Ein Foto aus besseren Zeiten: Der Haupteingang vom Miami Seaquarium bevor die Dolphin Company die Einrichtung herunterwirtschaftete. | Foto: Pietro, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DEED

Miami Seaquarium: Fall nicht auf Deutschland übertragbar

Exklusiv für zoos.media – 12.03.2024. Autor: Philipp J. Kroiß

Die radikale Tierrechtsorganisation PETA möchte mit Lügen, Fehl- und Desinformationen den Fall vom Miami Seaquarium auf Deutschland übertragen. Das aber scheitert schlicht an der Sachlage.

Miami Seaquarium: Fall nicht auf Deutschland übertragbar

Natürlich ist man es gewohnt, dass PETA versucht Politiker mit Lügen die eigene Ideologie aufzudrängen. Wie PETA nun versucht, den Fall vom Miami Seaquarium in den USA auf deutsche Delfinarien zu münzen, um die alte Zuchtstopp- und Haltungsverbot-Petition zu pushen, deren Aussagen längst widerlegt sind, entbehrt nicht einer gewissen Peinlichkeit. Zudem ist ein solches Gesetzesvorhaben bereits auf Landes- und Bundesebene krachend gescheitert, eben, weil die Pseudo-Fakten der Tierrechtsindustrie nicht stimmten.

Was ist passiert?

Die Dolphin Company, der Neu-Eigentümer vom Miami Seaquarium, hat seine Tiere außergewöhnlich schlecht gehalten. Auf zoos.media wurde darüber auch schon sehr oft berichtet. Das verstieß natürlich gegen den Vertrag, den die Dolphin Company mit der Stadt hatte, um die Liegenschaft zu nutzen. Davor wurde die Dolphin Company auch von innen und außen mehrfach gewarnt. Eine besondere Rolle spielten hierbei aktive und ehemalige Pfleger, Veterinäre und ähnliche Experten.

Besonders groß war die Kritik an den Verantwortlichen in der Management-Ebene, als diese sich mit der Tierrechtsindustrie verbrüderten, um die Orca-Seniorin Lolita in ein Netzkäfig tausende Kilometer entfernt zu sperren. Das Tier starb während der Vorbereitung darauf. Ihre vom Management aufoktroyierte Unterernährung wird dabei eine Rolle gespielt haben.

Wurde Lolita zu Tode gehungert?

Miami Seaquarium: Obduktionsergebnisse von Lolita veröffentlicht

So hatte etwa American Humane, die weltweit moderne Zoos und Aquarien, die sich tierschutzkonform verhalten, zertifizieren, das Zertifikat nach Bekanntwerden und Prüfung der Vorfälle zurückgezogen.

Lügen & Ironie

Delfinarium im Miami Seaquarium | Foto: Pietro, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Das Kalkül des Managements mit Lolita war klar: Vom Opportunismus erhoffte man sich, das taumelnde Unternehmen zu retten. Offenbar war das Vertrauen in die Tierrechtsindustrie zu einfältig, denn nun jubilieren die ehemaligen Verbündeten und hüllen den Mantel des Schweigens darüber, dass sie dem Miami Seaquarium noch vor wenigen Monaten die Füße küssten, um was vom angeblich großen Kuchen abzubekommen. So liegt in den Jubelschreien der Tierrechtsindustrie auch eine gewisse Ironie.

Besonders lächerlich wird es aber, wenn die radikale Tierrechtsorganisation PETA behauptet, das Miami Seaquarium habe “dank PETA-Aktionen und -Unterstützer:innen ein Ende”. Das ist dreist gelogen. Es waren Pfleger, Trainer und Veterinäre selbst, die die Missstände aufdeckten. Die Tierrechtsindustrie, die genau solche Experten mit Hetz-Kampagnen bekämpft, war dabei hinderlich statt nützlich.

Das will PETA natürlich verschweigen, aber es waren eben tatsächlich mutige Menschen aus der Zoowelt, dank denen die Missstände den Behörden weitergegeben wurden und die dann Beweise sammeln konnten, um der Stadt gerichtsfeste Argumente zu geben, der Dolphin Company zu kündigen. Diesen Experten selbst hat PETA nie wirklich eine Stimme gegeben, sondern sie versucht auszunutzen und letztendlich fallen gelassen. Daher ist es lächerlich wie PETA nun versucht, diesen Sieg der Experten aus der Zoowelt für sich zu deklamieren.

Opportunismus & Versagen

Die Dolphin Company, ein in der Zoowelt ohnehin verrufenes Unternehmen, weil die Unternehmenspraktiken fragwürdig sind, hat versucht, sich mit der Tierrechtsindustrie zu greenwashen und diese hat mitgespielt. Das sollte man nicht vergessen. So haben am Ende nämlich beide versagt. Man wollte wahrscheinlich das System SeaLife imitieren: Hier spielt die Tierrechtsindustrie auch den willigen Greenwasher für schlechte bis tierschutzwidrige Haltungen.

Die große Frage ist nun, ob dieses Versagen des Opportunismus auch etwas im großen amerikanischen Zooverband AZA verändert wird, der sich, wie kein anderer Zooverband in der Region, durch außergewöhnlichen Opportunismus gegenüber der Tierrechtsindustrie auszeichnet. Mitgliederzoos “entsorgen” aktuell überzählige Elefanten in einem Tierrechtssanctuary, in dem viele Tiere rasch nach ihrer Ankunft sterben. Immer wieder zeigt sich, dass das von der Tierrechtsindustrie erhoffte Greenwashing nicht wirklich funktioniert.

Delfinen in seriösen Zoos & Aquarien geht es sehr gut

Große Tümmler, die weltweit verbreitetste Delfin-Art in Zoos und Aquarien, sind gesünderweniger gestresst und leben auch länger als ihre wilden Artgenossen. Während des Trainings, das für die Tiere freiwillig ist, schütten sie Glückshormone aus und freuen sich auf die Interaktionen mit den Trainern.

Über 150 Experten betonen die Wichtigkeit von Meeressäuger-Haltungen in seriös geführten zoologischen Einrichtungen. Auch seriöse Tierschutzorganisationen, wie American Humane, stellen sich deutlich auf die Seite der ordentlich geführten Delfinarien sowie der von Zoos und Aquarien generell, die diese und andere Wale beherbergen. Rückenwind erhielt diese Position auch durch die jüngste Tierwohl-Studie zum Thema:

Auch diese wissenschaftlichen Daten und Fakten widerlegen die Propaganda, die PETA nun mit dem Aus für die Dolphin Company im Miami Seaquarium verbindet. Für die Tiere, die die Dolphin Company vor einigen Jahren mit dem Kauf des Miami Seaquariums erwarb, steht nun zu hoffen, dass sie ein neues Zuhause in den seriösen Zoos und Aquarien in Florida finden, wo es ihnen sicher deutlich besser gehen wird als in den Fängen der Dolphin Company oder der Tierrechtsindustrie. Diese kennt nämlich nur eine “Lösung” für solche Tiere: den Tod. Das bewiesen sie bei Lolita und beweist PETA ungefähr alle 3,5 Stunden.

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