Delfine springen bei der edukativen Vorstellung im Zoo Duisburg vor vollen Rängen. | Foto: zoos.media

Wie sich Studio 47 zum Multiplikator von Fake News macht

Exklusiv für zoos.media – 07.09.2022. Autor: Philipp J. Kroiß

Mit einer unausgewogenen Berichterstattung hat sich das so genannte Studio 47 zu einem Multiplikator von Fake News gemacht. Dieser Artikel zeigt wie.

Wie sich Studio 47 zum Multiplikator von Fake News macht

Studio 47 ist ein Regionalsender in Duisburg, der im Schnitt eine sechsstellige Anzahl von Menschen erreicht. Als zuletzt radikale Aktivisten der Vegan Strike Group, die europaweit für ökoterroristische Aktionen bekannt ist, in das Hauptbecken des Delfinariums in Duisburg sprangen, fühlte sich der Sender auch befähigt darüber zu berichten.

Wie das Studio es allerdings mit der Ausgewogenheit bei seinem Beitrag hält, wird schon beim Durchklicken offensichtlich: Etwa ab Minute 3 des fast 12-minütigen Beitrags hält Volontär Tim Mahlo ein Interview mit der PETA-Aktivistin Jana Hoger quasi in Form einer Hofberichterstattung ohne Widerspruch oder kritische Nachfrage.

Lügen werden verbreitet

Man lässt zudem unwidersprochen Peter Janssen, den Rädelsführer der Gruppe, die bei ihrer Aktion auf die Tiere keinerlei Rücksicht nahm und deswegen nun unter anderem wegen Tierquälerei angezeigt wurde, völlig unwidersprochen behaupten, die Aktivisten würden warten, bis die Tiere aus den Becken heraus wären. Dass das gelogen ist, belegt das eigene Videomaterial der Vegan Strike Group.

Es ist somit eine schiere Lächerlichkeit, dass Studio 47 nicht mal in der Lage ist, seinen Zuschauern eine so offensichtliche Lüge kommentiert aufzubereiten. Journalismus bedeutet Einordnung. Dazu gehört auch, glasklare Lügen der Interviewten nicht einfach stehen zu lassen. Scheitert das Studio schon an so einfachen Grundsätzen oder ist dies vielleicht Absicht? Will man den Zuschauer hier möglicherweise die Meinung der Redaktion quasi aufzwingen?

Lächerliches Interview mit PETA-Aktivistin

Diesem Hund wurde von PETA die Chance auf ein neues Zuhause genommen. Zehntausenden Haustieren ging es ähnlich. | Foto von http://whypetakills.com (Nathan J. Winograd)

Auf die Idee kann man kommen, denn auch die radikale Tierrechtsorganisation PETA lässt man glasklare Fake News verbreiten. Man kann fast den Eindruck erlangen, Jana Hoger hätte einen Schuljungen als Interviewpartner und keinen ordentlich arbeitenden Journalisten. So lässt er sie zum Beispiel die kriminellen Handlungen der Vegan Strike Group ganz einfach relativieren: man müsse doch Verständnis haben für die frustrierten “Tierschützer”.

Hier hätte man sofort einhaken müssen: Einmal handelt es sich nicht um Tierschützer, sondern um Tierrechtler, zudem könnte man mit der gleichen Art der Argumentation auch jede andere Frustrationstat quasi entschuldigen. So läuft es in einem Rechtsstaat aber natürlich nicht: Wer lügt und dadurch frustriert ist, dass seine Lügen nicht zur Wahrheit werden, kann nicht einfach die Gesundheit und gar das Leben anderer Lebewesen, wie hier der Delfine, gefährden.

So darf Hoger zum Beispiel unwidersprochen behaupten, dass es in der EU “etliche Länder” geben würde, die aus dieser “grauenvollen Tierhaltung” ausgestiegen wären und das stimmt einfach nicht. In zahlreichen Ländern der EU gibt es nach wie vor Delfinarien. Dass es heute weniger Delfinarien gibt als in der Vergangenheit, hat zumeist nicht den Grund, dass diese Einrichtungen verboten wurden.

Vielmehr haben die Erkenntnisse über die tiergerechte Haltung von Delfinen dazu geführt, dass der Betrieb eines Delfinariums einen enormen Aufwand erforderlich macht. Deswegen wurden die Vorgaben der Genehmigungsbehörden so sehr verschärft, dass sich sich die erforderlichen Investitionen für viele Betreiber nicht mehr rechneten. Dies war zum Beispiel in Großbritannien oder auch in vielen deutschen Delfinarien der Fall. Grundsätzlich wird die Haltung von Delfinen und anderen Meeressäugern von der wirklichen Fachwelt ja begrüßt – über 150 Experten sprechen sich deutlich dafür aus.

