überwachung der Wildpopulationen. Es geht beim Artenschutz nämlich immer darum, die Tierart und ihre Bedürfnisse wirklich zu kennen.

Die Lösung für die Eisbären findet sich also nicht im Populismus in die eine oder andere Richtung, sondern in den tatsächlich wissenschaftlichen Daten. Auch scheinbar gute Beweggründe können zu einer falschen Darstellung führen. Genau das zeigen die Eisbären auch. Das macht es umso wichtiger, genau zu kommunizieren. Seriöse Zoos und Aquarien machen das sehr gut. Daher wäre es begrüßenswert, wenn sich auch Medien und jene Aktivisten, die nur die besten Absichten haben wollen, daran orientieren. Seriös, ideologiebefreit und faktenbasierter über die Thematik Eisbären zu sprechen, täte allen gut – ganz besonders den Eisbären.

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