Wissenschaft verstärkt Bekenntnis zur Haltung von Delfinen und anderen Meeressäugern

Wissenschaft & Artenschutz widerspricht Aktivisten

Ein Interesse an seriöser Expertise und echten Daten scheint das Studio 47 bei dieser Berichterstattung offensichtlich nicht zu haben. Fakt ist, dass das Wohlbefinden der Wale in Menschenobhut wird andauernd evaluiert wird. Einmal von den Experten der seriös arbeitenden Delfinarien und Walarien selbst, die natürlich ein großes Interesse an dem Wohlergehen ihrer Tiere haben, aber eben auch von unabhängigen Wissenschaftlern im Rahmen von entsprechenden Studien.

Die Forschung selbst erklärt deutlich, wie wichtig die Haltung von Delfinen und anderen Walen ist. Das ignoriert Studio 47 völlig, indem man eine Tierrechtsaktivistin fragt, statt Leute, die wirklich mit diesen Tieren arbeiten und sowohl die wissenschaftliche Expertise als auch ein Renommee in diesem Bereich besitzen:



Diese Forschung hilft natürlich auch dem Artenschutz beziehungsweise sie ist dessen Grundlage. Dies würde auch sehr deutlich werden, wenn man seriöse Fachleute fragen würde, die wirklich und seriös mit Delfinarien befasst sind und nicht ideologisch verblendete Organisationen, die durch Unseriosität schon in der Vergangenheit stark aufgefallen sind. Dass Studio 47 seinem Publikum lieber „Tierrechts“- NGOs vorsetzt als wirkliche Experten, wird dem Auftrag eines journalistisch arbeitenden Mediums jedenfalls nicht gerecht.


So kann, ein besserer Schutz der Tiere in der Natur dank der Delfinarien erfolgen, ohne dass beim Schutz der Tiere in Menschenobhut Abstriche gemacht werden müssen. Wirkliche Experten wüssten das, PETA-Fachreferenten leugnen diese Tatsache lieber, um mit Hilfe wahrheitswidriger und emotionalisierender Kampagnen Spenden einzunehmen, die sie dann fragwürdig verwenden, ohne dass sie dem wirklichen Tierschutz zugutekommen.

Studio 47: Unkritische Plattform

Dörte schaut neugierig durch eine Scheibe im Delfinarium des Zoo Duisburg | Foto: zoos.media

Es wäre müßig die längst widerlegten Ausführungen von Jana Hoger, die im tierrechtsfreundlichen Format hundkatzemaus von DocmaTV für VOX – dort inzwischen als zweite PETA-Aktivistin – eine ebenso unkritische Plattform bekommt, erneut zu widerlegen. Wir haben das bereits mehrfach getan. Studio 47, um die es in diesem Artikel schwerpunktmäßig geht, hat offenbar seine Hausaufgaben nicht gemacht.

Sollten die Verantwortlichen von Studio47 dies darauf zu schieben, dass es ja nur ein Volontär sei, der das Interview gemacht habe und das Gesicht des Senders für diesen Beitrag ist, wäre dies auch zu billig. Es handelt sich hier sehr offensichtlich um ein kollektives Versagen der ganzen Redaktion, die allein durch die Gewichtung zeigt, dass hier kein wirkliches Interesse an Ausgewogenheit herrscht.

Das Problem hat Studio 47 auch seit Jahren: nicht nur, dass man dort offenbar immer noch nicht versteht oder verstehen will, dass sich bei PETA um eine Tierrechts- und keine Tierschutzorganisation handelt, sondern man gibt ihnen auch immer wieder eine unkritische Plattform. Das Problem dabei ist weniger die Plattform als vielmehr, dass diese Berichterstattung völlig ohne Kritik abläuft.

Kritiklosigkeit wird Fallstrick

Immer gut besucht: Das Delfinarium in Duisburg. | Foto: zoos.media

Die Rezipienten werden von Studio 47 aktiv hinters Licht geführt: Es sollte bekannt sein, dass eine Tierschutzorganisation etwas völlig anderes als eine Tierrechtsorganisation ist. Deswegen ist es geradezu abenteuerlich PETA-Aktivisten generell als Tierschützer zu bezeichnen, denn der überwiegende Anteil der Ausgaben von PETA Deutschland e.V. fällt auf Personalkosten und Eigenwerbung. In den wirklichen Tierschutz fließen nicht mal 10%.

Zudem sollte man bedenken, dass es sich bei den “Fachreferenten” schlicht um eine Bezeichnung für die Mitarbeiter von PETA handelt. Die Tierrechtsindustrie arbeitet gerne mit solchen “Fantasietiteln“. Wenn ein Zoogeschäft einen Mitarbeiter “Wellensittichfarbfachberater” nennt, hätte das auch keine Aussagekraft über die Expertise dieser Person.

All das demaskiert eine offensichtlich sehr voreingenommene und möglicherweise auch populistische Agenda von Studio 47, die letztendlich vor allem gegen die Zuschauer gerichtet ist: denn die sind, neben dem Zoo Duisburg und damit dem seriösen Natur-, Arten- und Tierschutz, das Opfer von tendenziöser Berichterstattung.

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